- Ernährung
Was Schlaf mit dem Gewicht zu tun hat
5 Minuten
Störungen beim Ein- und Durchschlafen können einem den Verstand rauben. Nicht nur, dass sie deutlich stressen: Schlechter und insbesondere zu wenig Schlaf können sich negativ auf das Gewicht und auf die Fettverteilung im Körper auswirken.
Drei Uhr morgens: 98, 99, 100 – spätestens, wenn Sie beim 100. Schäfchen angekommen sind und immer noch wach liegen, dreht sich das Gedankenkarussell: Warum kann ich nicht schlafen, wie schaffe ich es jetzt endlich, in den Schlaf zu finden? Warum bin ich schon wieder aufgewacht? Schlafprobleme nehmen mit dem Alter zu: „Im Schnitt liegt der Anteil der Erwachsenen bei rund 30 %. Etwa 10 % davon haben eine ausgeprägte Ein- und Durchschlafstörung, Insomnie genannt“, erklärt Dr. Michael Feld, Schlafexperte aus Frechen bei Köln.
7 bis 10 Stunden sind üblich
Manche Menschen kommen mit 4 bis 5 Stunden Schlaf aus, doch die breite Masse, rund 70 bis 80 %, braucht 7 bis 8 Stunden Schlaf pro Tag. „Es gibt Menschen, die mindestens 9 bis 10 Stunden nötig haben. Schwierig wird es, wenn sie mit einem chronischen Schlafdefizit kämpfen und entsprechend häufig müde sind“, erklärt Somnologe Feld. Der Schlafmediziner weiß, dass der individuelle Schlafbedarf genetisch festgelegt ist. Allerdings kann sich der Mensch anpassen und seine Schlafhygiene verändern – eine wichtige und lohnende Sache, denn zu wenig Schlaf geht auf Dauer zu Lasten der Gesundheit.
Vielleicht haben Sie selbst schon Probleme mit gutem Schlaf erlebt, z. B. durch eine Schlafapnoe? Dabei setzt das Atmen in der Nacht immer wieder aus, ohne dass Sie dies wissen. Aber auch Medikamente, Wechseljahre bei Frauen, psychosoziale Probleme und Sorgen, insbesondere in der aktuellen Corona-Pandemie, können einem den Schlaf rauben.
So fördert Schlafmangel Übergewicht
Studien bestätigen, dass Schlafmangel einen direkten Einfluss hat auf das Körpergewicht, die Fettansammlung vor allem im Bauchraum (viszerales Fett) sowie auf das Risiko für Typ-2-Diabetes. Nur: Warum haben Schlafdauer, -zeitraum und -qualität einen derartigen Einfluss auf den Organismus? Diskutiert wird, ob eine kurze Schlafdauer den Energieverbrauch herabsetzt – mit der Folge, dass spontane Bewegungen reduziert werden, die Körpertemperatur sinkt und der Grundumsatz verringert wird.
Schlafmangel beeinflusst die appetitregulierenden Hormone Leptin und Ghrelin: Die Konzentration des Sattmacherhormons Leptin nimmt ab. Gleichzeitig steigt der Anteil des appetitanregenden Hormons Ghrelin. Dieses Ungleichgewicht kann zu einem verstärkten Lustessen während der gesamten Zeit des Wachseins beitragen. Je länger Sie also auf den Beinen sind oder auf dem Sofa sitzen, desto größer ist die Verlockung, immer wieder etwas zu essen oder unbewusst zu naschen.
Würden Sie das Bett dem Sofa vorziehen und sich zum Schlafen hinlegen, tragen Sie einfach und schnell dazu bei, insgesamt weniger zu essen und zu trinken. Das ist ein wichtiger Aspekt, denn bei Fernsehen, Tablet-, PC- oder Smartphone-Nutzung ist der Energieverbrauch nur 10 % höher als während des Schlafs. „Meist ist der Schlaf durch bestehendes Übergewicht insgesamt schlechter, obwohl viele Betroffene in Summe mehr schlafen“, erklärt Schlafexperte Dr. Feld.
Dies hängt oft z. B. mit besagter Schlafapnoe zusammen. Ebenfalls kommt es häufig zu erhöhtem Blutdruck in der Nacht – auch das stört den Schlaf. „Eine Stunde zu wenig schlafen sind im Schnitt rund 300 Kalorien am Tag mehr. Denn wer zu wenig schläft, hat häufig mehr Appetit und isst oft entsprechend mehr“, weiß der Frechener Somnologe Feld.
Unterzuckerungen in der Nacht?
Schwierigkeiten beim Durchschlafen können auch durch Unterzuckerungen (Hypoglykämien, umgangssprachlich „Hypo“) auftreten – vor allem, wenn Sie Insulin spritzen oder Tabletten einnehmen, die eine Unterzuckerung bewirken können, ebenso nach dem Genuss von Alkohol. Wie sieht es mit Ihrer Spätmahlzeit aus? Essen Sie etwas? Und wenn ja, was – z. B. einen Apfel? Dieser reicht nicht aus, um Ihren Körper über einen Zeitraum von mindestens 7 Stunden mit Kohlenhydraten zu versorgen.
Das am Abend gespritzte Insulin wirkt in der Nacht weiter – mit der Folge, dass nachts eine Unterzuckerung auftreten kann. Entweder Sie werden dann wach, essen etwas und können danach weiterschlafen. Oder Sie verschlafen die Hypoglykämie und haben am Morgen erhöhte Blutzuckerwerte.
