- Ernährung
Essen im Alter
4 Minuten
Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen – und das in jedem Alter. Gerade für Menschen der 60plus-Generation ist es wichtig, Abwechslung und Frische in ihre Lebensmittelauswahl zu bringen. Denn was viele nicht wissen, ist, dass zwar der tägliche Kalorienbedarf sinkt, nicht jedoch die Notwendigkeit, regelmäßig genug Vitamine und Mineralien aus natürlichen Lebensmitteln zu essen.
Die Menschen hierzulande werden immer älter: So wird 2050 jeder dritte Bundesbürger 60 Jahre und älter sein. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Hochbetagten (76 bis 90 Jahre) und der über Hundertjährigen stetig gestiegen. Etwa 150 000 Personen sind 95 Jahre und älter, 7 000 Personen haben mindestens 100 Jahre erlebt und 265 wurden 105 Jahre und älter.
Lag das Durchschnittsalter laut Angaben der Weltbank hierzulande 1988 bei 74,7 Jahren, waren es 2012 schon 80,8 Jahre. Gute medizinische Versorgung und ein gesunder Lebensstil tragen dazu bei, dass Best Ager auch in höherem Alter noch fit und leistungsfähig sein können. So lebt heute rund ein Drittel der Hochbetagten selbständig zu Hause. Egal ob 60 oder 100 Jahre: Der Körper braucht von einigen Stoffen jetzt mehr und von anderen weniger.
Auf Wiedersehen Muskeln
Schon ab dem 50. Lebensjahr verändern sich Muskelmasse und Fettanteil im Körper. Bis zum 80. Lebensjahr haben die meisten Senioren etwa 20 bis 40 Prozent Muskelmasse zugunsten von Fettmasse eingebüßt. Wer regelmäßig sportlich aktiv ist, kann dem ein Stückweit entgegenwirken. Das ist wichtig für den daraus resultierenden Energiebedarf und auch für die Kraft. Denn ältere Menschen verlieren etwa 3 bis 4 Prozent ihrer Kraft – und das Jahr für Jahr.
Bei fehlender Bewegung schreitet der Abbau noch schneller voran, und es kann bis zu 1 Prozent Muskelmasse pro Tag verlorengehen. Dennoch wird nicht jeder plötzlich aktiv, und mit steigender Fettmasse sinkt leider auch der tägliche Energiebedarf. Kann beispielsweise eine 30-jährige, normalgewichtige Frau rund 2 300 Kilokalorien täglich essen, sind es bei einer 75-Jährigen nur noch etwa 1 800 Kilokalorien.
Lieber ein paar Kilo mehr!
„Während viele Jugendliche und Erwachsene mit Übergewicht kämpfen, kommt es im Alter oft zu Mangelernährung und damit auch zu Untergewicht. Das birgt in der Regel ein weitaus höheres Risiko als ein Body-Mass-Index (BMI) bis etwa 30“, sagt Dr. Rainer Wirth, Chefarzt der Abteilung für Geriatrie im St. Marien-Hospital in Borken.
Mangelernährt sind laut Untersuchungen rund 15 Prozent der Senioren, die im eigenen Haushalt leben, etwa die Hälfte alter Menschen, die in ein Akutkrankenhaus eingewiesen werden, und bis zu 75 Prozent der auf Langzeitpflege angewiesenen Senioren. „Sie leiden besonders unter Eiweißmangel, ihr Immunsystem verschlechtert sich, Muskelmasse wird abgebaut. Das kostet Selbständigkeit und Lebensqualität“, sagt Prof. Dr. Cornel Sieber, der das Institut für Biomedizin des Alterns an der Universität Erlangen-Nürnberg leitet.
Was jetzt wirklich wichtig ist
„Im Bereich der Mikronährstoffe sind besonders Vitamin D, Folsäure und Vitamin B12 kritisch in höherem Lebensalter. Ein Vitamin-D-Mangel führt beispielweise zu erhöhten Knochenbrüchen. Daraus entstehende Konsequenzen sind erheblich: Ein Jahr nach einem Oberschenkelhalsbruch ist ein Viertel verstorben, 65 Prozent sind dadurch körperlich stark eingeschränkt“, erklärt Geriatrie-Experte Rainer Wirth. Praktisch kann eine Vitamin-D-Substitution auch vorsorglich bei Senioren sinnvoll sein.
Denn das Sonnenvitamin wird nur zu etwa 20 Prozent aus Lebensmitteln aufgenommen – wie fetthaltigem Fisch, Lebertran, Pflanzenölen, Eigelb oder Champignons. Folsäurereich sind beispielsweise grüne Gemüse, Vollkornprodukte und frisch gepresster Orangensaft. Gute Vitamin-B12-Lieferanten stellen Sauerkraut, Eier, Käse, Fisch, Fleisch und Bierhefe dar.
Im Hinblick auf den Schutz vor Osteoporose ist kalziumreiches Essen wichtig; hier bieten sich Nüsse, grüne Gemüse, Kräuter, Milch und Milchprodukte sowie Sojaprodukte mit Kalziumzusatz an. Praktisch heißt es also, täglich frisches Gemüse und Obst zu wählen, Milch und Milchprodukte sowie gut verträgliche und kaubare Vollkornprodukte. Sie versorgen den Körper jetzt mit vielen wichtigen Nähr- und Vitalstoffen.
