Süße Weihnachtszeit: Plätzchen-Genuss und Zöliakie

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Süße Weihnachtszeit: Plätzchen-Genuss und Zöliakie | Foto: Twopictures - stock.adobe.com
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Süße Weihnachtszeit: Plätzchen-Genuss und Zöliakie

Die Weihnachtszeit ist für viele Menschen eine der schönsten Phasen des Jahres: Lichterglanz, der Duft von Zimt in der Luft und natürlich die süßen Klassiker wie Plätzchen, Stollen und Lebkuchen. Doch für Menschen mit Typ-1-Diabetes und Zöliakie kann diese Zeit auch mit Unsicherheit und Verzicht verbunden sein.

Was auf den ersten Blick nach harmloser Weihnachtsfreude aussieht, ist bei genauerem Hinsehen oft eine Herausforderung: kohlenhydratreiches, glutenhaltiges Süßgebäck, das einerseits die Blutzuckerwerte beeinflusst und andererseits für Menschen mit Zöliakie tabu ist.

Trotzdem gilt: Weihnachten und Plätzchen-Genuss schließen sich nicht aus, auch nicht mit zwei chronischen Erkrankungen. Mit ein wenig Planung, den geeigneten Zutaten und einem bewussten Umgang mit Ernährung lässt sich die Adventszeit in vollen Zügen genießen.

Zwei Autoimmun-Erkrankungen – doppelte Verantwortung

Sowohl Typ-1-Diabetes als auch Zöliakie sind Autoimmun-Erkrankungen, die sich in ihren Anforderungen deutlich voneinander unterscheiden. Im Alltag müssen sie jedoch oft gemeinsam bewältigt werden.

Bei Typ-1-Diabetes zerstört das Immunsystem die Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Betroffene müssen ihre Blutzuckerwerte regelmäßig messen und Insulin spritzen, entsprechend der aufgenommenen Menge an Kohlenhydraten. Gerade süße Speisen mit hohem Zucker-Gehalt führen schnell zu einem starken Anstieg der Blutzuckerwerte. Entsprechend wichtig ist das genaue Einschätzen der enthaltenen Kohlenhydrate.

Zöliakie ist eine chronische Entzündung des Dünndarms, ausgelöst durch das Kleber-Eiweiß Gluten, das u.a. in Weizen, Dinkel oder Roggen vorkommt. Selbst kleinste Mengen reichen aus, um eine Immun-Reaktion auszulösen, die langfristig den Darm schädigen kann. Die einzig wirksame Therapie besteht in einer lebenslangen strikt glutenfreien Ernährung.

Studien zeigen, dass etwa 5 bis 10 Prozent der Menschen mit Typ-1-Diabetes eine Zöliakie entwickeln. Aus diesem Grund gehört eine regelmäßige Kontroll-Untersuchung auf Zöliakie inzwischen zum medizinischen Standard bei der Betreuung von Menschen mit Typ-1-Diabetes.

Weihnachtsbäckerei mit Zöliakie und Diabetes

Wer sowohl auf die Blutzuckerwerte als auch auf Gluten achten muss, kann traditionelle Rezepte mit vielen leckeren Alternativen zubereiten. Das beginnt bei der Mehl-Auswahl.

Klassisches Weizen- oder Dinkelmehl wird durch glutenfreie Mehle ersetzt, z.B.:

  • Mandelmehl,
  • Reismehl,
  • Buchweizenmehl,
  • Mais- oder Kastanienmehl,
  • glutenfreie Mehlmischungen.

Diese Mehle verhalten sich beim Backen anders als Varianten mit Gluten. Sie benötigen für eine stabile Teig-Struktur häufig Bindemittel wie Ei, Flohsamenschalen, Xanthan, Guarkernmehl, Johannisbrotkernmehl oder Chia- und Leinsamen.

Glutenfreier Hafer


Auch zertifiziert glutenfreier Hafer kann bei Menschen mit Zöliakie problematisch sein. Verantwortlich hierfür ist das im Hafer enthaltene Avenin, ein glutenähnlicher Eiweißstoff. Dieser kann in seltenen Fällen Immun-Reaktionen auslösen. Der schrittweise Einsatz von Hafer bei Zöliakie sollte daher nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Dabei sollten regelmäßig die Blutwerte kontrolliert werden, um zu prüfen, ob der Körper den Hafer verträgt.

Kohlenhydrate im Blick

Auch wenn bei Menschen mit Typ-1-Diabetes kein genereller Zucker-Verzicht nötig ist, muss jede Portion Süßgebäck in das Berechnen der Insulin-Dosen einbezogen werden. Besonders bei Kindern ist es hilfreich, die Plätzchen so zu gestalten, dass die Kohlenhydrat-Menge pro Stück gut eingeschätzt werden kann. Standardisierte Ausstechformen oder das Abwiegen der gesamten Teig-Menge vor dem Backen können dabei helfen.

Praktische Tipps für die Adventszeit

  • Passende Rezepte auswählen: Es lohnt sich, auf Rezepte zurückzugreifen, die von vornherein glutenfrei sind, z.B. Kokos-Makronen oder Zimt-Nuss-Plätzchen. Es existieren bereits viele Rezepte für traditionelles Gebäck auch in der glutenfreien Variante.
  • Zutaten genau prüfen: Bei verarbeiteten Zutaten wie Backpulver, Kuvertüre, Marzipan oder Dekor sollte die Zutaten-Liste geprüft werden.
  • Klare Trennung in der Küche: Wenn in einem Haushalt gleichzeitig glutenhaltig und glutenfrei gebacken wird, kann es zur Kreuzkontamination kommen, also der Übertragung von Gluten auf glutenfreie Lebensmittel. Daher gilt: eigene Arbeitsflächen, Backformen, Rührgeräte und Aufbewahrungsdosen für glutenfreies Gebäck verwenden.
  • Kleine Mengen backen, gezielt genießen: Kleinere Portionen helfen nicht nur beim Dosieren des Insulins, sondern auch beim bewussten Genießen. Eine kleine Nascherei zur richtigen Zeit, zum Beispiel im Rahmen einer Mahlzeit, lässt sich oft gut in den Tagesplan integrieren.
  • Plätzchen einfrieren: Wer große Mengen auf einmal backt, kann einen Teil einfrieren. So bleibt das Gebäck frisch und die Verführung ist weniger groß.

Glutenfrei Backen

Weihnachten stellt Menschen mit Typ-1-Diabetes und Zöliakie vor besondere Herausforderungen, doch mit unserem Rezept für glutenfreie Vanillekipferl wird die Adventszeit nicht zur Belastung, sondern zum Genuss.

Rezept für glutenfreie Vanillekipferl

Fazit

Weihnachten stellt Menschen mit Typ-1-Diabetes und Zöliakie vor besondere Herausforderungen, doch mit etwas Vorbereitung wird die Plätzchen-Zeit nicht zur Belastung, sondern zur Chance: für neue Rezepte, mehr Achtsamkeit und ganz viel Genuss.

Frohe Weihnachten – mit Herz, Achtsamkeit und ganz viel Genuss im Rahmen des Möglichen!


von Sarah Obst

Avatar von sarah-obst

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 74 (12) Seite 44-45

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  • loredana postete ein Update vor 2 Stunden, 36 Minuten

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

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    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

  • Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
    Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
    Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
    Viele Grüße

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