- Ernährung
“dasrößle” springt wieder!
6 Minuten
Das Echt essen-Gasthaus im Juni: Eine tatkräftige Genossenschaft rettet ein verfallenes Dorfgasthaus. In ungemein stilsicher renovierten Gasträumen wird eine währschafte Heimatküche aufgetragen
Die Dorfwirtschaft stirbt. Seit Jahrzehnten wird das beklagt; wird beklagt, dass damit ein wichtiges Stück unserer kulturellen und kulinarischen Identität stirbt. Nur, vom Klagen wird es nicht besser. Wichtiger ist, etwas zu tun. So wie am Chiemsee das Wirtshaus „D´ Feldwies“ aus dem Jahre 1554. Ein Traum von einem Gasthaus, das aber scheinbar dem Untergang geweiht war – bis es vor einigen Jahren von beherzten Enthusiasten vom See, aber auch von weither mit Hilfe einer Aktiengesellschaft gerettet wurde. Heute brummt der Laden wieder, wird wie früher im Wesentlichen Bodenständiges serviert.

Wartet wieder auf hungrige Gäste: „Rößle“ in Geschwend
Ein kleines Wunder. Aber ein noch viel größeres Wunder ist die Rettung vom „Rößle“ in Geschwend bei Todtnau, nahe dem Feldberg. Lange Zeit stand dieser über 150 Jahre alte Mittelpunkt des Dorfes leer, verfiel, teilweise waren schon die Böden vom auslaufenden Heizungswasser aufgequollen – bis auf Initiative von vier Ehepaaren aus der Gegend eine Genossenschaft gegründet und dem wunderbaren Ort neues Leben eingehaucht wurde. Mit großem Stilwillen und großem Geschick wurde die alte, schlichte Schönheit des Hauses mit seinen zwei Gaststuben, einem großen Saal für Veranstaltungen wieder hergestellt. Inzwischen wird das vor drei Jahren wieder eröffnete „Rößle“ zu Recht als Musterbeispiel einer gelungenen Revitalisierung einer Dorfgaststätte gefeiert, sogar eine Heimatserie wird dort gedreht.

Kitschfrei gemütlich: Gaststube mit alten Möbeln
An einem frühen Sonntag abend kehre ich ein – freue mich über die blanken Holztische, die authentischen alten Böden und Decken, die gelungene Beleuchtung (oft ein großes Manko, wenn renoviert wird). Begeistert bin ich, dass es „Waldhaus“-Bier vom Faß gibt, das Kultbier aus dem nahen Hotzenwald, das zu den besten Deutschlands zählt, wo noch mit echten Naturhopfendolden gearbeitet wird – und nicht mit Presspellets oder Hopfenextrakten wie in praktisch allen anderen Brauereien. Perfekt gezapft kommt das Bier auf den Tisch. Jetzt ist es Zeit für die kleine, feine Speisekarte, wo es vorneweg Salate und Suppen gibt.

So muss die Suppe sein: Feine Flädle, kräftige Brühe
Natürlich bestelle ich die Flädlesuppe, ein Gericht meiner Jugend, die ich im Wiesental verbrachte, wo auch das „Rößle“ liegt. Eine große Portion für sehr korrekte 4,20 Euro kommt auf den Tisch. Beste Flädle, also fein geschnittene Pfannkuchen. Kräftig ist die Brühe, wie sie nur gelingt, wenn auf dem Herd immer ein großer Topf mit Fleisch- und Gemüsestücken schmurgelt. Etwas mehr als zehn Gerichte „Von der Sau“, „Vom Federvieh“ und „Vom Rind“ , plus ein Fischgang, was Vegetarisches, was für die Kinder stehen noch auf der übersichtlichen Karte – und sogar die unvermeidlichen gluten- und laktosefreien Dinge werden angeboten. Mich hätten die „Hausgemachten Fleischküchle“ gereizt, aber ich entscheide mich für „Suuri Leberli mit Brägel“, ein Gericht, das es so nur in meiner badischen Heimat und natürlich in Basel gibt.

Ein Klassiker der Heimatküche: Suuri Leberli
Nächste Seite: Brägel: DAS Traditionsgericht im Schwarzwald +++ Das Gasthaus: eine kluge Mischung aus Tradition und Moderne +++ Öko-Fleisch und -Käse aus der Region +++ Wir brauchen noch viele “Rößle!”+++ Tagsüber wandern, abends tafeln
„Nimm die kleine Portion“, sagt mein Freund – und er hat recht. Die kostet mit 11,50 zwar nur rund zwei Euro weniger – aber die Menge ist nicht ganz so groß. Es ist eine wunderbare Rindsleber, fast noch leicht blutig, also nicht zu trocken, wie so oft. In einer intensiven, offensichtlich ebenfalls selbst gemachten Sauce schwimmt die Leber, interessanterweise mit Ringen der frischen Frühlingszwiebel garniert, was es nicht bräuchte, was aber auch nicht stört – und sicher der Verdauung des mächtigen Gerichts frommt, denn ich habe natürlich die große Portion bestellt.
Ein Höhepunkt ist der perfekt zubereitete Brägel, DAS Traditionsgericht im Schwarzwald. Dafür werden kalt geraspelte, gekochte Kartoffeln in der Pfanne möglichst in Schmalz knusprig gebraten. Früher war der Brägel (nicht zu verwechseln mit Brägele oder gar Rösti) bei den Bauern das „z´Morge-neh“, also das Frühstück – auch ich habe das noch bei den Großeltern so erlebt, bevor wir zum „Heuen“ aufgebrochen sind.
Ach, ja auch ein großer, frisch angemachter Salat wird ebenfalls noch gereicht – es empfiehlt sich also, vor dem Essen eine ausgedehnte Wanderung über die schönen Berge ringsum.