Was macht die Leber nachts?
Wie kommt das? Bedingt durch die nächtliche Unterzuckerung aktiviert die Leber ihre Reserven an Glykogen (Zuckerspeicher), um den Mangel im Blut auszugleichen – mit der Folge des hohen Wertes nach dem Aufwachen. Um dies zu umgehen, empfiehlt sich eine letzte Mahlzeit vor der Nacht in Form von Kohlenhydraten mit Eiweiß und/oder etwas Fett sowie Ballaststoffen: Magerquark oder Skyr mit Obst, Naturjoghurt mit frischen Früchten, Dickmilch oder Kefir mit Obst. Möglich ist z. B. auch eine Scheibe Roggenvollkornbrot mit Käse oder fettarmer Wurst oder mit vegetarischem Belag.
Wenn Sie dieses Phänomen schon erlebt haben, probieren Sie dies mindestens eine bis zwei Wochen aus und dokumentieren es entsprechend. Eine Kombination aus Kohlenhydraten plus Eiweiß, Fett und Ballaststoffen trägt dazu bei, dass gegessene Kohlenhydrate in der Nacht langsamer verstoffwechselt werden und sich Hypoglykämien in der Nacht verhindern lassen.
15 Praxistipps für Ihren besseren Schlaf
- Überprüfen Sie Ihre Schlafgewohnheiten: Dauer, Qualität, Zeitpunkt, wie lange liegen Sie wach, wie ist es mit dem Durchschlafen?
- Wenn Sie Insulin spritzen oder Medikamente einnehmen, die eine Unterzuckerung bewirken können, achten Sie auf die Art Ihrer Spätmahlzeit.
- Empfehlenswert sind hier Spätmahlzeiten aus einer Kombination von Kohlenhydraten mit Eiweiß, Ballaststoffen und individuell auch etwas Fett.
- Wie häufig und in welcher Menge trinken Sie Alkohol, insbesondere abends? Das erhöht das „Hypo“-Risiko!
- Wann gibt es die letzte große Mahlzeit, und woraus besteht diese in der Regel? Sehr Fettreiches und/oder Ballaststoffreiches zum Abendessen kann die Schlafqualität beeinflussen.
- Trinken Sie Kaffee, schwarzen und grünen Tee sowie Energy Drinks und Cola Zero ab dem Mittag nicht mehr.
- Statt vor dem TV, PC, Handy und Co zu sitzen, gehen Sie besser direkt ins Bett und schlafen.
- Sitzen Sie eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr vor Geräten mit blauem Licht (Tablet, Handy etc.). Lesen Sie Bücher statt digital besser in Papierform. Blaues Licht dieser Geräte kann die Schlafqualität beeinflussen.
- Regelmäßige Bewegung, auch ein kleiner Abendspaziergang, verbessert Ihre Schlafqualität deutlich.
- Meiden Sie intensives Kraft- oder Konditionstraining kurz vor dem Schlafengehen, hier braucht der Körper seine Zeit, bis er wieder zur Ruhe kommt.
- Sorgen Sie für eine angenehme Schlafumgebung: abgedunkelt im 16 bis 18 °C temperierten Raum.
- Entspannungsübungen wie autogenes Training, wohltuende Freizeitbeschäftigungen und bewusst positives Abschalten fördern guten Schlaf.
- Empfehlenswert sind feste Schlafenszeiten, auch am Wochenende.
- Lavendelduft kann helfen, besser ein- und durchzuschlafen, z. B. als Kopfkissenspray oder in einem Aromadiffusor auf dem Nachttisch.
- Sollten Schlafprobleme nicht verschwinden, besprechen Sie diese unbedingt mit Ihrem Arzt oder einem Schlafexperten (Somnologen).
Sie wissen es: Regelmäßige Bewegung im Alltag sowie mehr Bewegung und Sport tun Ihrem Blutzucker, dem Gewicht und der Seele gut. Nicht nur das – eine Studie mit chinesischen Erwachsenen bestätigt hier den Zusammenhang mit besserem Schlaf:
Bewegungsmangel sorgt für schlechteren Schlaf
Studienteilnehmer, die im Schnitt weniger als 6 Stunden pro Nacht schliefen, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko, an Gewicht zuzunehmen, im Vergleich zu denen mit 7 Stunden und mehr. Dabei zeigte sich, dass der Zusammenhang bei Personen, die keinen Sport trieben, ausgeprägter war. Japanische Wissenschaftler untersuchten in einer Studie mit 59 Typ-2-Diabetikern mittels eines Fragebogens deren Schlafgewohnheiten.
So zeigte sich ein Zusammenhang zwischen ungünstigen Ritualen wie spätem Zubettgehen, unregelmäßigen Bettzeiten sowie einer kurzen Schlafdauer und höherem Anteil von Fettansammlungen um die Organe (viszerales Fett). Wie wäre es also gerade jetzt im Frühling mit einem kleinen Abendspaziergang, statt den Abend auf dem Sofa zu verbringen?
Schwerpunkt „Facettenreich – Essen bei Diabetes“
von Kirsten Metternich von Wolff
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (5) Seite 26-28
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 16 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Tag, 7 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 11 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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