Wenn das Ganze noch kombiniert wird mit einer fettbewussten Lebensmittelauswahl und dem regelmäßigen Einsatz von Pflanzenölen, sind die Weichen für ausgewogenes Essen im dritten Lebensabschnitt gestellt. Daneben ist es wichtig, täglich mindestens anderthalb Liter zu trinken. Auch drei bis vier normal große Tassen Kaffee, schwarzer und grüner Tee können hier mitgezählt werden.
Was tun bei Untergewicht?
Die Gründe für einen Verlust an Gewicht sind vielfältig: Einsamkeit, Appetitlosigkeit und eine nicht optimale Diabetestherapie können dazu beitragen, dass Kilos schwinden. Auch Medikamente, die zum Beispiel durch Überdosierung zu Appetitlosigkeit, Erbrechen und Durchfall führen, können das Körpergewicht reduzieren. Deshalb lohnt es sich, bei älteren Menschen genau zu prüfen, ob und wie viele Arzneien auf dem Tagesplan stehen, wie sie wirken und welche davon wirklich nötig sind, ausgetauscht oder abgesetzt werden können. Hier sind Ärzte und Apotheker passende Ansprechpartner.
Damit sich Untergewicht gar nicht erst entwickelt, bieten sich zum Beispiel Pflanzenöle an, um Speisen kalorisch aufzuwerten; das Volumen des Gerichts wird dadurch nicht verändert. Dazu ist es schnell und einfach, statt beispielsweise einem besser zwei bis drei Löffel von Raps-, Sonnenblumen-, Maiskeim- oder Olivenöl zum Braten und Kochen zu verwenden. Ferner versorgen die Öle den Körper mit lebenswichtigen, einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
Auch ein paar Nüsse zum Knabbern eignen sich sehr gut. Weder Fette noch Nüsse haben dabei Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel. Im Hinblick auf den Erhalt von Kraft und Muskelmasse kann die tägliche Eiweißmenge auf etwa 0,9 bis 1,1 g pro kg Körpergewicht erhöht werden. Empfehlenswert sind dazu beispielsweise Hülsenfrüchte, ab und zu eine Eierportion oder fettarmes Fleisch.
Im Hinblick auf Kohlenhydrate sind allgemein ballaststoffhaltige Lebensmittel wie fein geschrotetes Vollkornbrot (Graham-, Toast- oder Eiweißbrot) dem klassischen Weißbrot vorzuziehen. Auch ein Milchshake oder ein Eis bieten sich an und lassen sich zudem gut bei Kauproblemen essen.
Tipps bei Kauproblemen und Appetitlosigkeit
Viele Hochbetagte sprechen nicht unbedingt darüber, dass ihr Gebiss nicht mehr richtig funktioniert oder sie einfach keinen rechten Appetit und keine große Lust mehr auf Essen haben. Unsere Tipps können dabei helfen, dass Essen wieder eine Freude ist und Körper und Seele guttut.
Tipps bei Kauproblemen
- Rinde vom Brot abschneiden
- statt groben Körnerbrots besser Graham-, Eiweißbrot oder Vollkorntoast wählen
- zum Frühstück beispielsweise warmen Vollkornbrei oder Vollkornflocken mit Milch und etwas weichem Obst essen
- statt rohen Gemüses besser gedünstetes oder püriertes Gemüse essen
- Her mit Gemüsesuppen!
- Fleisch klein schneiden und falls nötig pürieren
- mehlig kochende Kartoffeln bevorzugen und mit einer Gabel klein drücken
- hartes Obst wie Äpfel und Birnen als Kompott ohne Zuckerzusatz essen
- Tiefkühlobst ohne Zuckerzusatz ist meist weicher als frisches Obst
- besser Pürieren statt Zerkochen, das schont Vitamine
- Blattsalate statt harter Rohkost nehmen
Tipps bei Appetitlosigkeit
- statt Obst beispielsweise Sanddorn- oder Acerolasaft sowie Orangensaft ohne Zuckerzusatz
- statt Gemüse bieten sich Karottenmus, -saft (ohne Honig), Gemüsesuppen, Fruchtmus, -saft ohne Zuckerzusatz an
- statt Vollkornprodukten und Brot bieten sich Haferkleie, Leinsamen oder Weizenkeime an; wichtig dazu: ein Glas Wasser oder Tee trinken
- statt Fisch unbedingt jodiertes Speisesalz und zwei bis drei Eier pro Woche essen
- statt Fleisch Hefe- und Sojaprodukte sowie ein bis zwei Eierportionen oder Aufläufe aus Kartoffeln oder Nudeln und Ei essen
- statt Milchprodukten Säfte mit Kalziumzusatz, Hefeflocken, Weizenkeime und Sojaprodukte mit Kalziumzusatz
von Kirsten Metternich
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-online.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (9) Seite 64-67
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Tagen, 12 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 5 Tagen, 7 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 3 Tagen, 7 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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