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Die meistdiskutierte Studie betraf das einmal wöchentlich per subkutaner Gabe zu verabreichende Medikament Tirzepatid (Markenname Mounjaro®). Durch eine gleichzeitige Beeinflussung von zwei Stoffwechselwegen ("dualer Inkretin-Agonist") wird die Nahrungsaufnahme verringert und der Energieumsatz gesteigert. Das kann zu großen Erfolgen in der Gewichtsreduktion führen, der Effekt ist ähnlich groß wie bei einem Magenbypass. Über den Studienzeitraum von 72 Wochen hatten über 90% der Probanden einen Gewichtsverlust von 5 % oder mehr gegenüber dem Ausgangsgewicht. Die durchschnittliche Rate der Gewichtsabnahme bei den 630 Personen, die die höchste Tirzepatid-Dosis erhielten, lag über 20 kg. Die europäische Zulassungsbehörde empfahl Ende Juli 2022 die Zulassung des Medikaments zur Behandlung von Typ-2-Diabetes. Es bleibt abzuwarten, wann Tirzepatid auch in Deutschland erhältlich ist und ob es zur Behandlung von Übergewicht oder bei Jugendlichen verschrieben werden darf.
Das Thema Übergewicht scheint auch für Jugendliche mit Typ-1-Diabetes-Risiko wichtig zu sein. Es wurden neuen Daten von israelischen Militärrekruten präsentiert, die über ein Jahrzehnt lang beobachtet wurden. Sie deuten darauf hin, dass Fettleibigkeit sowohl bei Typ-1- als auch bei Typ-2-Diabetes eine ursächliche Rolle spielt. Die Studie umfasste 1 426 362 17-Jährige (834 050 Männer und 592 312 Frauen), die sich ab Januar 1996 vor der Einberufung zum Militär einer medizinischen Untersuchung unterzogen und dabei keinen Diabetes hatten. Die Daten wurden mit Informationen über Typ-1-Diabetes im Erwachsenenalter aus dem israelischen nationalen Diabetesregister verknüpft. Insgesamt wurden während des Studienzeitraums 777 Fälle von Typ-1-Diabetes registriert. Dabei zeigte sich: Jeder Anstieg des Körpermasseindex (BMI) um 5 Einheiten entsprach einer um 35 % höheren Inzidenz von Typ-1-Diabetes. Die neuen Forschungsergebnisse legen nahe, dass Fettleibigkeit in der Jugend mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Typ-1-Diabetes im Erwachsenenalter verbunden ist. "Für Menschen, die ein hohes Risiko haben, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, unterstreichen diese Ergebnisse, wie wichtig es ist, ein normales Gewicht zu halten", sagte Professor Gilad Twig vom Sheba Medical Center in Israel.
Automatisierte Insulinverabreichungssysteme (AID) bestehen aus einer Insulinpumpe, einem kontinuierlichen Blutzuckermessgerät (CGM) und einem Softwarealgorithmus, der die beiden Geräte miteinander verbindet. Viel Hype gibt es schon seit einiger Zeit um das System iLet Bionic Pancreas (Beta Bionics), welches eine gleichzeitige Abgabe von Insulin und Glukagon in einer Pumpe möglich machen soll. Dadurch soll das Risiko einer Unterzuckerung reduziert und eine Eingabe der Mahlzeit-Kohlenhydrate überflüssig werden. Ergebnisse des Insulin-Only Bionic Pancreas Pivotal Trial wurden beim ADA vorgestellt. Allerdings ist die Glucagon-Abgabe noch in der Entwicklung. "Es wurden keine Probleme festgestellt, aber es müssen noch viel mehr Daten gesammelt werden, die nicht nur zeigen, dass das Gerät funktioniert, sondern auch, dass das täglich verabreichte Glucagon sicher ist", erklärte Prof. Steve Russell vom Massachusetts General Hospital, Boston, USA.
An der Studie mit 16 Zentren nahmen insgesamt 440 Erwachsene und Kinder ab einem Alter von 6 Jahren mit Typ-1-Diabetes teil. Beim iLet müssen die Nutzer nur ihr Körpergewicht eingeben, um das System zu initialisieren und die Mahlzeiten, ohne die Kohlenhydrate genau zu zählen, in drei Mengenstufen angeben. Insgesamt waren die Verbesserungen des HbA1c bei Personen mit höheren Ausgangswerten größer und wurden in allen ethnischen und sozioökonomischen Gruppen und Bildungsschichten beobachtet. Bei den 165 pädiatrischen Probanden zeigte sich eine HbA1c-Senkung mit iLet von 8,1 % auf 7,5 %. Die Auswertung der 114 Erwachsenen, die Fiasp® im Vergleich zu Humalog® oder Novorapid® verwendeten, zeigte keine Unterschiede beim HbA1c.
Auch die neusten Daten zur Behandlung mit den Stammzell-Inseln (VX-880) von Vertex Pharmaceutical (siehe Diabetes-Eltern Journal 1/2022) wurden präsentiert. Der erste Patient, ein 64-jähriger Mann, der seit mehr als 40 Jahren Typ-1-Diabetes hat, ist neun Monate nach der Transplantation mit einen HbA1c-Wert im Normalbereich völlig insulinunabhängig. Eine zweite, 35-jährige Patientin, die seit 11 Jahren Typ-1-Diabetes hat, konnte ihren Insulinverbrauch um 30 % reduzieren. Ihre Zeit im Zielbereich hat sich 5 Monate nach der Transplantation bereits deutlich verlängert. Beide Patienten erhielten nur die Hälfte der angestrebten VX-880-Dosis. Gegenwärtig überwiegt das Risiko der notwendigen Unterdrückung des Immunsystems im Allgemeinen den potenziellen Nutzen für die meisten Menschen mit Typ-1-Diabetes, die mit der Insulinbehandlung einigermaßen gut zurechtkommen. An diesen Beispielen sieht man jedoch die vielen kleinen und großen Fortschritte in der Diabetesforschung, die auf den 83. ADA-Kongress im Juni 2023 gespannt machen.
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