Mit dem Diabetes im Freizeitpark

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Community-Beitrag
Mit dem Diabetes im Freizeitpark

Als Kind habe ich meine Ferien meistens in Kroatien oder Italien verbracht. Wenn es an den Gardasee ging, schlug mein Herz immer höher. Denn dort ist Italiens größter Freizeitpark – das Gardaland – ansässig. Dort verbrachte ich viele Sommer. Was meinen Eltern nicht klar war: Sie haben mich damit erfolgreich zum Freizeitpark-Junkie erzogen.
Den ersten Freizeitpark, den ich mit dem Diabetes im Gepäck besuchte, war der Europapark. Ich hatte einen Riesen-Spaß. Bis meine Werte auf unerklärliche Weise in die Höhe schossen.

Adrenalin-Rausch

Wie kommt’s? Was man als Diabetiker selten bedenkt: Adrenalin und Cortisol sind Stresshormone, die den Blutzucker in die Höhe treiben. Beide werden beim Fahren aufregender Fahrgeschäfte vom Körper ausgeschüttet. Leider kann man schlecht etwas dagegen machen. Es gibt kein Schema zur Berechnung wie bei Kohlenhydraten. Auch sind die Auswirkungen bei jedem Diabetiker anders. Das Einzige, das hilft, ist, Korrektur zu spritzen.

Die Hitze setzt nicht nur dem Diabetes zu

Ist euch schon mal aufgefallen, dass euer Insulinverbrauch im Sommer anders ist als im Winter? Bei manchen Diabetikern wirkt (vor allem das Langzeit-)Insulin/Basalinsulin schneller oder sie brauchen generell weniger. Das kommt davon, dass sich die Gefäße bei Hitze weiten und so das Insulin besser im System zirkulieren kann.

Im Freizeitpark seid ihr ja außerdem den ganzen Tag auf den Beinen. Bedenkt, dass euer Insulinverbrauch deshalb etwas geringer sein könnte. Natürlich ist jedem (auch Nicht-Diabetikern) zu raten, genug zu trinken. Denkt daran, euer Insulin kühl zu halten.
Durch die Hitze schwitzt man auch. Bedenkt, dass sich euer FreeStyle Libre oder die Insulinpumpe lösen könnten. Nehmt also immer Ersatzkatheter oder Tape mit.

Schaut euch alle diese Leckereien an

Beim Essen kann es schwierig sein, die BE richtig zu berechnen. Hier gilt das gute alte Schätzprinzip. Wer sich nicht sicher ist, kann sich vorher über die Nährwerte bestimmter Lebensmittel informieren. Im Freizeitpark typisch sind z.B. Pizza, Nudeln, Burger, Pommes, Popcorn, Zuckerwatte oder Schnitzel. Die genaue Angabe von Kohlenhydraten ist nur auf verpackten Lebensmitteln (z.B. Eis am Stiel) gegeben.
Die Auszeichnung von Allergenen ist inzwischen EU-weit vorgeschrieben.

Security-Check – denn Sicherheit ist wichtig

In den letzten Jahren wurde sicherheitstechnisch viel aufgerüstet. Nicht nur im Freizeitpark, sondern auch in Museen, bei Sehenswürdigkeiten oder auf Festivals müsst ihr mit Sicherheitskontrollen rechnen. Diese sind zwar nicht so streng wie am Flughafen, jedoch kann es trotzdem sein, dass man eure Tasche durchsucht. Habt deshalb immer einen internationalen Diabetikerausweis oder ein Attest vom Arzt dabei, denn in der Regel sind spitze Gegenstände in Freizeitparks nicht erlaubt.

Wenn es über den großen Teich geht

Freizeitparks in den USA haben eine andere Schwerbehinderten-Politik als europäische. Meistens gibt es dort keinen vergünstigten Eintrittspreis. Während man in Europa in der Regel das Gepäck mit in die Warteschlange nehmen darf und dann vor dem Einstieg in das Fahrgeschäft abstellt oder sogar mitnehmen darf, ist es in den meisten Freizeitparks in den USA aus sicherheitstechnischen Gründen nicht erlaubt, das Gepäck mit in die Warteschlange zu nehmen. Auch Handys oder Kameras. Alles muss vor dem Betreten der Schlange in Fächern verstaut werden.
In den USA gibt es eine sogenannte DAS-Card. Menschen, denen es nicht möglich ist, lange in einer Schlange zu stehen, können mit dieser Karte die Warteschlange überspringen. Die Zuteilung der Karten ist immer eine Einzelfallentscheidung und erfolgt nur bei schwerwiegenden Problemen mit dem Diabetes, z.B. häufige Hypoglykämien, und natürlich mit Attest vom Arzt. In Deutschland gibt es diese Ausnahmeregelung nicht. Das Legoland zeigt sich kooperativ und bietet seinen Gästen an, in so einem Extremfall mit den Mitarbeitern am Infopoint über einen „Ausgangspass“ zu reden. Auch im Disneyland Paris ist es möglich, einen solchen DAS-Pass zu bekommen. Voraussetzung ist ein maximal drei Monate altes Attest vom Arzt.

Andere Freizeitparks bieten kostenpflichtige Express-Pässe an. Vor allem Familien mit Kindern würde ich die Anschaffung eines solchen Express-Passes empfehlen. Es kann sehr ärgerlich sein, wenn man schon lange ansteht und dann wegen einer Hypoglykämie die Schlange wieder verlassen muss.

Planung ist das A und O

Grundsätzlich ist noch zu sagen: Je größer der Freizeitpark und je eher euer Besuch in der Hauptsaison liegt, desto mehr Zeit braucht ihr, um alles zu sehen und zu fahren. In den Sommermonaten von Juni bis August, wenn viele deutsche Bundesländer Schulferien haben, und zu Pfingsten sollte man sich auf jeden Fall zwei Tage Zeit nehmen. Ab September wird es wieder ruhiger. Auch große Freizeitparks wie der Europapark, Disneyland Paris oder in den USA die Universal-Studios nehmen mindestens zwei Tage in Anspruch.

Nehmt euch lieber einen Tag mehr Zeit. Macht zwischendrin Pausen. Esst vernünftig und nicht nur schnell an irgendwelchen Ess-Buden.

Nehmt euch schon vor eurem Besuch einen Parkplan zur Hand und überlegt euch, was ihr unbedingt sehen und fahren wollt. Informiert euch, wo im Park Erste-Hilfe-Stationen liegen und wo ihr im Notfall etwas gegen eine Hypoglykämie herbekommt.

Wenn ihr Schlauch-Pumpenträger seid, solltet Ihr euch vorher überlegen, wo ihr euren Katheter setzt. Natürlich gibt es die Möglichkeit, die Pumpe schnell abzustecken. Wer das nicht möchte, sollte wissen, dass die Sicherheitsbügel der meisten Achterbahnen im Bauchbereich sind und dass ihr oft sehr „eingequetscht“ in der Achterbahn sitzt.

Tipps zur richtigen Tragestelle hat u.a. die liebe Carolin schon zusammengefasst:

Insulinpumpentragekomfort?

Ich wünsche euch einen tollen Sommer und viel Spaß auf Achterbahn, Kettenkarussell und im Autoscooter.

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  • carogo postete ein Update vor 1 Tag, 8 Stunden

    Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?

    • Das wüsste ich auch gerne.

    • Liebe Carogo,
      anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
      VLG
      Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion

    • @gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?

  • cesta postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

  • sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Wochen

    hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • mayhe antwortete vor 3 Wochen

      Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

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