Portion für EINE Person: Brägel
Keinen Wirt oder Wirtin hat das Gasthaus, dafür zwei angestellte Köche und sehr freundliche Servicekräfte. Es ist aber oft jemand aus der Genossenschaft da, um dafür zu sorgen, dass das Projekt „Rössle“ auch langfristig den geplanten Weg nimmt. Von einer klugen und kundigen Genossenschaftsfrau lasse ich mir alles zeigen, bin von den neu geschaffenen sieben Zimmern begeistert, die alle nach der ruhigen Südseite ausgerichtet sind und wo noch echte Zimmermannsarbeit zu bewundern ist – eine kluge Mischung aus Tradition und Moderne.

Stilsicher informiert: Zimmer 4 im 2. Stock
Als gelernter Wirtschaftsjournalist frage ich vorsichtig, ob sich das Ganze „trägt“. Sagen wir es einmal so: Einigermaßen. Natürlich bleibt bei dieser Betrachtung weitgehend das ungeheure ehrenamtliche finanzielle Engagement der Genossenschaft außen vor – aber selbst dann ist das „Rößle“ kein Selbstläufer. Denn all die Vereine, die Stammtische, welche früher das dörfliche Leben ausmachten gibt es oft nicht mehr, auch sind die Menschen heute mobiler. Hinzu kommt, dass es viele unsinnige, sogenannte Hygienevorschriften gibt, welche gerade kleinen Betrieben, die frisch kochen, das Leben erschweren. Etwa das Verbot, die Schweine mit Küchenabfällen zu füttern – eine perfekte, über Jahrhunderte bewährte Kreislaufwirtschaft. Da wundern sich dann unsere Politiker, woher die Abneigung Vieler gegen die Diktate aus Brüssel kommt!
So, genug räsoniert. Kommen wir zum Positiven: Ein Großteil des Fleisches, des Käses kommt aus der Region, von kleinen Metzgereien, von Bauern, die noch selbst käsen, die noch selbst schlachten, wie etwa vom Geschwender Öko-Bauernhof Zimmermann Ruch, der die alte Rinderrasse „Hinterwälder“ hält. Außerdem gibt es ausgezeichnete Brände von selbst „schnapsenden“ Betrieben. Das alles ist wichtig, so kommt eine ausgezeichnete Ware auf den Tisch, so können die Landwirte auch etwas verdienen – das halte ich für sinnvoller, als über staatliche Hilfsprogramme nachzudenken, welche die Bauern wieder gängeln.

Macht Lust aufs Wiederkommen: Schankraum
Zum langfristigen Erfolg des genossenschaftlichen Dorfgasthauses trägt sicher auch der „Kulturverein“ bei, der Veranstaltungen organisiert, etwa am 25. Juni ab 18 Uhr die „Sonnwendfeier“. Macht das Wetter mit, findet das Ganze im prächtigen Biergarten statt, eine weitere Attraktion im hinteren Wiesental.
Fazit: Eine Dorfwirtschaft kann heute nicht mehr allein vom Dorf leben. Aber das währschafte Essen und das authentische Interieur machen „dasrößle“ auch für die weitere Umgebung von Basel bis Freiburg höchst attraktiv.
Also: Das Rößle lebt – und wir brauchen noch viele „Rößle“, um in stürmischen Zeiten diese Oasen der Gasthauskultur zu erhalten oder wiederzubeleben.
Tagsüber wandern, abends im „Rößle“ tafeln
Ich werde auf jeden Fall schon bald frühmorgens mit dem Bahnbus aus Lörrach ins „Rößle“ fahren, meine Tasche dort abstellen. Mit dem Bus weiter auf den Hochkopf und von dort über den Blößling zum Herzogenhorn wandern. Vom wunderbaren Aussichtsberg führt der Weg dann zum Ort Feldberg, wo es wieder mit dem Bus nach Geschwend geht. Das ist eine schöne Tagestour. Danach werde ich ganz bestimmt keine kleine Portion bestellen – und nach einigen Waldhaus-Bieren tief und fest schlafen.
„dasrößle“, Im Dürracker 3, 79 674 Todtnau, 076 71/99 25 446. 11 bis 23 Uhr, Warmes von 11 Uhr 30 bis 14 Uhr und 17 Uhr 30 bis 21 Uhr. Dienstag ist zu. www.dasroessle.de
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
, Internet: www.lauber-methode.de
⇒ zurück zur „Echt essen“-Übersicht
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Ernährung
Nachgefragt Recht | Nur in besonderen Situationen: Mehrkosten für Ernährung geltend machen
3 Minuten
- Leben mit Diabetes
Entwickler der WETID-App im Porträt: Hilfe für den Alltag mit Diabetes
8 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
stephanie-haack postete ein Update vor 1 Tag
Wir freuen uns auf das letzte virtuelle Community-MeetUp des Jahres! 🎄Morgen, Donnerstag, um 18 Uhr. Alle Infos findet ihr hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-dezember-2/
-
bloodychaos postete ein Update vor 5 Tagen, 7 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
-
ole-t1 antwortete vor 5 Tagen, 2 Stunden
Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.) -
bloodychaos antwortete vor 4 Tagen, 20 Stunden
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
-
rolli-xx antwortete vor 3 Tagen, 7 Stunden
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).
-
-
loredana postete ein Update vor 1 Woche
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
