DDG: Verbraucherschutz gehört ins Gesundheitsministerium

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DDG: Verbraucherschutz gehört ins Gesundheitsministerium

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) spricht sich dafür aus, die Zuständigkeit für Ernährung als Strategie der Prävention und Gesundheitsförderung aus dem Landwirtschaftsministerium ins Gesundheitsministerium zu verlagern. „Das Landwirtschaftsministerium vertritt primär die Interessen der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie“, erklärt dazu Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG.

„Dabei bleiben die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung leider oft auf der Strecke, wie sich jüngst wieder in der Debatte um dickmachende sogenannte Kinderlebensmittel gezeigt hat.“ Um diesen Interessenkonflikt aufzuheben, sei für Lebensmittel ein Primat der Gesundheitspolitik vor der Landwirtschaftspolitik sinnvoll. Das gilt besonders auch in Hinsicht auf die TTIP-Verhandlungen und die Frage, ob Ernährung als Teil des freien Welthandels von landwirtschaftlichen Produkten betrachtet wird oder eher als Frage der Prävention und Gesundheitsförderung.

17 Mrd. Euro Kosten durch zu viel Zucker, Fett und Salz

Im Gesundheitsministerium seien Ernährungsthemen besser aufgehoben, so Garlichs. Die moderne Ernährung mit zu viel Fett, Zucker und Salz stellt neben Rauchen, Alkoholkonsum und körperlicher Inaktivität eine der Hauptursachen für nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen und Krebs dar. Laut einer jüngst veröffentlichen Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die vom Bundesforschungsministerium gefördert wurde, verursache ungesunde Ernährung im deutschen Gesundheitssystem jährliche Kosten von fast 17 Milliarden Euro.

Dabei sind die indirekten Kosten wie beispielsweise Arbeitsausfall, Kurbehandlungen noch nicht mitgezählt. „In der internationalen Diskussion ist unstrittig, dass eine Reduzierung des zu hohen Konsums von Zucker, Fett und Salz dringend erforderlich ist“, betont Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der DDG. Einrichtungen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die britische Ärzteorganisation British Medical Organisation und viele andere fordern daher Maßnahmen wie ein Verbot von an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung oder die Einführung einer Zucker-Fett-Steuer.

Landwirtschaftsminister Schmidt: „Ich lehne Strafsteuern auf vermeintlich ungesunde Lebensmittel ab“

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) spricht sich konsequent gegen solche Maßnahmen aus. „Das ist keine Überraschung, wenn man die Strukturen genauer betrachtet“, erläutert Garlichs. So ist das BMEL für die Lebensmittelerzeugung zuständig – und dazu gehört auch die deutsche Zuckerindustrie, die derzeit erhebliche wirtschaftliche Einbußen zu verkraften hat. Wie die „Wirtschaftliche Vereinigung Zucker“ (WVZ) jüngst erklärte, wird die Zuckererzeugung aus Rüben in Deutschland nach aktuellen Schätzungen in 2015/2016 „deutlich“ hinter den Erträgen des Vorjahres zurückbleiben.

In einer Rede beim Kongress der Internationalen Vereinigung der Europäischen Rübenanbauer (CIBE) am 3. Juni diesen Jahres in Berlin sicherte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt der angeschlagenen Zuckerbranche zu, gemeinsam Lösungen für den Sektor zu finden und stellte klar: „Ich lehne Strafsteuern auf vermeintlich ungesunde Lebensmittel ab.“

Industrie verschleiert negative Folgen von gesüßten Getränken und Speisen

Die Zuckerindustrie hat in den zurückliegenden Jahrzehnten weltweit immer wieder großes Geschick darin bewiesen, Teile der Politik und Wissenschaft in ihrem Sinne zu beeinflussen. Ärzte der University of California zeichneten jüngst in der Fachzeitschrift PLOS Medicine nach, wie die Zuckerindustrie in den USA erfolgreich daran arbeitete, die Folgen von gesüßten Getränken und Speisen auf die Zähne zu verschleiern.

Zudem berichtete die New York Times kürzlich, dass der Coca-Cola-Konzern Wissenschaftlern 1,5 Millionen Dollar zahlte, damit sie mangelnde Bewegung als den wahren Dickmacher identifizieren – und gleichzeitig die Bedeutung gesüßter Softdrinks relativieren.


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)

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