Schulschwestern auch in Deutschland

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Schulschwestern auch in Deutschland

Der Einsatz von Schulschwestern für chronisch kranke Kinder sollte bundesweit Schule machen, findet die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin.

Schulen: auf chronisch kranke Kinder bislang unzureichend eingestellt

Die neuesten Daten zum Kindergesundheitssurvey (Kiggs-Studie) belegen es erneut: chronische Krankheiten im Kindesalter rücken zunehmend in den Fokus. In Zeiten der Inklusion hat dies gerade auch Folgen für den Alltag in allgemeinen Schulen, die aber auf chronisch kranke Kinder bislang nur unzureichend eingestellt sind.

Anpassungen, besser tief greifende Reformen der Schulgesundheitspflege im Regelschulalltag, sind also überfällig, meint Dr. Ulrike Horacek vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ).

Steigende Zahl chronischer Erkrankungen

Denn die die Zahl chronisch kranker Schüler nimmt insgesamt zu. 2012 hatten in Brandenburg nach repräsentativen Erhebungen des Landesgesundheitsamts 13 % der Untersuchten eine chronische Erkrankung. 2009 waren es erst 10 %. Der Anteil chronisch kranker Kinder liegt in Familien mit niedrigem Sozialstatus sogar bei 21,5 %. Bei Kindern aus Familien mit hohem Sozialstatus ist es nicht einmal jedes zehnte Kind (8,6 %).

Während der Schulzeit verschlimmern sich Gesundheitsprobleme von Kindern oder Jugendlichen sogar noch. So sind bei knapp 19 % der Entlass Schüler in Brandenburg im Jahr 2012 Sehfehler aufgedeckt worden. Im entsprechenden Einschulungsjahrgang 2012 waren es dagegen knapp 15 % gewesen.

Modell der Schulschwester hat sich in vielen Staaten bewährt

Können aber alle Lehrer zu Experten von allen chronischen Erkrankungen werden? Wohl kaum. Doch wie lauten die Alternativen? Gibt es nachahmenswerte Modelle? In Kanada, in Australien, in den meisten Staaten der USA, aber auch in vielen europäischen Staaten hat sich zum Beispiel die Schulschwester sehr bewährt.

An jeder Schule in Schweden, Finnland und England gibt es mindestens eine Schulschwester, die zumeist in einem Team aus Lehrern, Schularzt, Schulpsychologe und Schulsozialarbeiter arbeitet. Sie ist Bestandteil der Schulgemeinde und des regelhaften Schullebens, und ihre Arbeit wird in hohem Maß wert geschätzt.

Forderung: Modell auf Deutschland übertragen

Pflegewissenschaftler Andreas Kocks von der Universität Witten-Herdecke plädiert schon seit fast zehn Jahren dafür, dieses Modell auf Deutschland zu übertragen. Ganz allgemein gilt die Schulschwester in vielen Ländern als erste kompetente Ansprechpartnerin für alle gesundheitlichen Belange der Kinder im schulischen Alltag sowohl für Schüler und Eltern, aber auch für Lehrer. Sie entscheidet auch darüber, ob oder wann ein Schularzt einzuschalten ist.

Speziell für chronisch kranke Kinder in der Schule fungiert sie als Case-Managerin, indem sie die Schüler und deren Eltern unterstützt und begleitet. Zudem soll sie stets überprüfen, ob alle nachgehenden Fürsorgemaßnahmen umgesetzt und Behandlungspläne eingehalten werden.

Speziell bei chronisch kranken Kindern kümmert sich die Schulschwester um die:

  • Medikamentengabe und spezifische individuelle Pflegeleistungen;
  • spezielle Krankenbeobachtung (z. B. zur Unterzuckerung neigender Schüler mit neu eingestelltem Diabetes mellitus) oder um die Überprüfung des Hör- und Sehvermögens;
  • die Berücksichtigung individueller Erfordernisse z. B. bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien in der Gemeinschaftsverpflegung und
  • die Herstellung des Kontakts zum Jugendhilfeträger. Und umgekehrt fungiert sie beim Thema Kinderschutz als fachliche Ansprechpartnerin für Fachkräfte in den Jugendämtern.

Passgenaue und alltagsnahe fachliche Unterstützung

All diese Unterstützungsleistungen wären auch hierzulande hilfreich. Für Schüler mit Benachteiligung durch gesundheitliche Einschränkungen würde so eine passgenaue und alltagsnahe fachliche Unterstützung möglich. Eine Schulschwester kann zudem vor Ort als Ansprechpartner für Inklusionshelfer und Schulbegleiter fungieren.

Die öffentlichen Kinder- und Jugendgesundheitsdienste – so die DGSPJ – könnten für die Schulschwester Fachverantwortung übernehmen und von ihr dann hinzugezogen werden, wenn die sozialpädiatrische Kompetenz gefordert ist.

Auch Lehrer profitieren von diesem Modell

Chronisch kranke Kinder aus sozial benachteiligten Schichten würden von einer Schulschwester besonders profitieren, ist Ulrike Horacek überzeugt. Durch eine enge Kooperation mit Schulsozialarbeitern und -Psychologen vor Ort könnte dieser Effekt noch verstärkt werden.

Auch Lehrer würden durch eine solche Unterstützung entlastet und könnten sich leichter auf das pädagogische Kerngeschäft fokussieren. Und all das kommt, direkt oder indirekt wieder den (chronisch kranken) Schülern zugute. Der Einsatz von Schulschwestern macht also Sinn und sollte im wahrsten Sinne bundesweit “Schule machen”, fordern die Sozialpädiater.


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e. V. (DGSPJ)

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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