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60 Kilo weniger und keine Medikamente wegen des Typ-2-Diabetes mehr – das ist die Bilanz von Bettina Meiselbachs Umstellung auf weniger Kohlenhydrate (Low Carb). Mittlerweile hat sie ihre eigene Low-Carb-Variante „Happy Carb“ entwickelt, bloggt und ist erfolgreiche Buchautorin. Ein Interview über Diabetes als Weckruf und Ratzfatz-Rezeptideen mit Discounter-Produkten.
Bettina Meiselbach: Ich war erst mal komplett auf dem Kriegspfad. Die Diagnose hat mich aber auch richtig geärgert, und mir war nach Überwinden des ersten Schocks klar, dass ich mich der Krankheit beherzt entgegenstellen wollte.
Jetzt, mehr als vier Jahre später, ist die Krankheit ein für mich fast unsichtbarer Schatten geworden, der mich aber immer begleitet und mein Leben an jedem Tag zum Besseren beeinflusst. Diabetes ist für mich ein Weckruf gewesen, und die dauernde Anwesenheit dieser chronischen Krankheit zwingt natürlich auch dazu, besser auf mich zu achten. Eine Liebe wird es sicher nicht mehr werden, aber ich habe der Diagnose rückblickend gesehen viel zu verdanken und wir haben uns so angefreundet.
Meiselbach: Mir war relativ früh klar, dass es notwendig wird, an mehreren Stellschrauben zu drehen. Da ich mich früher kaum bewegt habe, sehr viel Übergewicht hatte, ganz schlecht gegessen habe, gab es auch gleich mehrere Ansatzpunkte. Gleichzeitig bin ich aber auch relativ bequem und hatte eigentlich keine große Lust, auf einmal nicht mehr lecker zu essen oder gar als Marathonläuferin aufzutrumpfen.
Es mussten Veränderungen her, bei denen ich mich nicht verbiegen musste, die ich praktisch ins Leben integrieren konnte und die langfristig Freude machen. So veränderte ich meine Ernährung mehr in Richtung Gemüse und weg von den Kohlenhydraten, freundete mich moderat mit mehr Bewegung in meinem Leben an – alles in einem Umfang, der zu mir und meinem Leben passt.
Dazu kommt, mehr auf sich und seine Bedürfnisse zu achten und nicht immer nur zu versuchen, zu funktionieren oder Erwartungen anderer zu erfüllen. Diabetes hat mich auf mich selbst zurückgeworfen, denn ich hatte mich in den Jahren zuvor komplett verloren, und die dabei entstehenden negativen Gefühle habe ich in Essen ertränkt.
Meiselbach: Auf jeden Fall. Ich bekomme sehr viele Nachrichten von Diabetikern, die mir nachfolgen und die immer wieder begeistert von verbesserten Blutzuckerwerten berichten. Viele meiner Leser konnten die Medikamente reduzieren oder brauchen inzwischen keine mehr. Und all das, ohne komplett dogmatisch zu sein – und mit leckerem Essen auf dem Teller.
Teilweise melden sich auch schon die Diabetologen meiner Leser und finden ganz prima, was ich da auf den Weg gebracht habe. Mein Buch liegt daher in Deutschland schon in einigen Arztpraxen, das finde ich richtig toll.
Meiselbach: Die eigentliche Initialzündung kam von meinen Leserinnen und Lesern im Blog. Erst einmal sind dort einfache und leckere Gerichte immer der Renner, denn der Wunsch, gerade innerhalb der Woche, nur kurz in der Küche zu stehen, ist sehr verbreitet.
Die Idee, es auch mit den Zutaten einfach zu halten, kam mir, da ich selbst immer froh bin, wenn ich meinen Einkauf in nur einem Laden abwickeln kann. Mich da dann auf das Sortiment eines Discounters zu begrenzen, ist wiederum inspiriert durch meine Leserinnen und Leser. Häufig ist die Low-Carb-Küche, gerade beim Backen, geprägt von außergewöhnlichen und eher teuren Zutaten, die den Einstieg und das Ausprobieren der Ernährungsweise schwierig machen. Dazu habe ich einfach auch viele Leserinnen und Leser, die mit einem kleinen Budget auskommen müssen, und ich bin der festen Meinung, dass man sich auch mit eingeschränkten Mitteln gut und gesund ernähren kann.
Meiselbach: Die größte Herausforderung war ganz klar das kohlenhydratreduzierte Backen. Denn in meinen anderen Büchern nutze ich die volle Bandbreite an Zutaten, um wirklich tolle Ergebnisse zu erzielen – so war ich mit dem Discounter-Sortiment doch sehr eingeschränkt. Ich musste dann auch bei den süßen Rezepten mit Süßstoff arbeiten, den ich sonst nicht verwende. Aber ich wollte da auch konsequent bleiben und mein Konzept durchziehen. Aber gerade für das Süßmittel gibt es dann im Buch auch noch Austauschhinweise – für alle, die es natürlicher wollen und mit klassischem Süßstoff ein Problem haben.
Interview: Nicole Finkenauer
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (7) Seite 38-39
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