- Ernährung
Essen ohne Fleisch
5 Minuten
Essen Sie gern Fleisch und Wurst? Können Sie sich vorstellen, auch mal darauf zu verzichten? Oder fällt Ihnen allein schon der Gedanke daran schwer? Sie müssen nicht gleich zum Vollzeit-Vegetarier oder zur Veganerin werden. Ihrer Gesundheit kommt es zugute, ganz bewusst Tage ohne Fleisch und Wurst einzuplanen. Es bietet neue geschmackliche Eindrücke, ist lecker und Ihrem Wohlbefinden tun Sie damit auch einen großen Gefallen. Wir geben Ihnen Tipps, wie das erfolgreich und dauerhaft funktionieren kann.
Freitag ist Fischtag, Samstag gibt es einen Eintopf und Sonntag den obligatorischen Braten. Kennen Sie das? Früher war diese Abfolge selbstverständlich und an den restlichen Tagen kam mal ein Stück Fleischwurst oder eine Frikadelle auf den Teller. Der tägliche Konsum von Fleisch und Wurst entwickelte sich im Lauf der letzten Jahrzehnte. Denn Fleisch und Fleischwaren wurden immer günstiger, werden nach wie vor überall zu Schleuderpreisen angeboten. Die tägliche Portion Tier ist zur Gewohnheit geworden. Selten wird bei Hackfleisch, Würstchen oder Salami darüber nachgedacht, dass am Anfang der Kette Tiere ihr Leben dafür hergeben mussten, damit die Menschen es essen können. Sich allein schon dies beim Essen von Fleisch und Wurst bewusst zu machen, ist ein guter und erster Schritt, seinen persönlichen Fleisch-Konsum zu überdenken und bewusst zu reduzieren.
Welche Vorteile hat das Essen von Fleisch?
Warum essen Sie Fleisch und Wurst? Weil es lecker schmeckt? Weil es Teil der Gewohnheit und des Alltags ist? Weil es praktisch und günstig ist? Die Liste lässt sich sicher fortsetzen. Fakt ist: Fleisch und Wurst zu essen, ist nicht verwerflich. Jedoch ist es sinnvoll, genau zu schauen, wie die Tiere gehalten wurden. Auch die Mengen und die Auswahl spielen für die Gesundheit eine zentrale Rolle. Damit Tiere ein würdiges Leben haben, empfiehlt es sich, lediglich Produkte aus den Haltungsformen 3 und 4 auszuwählen. Das Angebot im Geschäft ist hier aber noch recht überschaubar. Doch es gibt positive Tendenzen – sämtliche Handelsketten planen, in den nächsten drei bis fünf Jahren überwiegend Fleisch und Wurstwaren von Tieren aus diesen Haltungsformen einzukaufen. Vielleicht greifen Sie bei Fleisch nach dem Preis zu, denn Produkte aus Tieren der Haltungsformen 3 und 4 sind teurer als die aus Haltungsform 1 und 2. Hier lohnt sich ein Umdenken: lieber Klasse statt Masse. Es empfiehlt sich also, weniger und dafür höherwertig auszuwählen. Und schon lässt sich der Fleisch- und Wurst-Konsum ganz einfach reduzieren. Ein Stück Fleisch am Sonntag oder hochwertige Wurst auf dem Brot an zwei bis drei Tagen in der Woche ist sinnvoller, als täglich Billigprodukte zu essen.
Weiß oder rot – was ist besser?
Im Hinblick auf die Wahl, von welchem Tier das Fleisch stammt, liegt die Empfehlung in Bezug auf Diabetes eindeutig auf weißem Fleisch, also vom Huhn oder der Pute sowie Fisch. Rotes Fleisch und Wurst von Schwein, Rind, Kalb, Schaf, Hammel, Lamm, Ziege oder Wild gilt es, so wenig wie möglich zu essen. Denn zahlreiche Untersuchungen bestätigen, dass rotes Fleisch das Risiko für das Entstehen eines Typ-2-Diabetes erhöht. Auch ein Einfluss auf Krebs-Erkrankungen wie Darmkrebs wird diskutiert. Negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System werden ebenfalls durch regelmäßigen Konsum von rotem Fleisch und Wurst forciert. Allerdings ist rotes Fleisch ein gesunder Lieferant des Minerals Eisen. Eisen aus tierischen Lebensmitteln kann der Körper besonders gut verstoffwechseln. Es geht aber auch mit pflanzlichen Lebensmitteln. Wenn Sie zum Beispiel Getreide, Gemüse wie Spinat, Erbsen oder Feldsalat, Kichererbsen, Linsen oder andere Hülsenfrüchte essen, unterstützt das darin enthaltene Vitamin C die Aufnahme von Eisen.
