Flexitarier oder Pudding-Vegetarier?

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Flexitarier oder Pudding-Vegetarier?

Fleisch war früher als besonderes Essen dem Sonntag vorbehalten; heute ist es ständig und überall verfügbar. Über eines sollte man sich beim Fleischkonsum immer bewusst sein: Am Anfang steht ein Lebewesen. Die Möglichkeiten, seine Mengen zu drosseln oder komplett zu streichen, sind vielfältig.

Kein Wunder, dass sich die Zahl der Vegetarier in den letzten sieben Jahren hierzulande verdoppelt hat: Laut Ergebnissen der Universitäten Göttingen und Hohenheim leben 3,7 Prozent vegetarisch. Der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) geht sogar von etwa 8 bis 9 Prozent der hiesigen Bevölkerung aus.

Vegetarisch leben ist gesund

Um Mangelerscheinungen zu vermeiden, ist es wichtig und empfehlenswert, abwechslungsreich und bewusst zu essen: Milch und Milchprodukte liefern Eiweiß, B-Vitamine und Kalzium. Auch Eier sind eine wertvolle Quelle für Proteine und das wichtige Vitamin B12, das in pflanzlichen Lebensmitteln nicht vorkommt. "Mit zwei bis drei Eiern pro Woche und zwei bis drei Portionen fettarmer Milchprodukte am Tag wie ein Glas Milch, 150 g Jogurt und ein bis zwei Scheiben Käse lässt sich eine ausreichende Versorgung sicherstellen", sagt Dr. Maike Groeneveld vom Bonner aid Infodienst.

Auch Hülsenfrüchte sind für Diabetiker möglich und sogar sinnvoll – neben pflanzlichem Eiweiß versorgen sie den Körper mit wichtigen Mineralstoffen wie Eisen; aus pflanzlichen Lebensmitteln verwertet der Körper es allerdings schlechter als aus Fleisch.

Das lässt sich durch sinnvolle Kombinationen ausgleichen: Enthält eine Mahlzeit neben pflanzlichen Eisenquellen gleichzeitig Vitamin C aus Kartoffeln, Obst oder Früchten, kann der Körper den zur Blutbildung wichtigen Mineralstoff besser ausnutzen. Viele Menschen, die auf Fleisch verzichten, essen aber trotzdem noch Fisch: eine gute Möglichkeit, die Versorgung mit Jod, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren zu unterstützen.

Vegan nicht für Schwangere, Kleinkinder … und Haustiere

Haustiere? Ja, Sie haben richtig gelesen. Manch überzeugter Veganer ernährt nicht nur sich selbst komplett ohne Produkte vom Tier: Auch Babys, Kleinkinder, Hunde oder Katzen werden so versorgt. Nur: Das kann zu Mangelerscheinungen führen. Deshalb raten Experten Schwangeren, Stillenden, Säuglingen und Kindern davon ab.

Grund dafür ist, dass sie zum Beispiel zu wenig Eisen aufnehmen würden. Veganern mangelt es oft auch am für Knochen und Zähne wichtigen Kalzium, das zum Beispiel in Milchprodukten enthalten ist. Außerdem trägt der Mineralstoff zur Muskelfunktion bei und spielt eine Rolle bei der Zellteilung.

Um einen Kalziummangel zu vermeiden, sind damit angereicherte Lebensmittel sinnvoll wie Sojaprodukte und kalziumreiche Mineralwässer (Kalziumgehalt über 150 mg/l). Auch die Versorgung mit Vitamin B12ist hier kritisch, weil es hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Die Versorgung kann normalerweise nur sichergestellt werden über Nahrungsergänzungsmitteloder entsprechend angereicherte Produkte wie Multivitaminsäfte, Cerealien oder Sojamilch.

Auch im Hinblick auf Jod kann es zu Engpässen kommen. Experten raten, einen Teil des Jods durch jodiertes Speisesalzaufzunehmen.

Ovo-, Lacto- und Pesco-Vegetarier …

… diese Bezeichnungen haben nichts mit Pesto zu tun, sondern bezeichnen die verschiedenen Formen des Vegetarismus: Ovo-Lacto-Vegetarier essen auch Milch, Milchprodukte und Eier. Lacto-Vegetarier streichen alles von und mit Ei von ihrem Speisezettel. Semi-Vegetarier verzichten auf rotes Fleisch, essen jedoch Geflügel. Pesco-Vegetarier essen dagegen Fisch und Meeresfrüchte.

Pudding-Vegetarier essen überwiegend süße und fleischfreie Fertigprodukte. Eine Extremform sind Frutarier – auch Fructarier genannt: Sie konsumieren nur Obst, das vom Baum oder Strauch gefallen ist. Eine einseitige und auf Dauer ungesunde Lebensweise.

"Flexitarier": die Teilzeitvegetarier

Flexitarier sind praktisch Teilzeitvegetarier. Für sie gibt es kleine Mengen Fleisch, die sie ganz bewusst und mit besonders hoher Qualität auswählen. Hier geht es also um Qualität statt Quantität. Dieser Trend nimmt zu: Knapp 12 Prozent der Befragten aus der Untersuchung der Universitäten Göttingen und Hohenheim zählen sich bereits zu den Flexitariern. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) begrüßt diese Entwicklung. Sie empfiehlt, Fleisch in Maßen zu essen. Es sollten nicht mehr als 300 bis 600 g Fleisch oder Wurst pro Woche sein.

Vegan beim Essen und Lebensstil

Maximal 0,5 Prozent der Deutschen leben vegan. Sie verzichten auf alle tierischen Lebensmittel, zu denen wegen der Produktion durch Bienen auch Honig gehört – und: Es ist eine Ideologie! Viele tragen keine Kleidung aus Seide oder Wolle und verzichten auf Schuhe und Produkte aus Leder. Natürlich kann die Umstellung auf eine vegane Lebensweise auch gesund sein.

Prominentes Beispiel ist Andreas Bär Läsker, Manager der Fantastischen Vier, Deutschlands bekanntester Hip-Hop-Band. Er brachte 160 Kilo auf die Waage und speckte mit einer kompletten Ernährungsumstellung auf vegane Kost satte 60 Kilo ab. Seine Erfahrungen und praktischen Tipps hat er in einem Buch zusammengestellt (No Need For Meat – Oder: Vegan ist, wenn man trotzdem lacht; Trias-Verlag). Ein positives Beispiel dafür, dass auch für Männer, denen Fleisch sehr wichtig ist, ein anderes, viel gesünderes Leben möglich sein kann. Sie müssen sich halt nur noch entscheiden.

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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