Einfach mal ausprobieren
Vegetarische und vegane Alternativen zu Fleisch und Wurst gibt es in jedem Supermarkt, Discounter und in Bio-Läden, teilweise sogar von bekannten Herstellern für Fleisch und Wurst. Denn die Nachfrage nach Produkten ohne Tier steigt ständig. Manche sind sinnvoll, andere sind eher reich an Kalorien und Kohlenhydraten. Besonders, wenn Sie den Geschmack von Fleisch, also herzhaft und pikant, mögen, kann der Austausch von Wurst und Fleisch durch entsprechende Alternativprodukte den Übergang ebnen. Probieren Sie doch mal statt der Fleischwurst auf dem Brot oder Brötchen eine der zahlreichen vegetarischen Alternativen. Es gibt sie zum Beispiel natur, mit Gurke, Schnittlauch, Chili oder Paprika. Statt Leberwurst, Mett oder Teewurst bieten sich vegane Alternativen an. Ihr Geschmack ist mitunter vergleichbar mit den fleischigen Varianten. So wie Wurst sind sie als Brotbelag (im Schnitt 20 bis 30 Gramm pro Scheibe) frei von anrechnungspflichtigen Kohlenhydraten.
Schauen Sie auf die Zutatenliste
Wer neue Geschmacksrichtungen kennenlernen möchte, kann dies dank selbst gemachter Brotaufstriche – zum Beispiel aus gekochten und zerkleinerten Linsen oder Kichererbsen mit Gewürzen, etwas Öl und Kräutern oder mit fertigen Streichprodukten aus dem Einzelhandel. Ganz gleich, ob mit oder ohne Fleisch: Bei Streichwurst, -creme und -käse können Sie auf Butter oder Margarine auf dem Brot verzichten. So sparen Sie direkt Kalorien ein. Komplett vegan und besonders kalorienarm sind zum Beispiel frische Gurkenscheiben, Paprika oder Tomaten auf dem Brot. Wer statt Fleisch etwas Ähnliches auf dem Teller wünscht, kann zum Beispiel vegetarische oder vegane Frikadellen auswählen. Praktisch ist auch veganes Hackfleisch, welches in Kühltheken der Supermärkte zu finden ist. Meist bestehen solche Produkte aus Eiweiß aus Soja, Lupinen oder Erbsen. Wenig empfehlenswert sind panierte Produkte, in Anlehnung an Schnitzel, Fischstäbchen oder Hähnchen-Nuggets. Hier lohnt sich der Blick auf die Nährwert-Analyse: In der Panade sind Kohlenhydrate enthalten. Für die Zubereitung einer Portion bedarf es mindestens zwei Esslöffel Öl, damit es knusprig wird. Kalorienärmer als ein Fleischprodukt ist das nicht. Doch es geht auch mit Bratlingen, die selbst gemacht werden, zum Beispiel aus geriebenem Gemüse mit Quark und Ei sowie Gewürzen oder mit Soja-Granulat, welches gekocht und dann weiterverarbeitet wird. Probieren Sie es doch einfach mal aus!
- 2018 aßen die Menschen 61 kg Fleisch jährlich, im Jahr 2021 waren es lediglich 55 kg – eine positive Tendenz.
- Im vergangenen Jahr wurden hierzulande knapp 52 Millionen Schweine, 3,2 Millionen Rinder, 626 Millionen Masthähnchen und 33 Millionen Puten geschlachtet.
- Ein oder zwei Tage pro Woche auf Fleisch und Wurst zu verzichten, tut der Gesundheit, Umwelt, Tieren und dem Budget gut. Probieren Sie es einfach mal aus.
So tauschen Sie Fleisch und Wurst gegen vegetarische und vegane Alternativen

- Starten Sie mit einem bis zwei Tagen ohne Fleisch in der Woche und erhöhen Sie die Anzahl der Tage allmählich.
- Wenn es Fleisch und/oder Wurst gibt, wählen Sie bewusst kleine Mengen mit hochwertiger Qualität aus.
- Essen Sie zum Beispiel in der Woche fleischfrei und wählen Sie am Wochenende oder beim Essen im Restaurant etwas mit Fleisch aus.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (9) Seite 74-77
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Aktuelles
„Weil du es kannst“: Neues Ratgeber-Buch von Shirin Valentine für Neudiagnostizierte mit Typ-1-Diabetes
2 Minuten
- Eltern und Kind
Unterricht, Brotzeit und mehr: Fit für die Schule mit Typ-1-Diabetes
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
cesta postete ein Update vor 1 Tag, 2 Stunden
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
-
sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche, 4 Tagen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
-
mayhe antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
-
sveastine antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
-
mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
-
sveastine antwortete vor 1 Tag, 13 Stunden
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
-
mayhe antwortete vor 1 Tag, 10 Stunden
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
-
mayhe antwortete vor 10 Stunden, 33 Minuten
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
-
mayhe antwortete vor 10 Stunden, 32 Minuten
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
-
-
stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Ich bin dabei 🙂
-
