- Ernährung
Wenn die Zöliakie noch dazukommt…
5 Minuten
Wer Typ-1-Diabetes hat, trägt auch ein höheres Risiko, an Zöliakie zu erkranken. Aber was ist das eigentlich – Zöliakie? Und was ist, wenn jemand beides hat – also doppelt von einer chronischen Erkrankung betroffen ist? Wichtig ist auf jeden Fall eine sorgfältige Diagnose, um ganz sicherzugehen. Außerdem sollten Betroffene unbedingt darüber Bescheid wissen, wie sich die glutenfreie Ernährung auf ihren Blutzucker auswirken kann.
Warum treten Typ-1-Diabetesund Zöliakie so häufig gemeinsam auf? Wahrscheinlich ist der Grund dafür, dass beide Erkrankungen auf die gleichen Erbanlagen zurückzuführen sind. Als wäre die Diagnose Diabetes nicht schon genug, leiden deshalb ca. 4 bis 11 Prozent der Menschen mit Typ-1-Diabetes zusätzlich an einer Zöliakie.Bei der Auswertung einer großen deutsch-
österreichischen Datenbank zeigte sich bei jedem zehnten Patienten mit Typ-1-Diabetes eine Zöliakie.
Und wie ist es bei Typ-2-Diabetes? Patienten mit Typ-2-Diabetes haben kein erhöhtes Risiko für Zöliakie – die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, ist für sie also gleich hoch wie bei Gesunden.
Was ist Zöliakie?
Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, bei der körpereigene Zellen vom Immunsystem angegriffen werden – es ist also wie Typ-1-Diabetes eine Autoimmunkrankheit. Bei einer Zöliakie entzündet sich durch das Gluten in der Nahrung die Darmschleimhaut. Gluten ist als Klebereiweiß vor allem in heimischen Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel enthalten.
Die Entzündung der Darmschleimhaut hat zur Folge, dass sich die Darmzotten im Dünndarm zurückbilden. Darmzotten sind Erhebungen/Falten in der Dünndarmschleimhaut. Durch diese Falten vergrößert sich die Oberfläche des Dünndarms, so dass Nährstoffe besser aufgenommen werden können.
- Durchfall
- Fettstühle
- Gewichtsverlust
- Erbrechen
- Blähbauch
- Bauchschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Gedeihstörungen beim Kind
Viele Patienten haben nur wenige oder einzelne Beschwerden, teilweise auch an anderen Organen als dem Darm, z. B.:
- erhöhte Leberwerte
- Depressionen
- gynäkologische Probleme
- Erkrankungen des Knochenstoffwechsels
Beim Gesunden ist der Dünndarm mit vielen dieser Darmzotten ausgestattet. Fehlen die Zotten – wie bei der unbehandelten Zöliakie – werden nicht mehr ausreichend Nährstoffe aufgenommen, und es entsteht im Laufe der Erkrankung ein Nährstoffmangel. Zudem kommt es zu entzündlichen Vorgängen im Körper, die ebenfalls manche der Krankheitszeichen auslösen können. Die Zöliakie beschränkt sich nicht nur auf den Darm, sondern ist eine Erkrankung des gesamten Körpers, eine Systemerkrankung.
Erst Diabetes, dann Zöliakie
Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten. Bei den meisten Menschen, die von beiden Erkrankungen betroffen sind, wird der Diabetes vor der Zöliakie entdeckt – durch die typischen Beschwerden lässt sich der Diabetes meist schnell und einfach diagnostizieren. Bei Zöliakie sind die Beschwerden dagegen oft unspezifisch und eher schwach ausgeprägt. Nicht selten werden sie vom akuten Verlauf des Diabetes überdeckt, so dass die Zöliakie lange Zeit unentdeckt bleibt.
Deshalb sollen Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes sowohl bei Diabetesdiagnose, aber auch im weiteren Verlauf regelmäßig auf Zöliakie untersucht werden. Erwachsene sollten mindestens einmal auf Zöliakie untersucht werden, wenn dies in der Kindheit noch nicht geschehen ist. In einem Vergleich von Menschen mit Typ-1-Diabetes und solchen, die Typ-1-Diabetes und Zöliakie haben, waren die doppelt Betroffenen zum Zeitpunkt der Diabetesdiagnose jünger, hatten ein niedrigeres Körpergewicht sowie eine geringere Körpergröße und waren häufiger weiblich.
Erst Diagnose, dann Umstellung auf glutenfreie Ernährung
Besteht ein Verdacht auf Zöliakie, wird das Blut auf bestimmte Antikörper untersucht. Sind diese Antikörper in einer erhöhten Konzentration messbar, muss außer in genau definierten seltenen Fällen noch eine Dünndarmbiopsie durchgeführt werden, um endgültig sicher zu sein, dass es sich um eine Zöliakie handelt. Dabei wird mittels eines Endoskops der Dünndarm von innen angeschaut, und es werden bis zu sechs Gewebeproben an verschiedenen Stellen des Dünndarms entnommen. Die Dünndarmschleimhaut zeigt bei Menschen mit Zöliakie weniger Ausstülpungen, d. h. die Darmzotten sind abgeflacht (siehe Abbildung oben).
Durch eine Ernährung ohne Gluten erholt sich die Schleimhaut wieder und die Konzentration an Antikörpern sinkt in der Regel wieder in den Normbereich. Solange der Verdacht auf Zöliakie nicht endgültig bestätigt ist, ist es deshalb wichtig, dass sich Betroffene nicht glutenfrei ernähren. Ansonsten muss eine erneute Belastung mit Gluten stattfinden, um eine sichere Diagnose zu erhalten.
Zeichen für eine Zöliakie
Hat ein Typ-1-Diabetiker zudem noch eine Zöliakie, zeigen sich dieselben Beschwerden wie bei Menschen ohne Diabetes, jedoch sind diese oft milder ausgeprägt. Besondere Hinweise können schwankende Blutzuckerwerte und nicht erklärbare Unterzuckerungen, aber auch ein unerklärlicher Eisenmangel sein. Dadurch, dass Kohlenhydrate nur noch vermindert in den Dünndarm aufgenommen werden, kann es sein, dass bis zur Erholung der Dünndarmschleimhaut weniger Insulin gebraucht wird, obwohl die Kohlenhydratmenge gleich bleibt.
Glutenfreie Ernährung als Therapie
Es gibt derzeit keine andere Form der Therapie als den Verzicht auf Gluten in der Nahrung. Wer Zöliakie hat, muss sich daher lebenslang glutenfrei ernähren.
Immer mehr Menschen ernähren sich glutenfrei – sei es aufgrund einer medizinischen Notwendigkeit oder aus persönlicher Überzeugung; also ist in den letzten Jahren der Markt an glutenfreien Produkten deutlich größer geworden. Allerdings sind diese oft ballaststoffarm, so dass die enthaltenen Kohlenhydrate schnell ins Blut gelangen und damit für Menschen mit Typ-1-Diabetes ungünstig sind. Diese Wirkung kann durch eine höhere Zufuhr an Fett und Eiweiß teilweise gemildert werden, aber Vorsicht: So kann auch das Entstehen von Übergewicht gefördert werden.
Gerade zu Beginn der glutenfreien Ernährung können die Blutzuckerwerte schwanken. Regeneriert sich unter der glutenfreien Ernährung die Dünndarmschleimhaut, verbessert sich auch die Kohlenhydrataufnahme, und damit erhöht sich der Insulinbedarf wieder. Eine Diabetesschulung und die individuelle Anpassung der Insulingabe sind nach der Zöliakiediagnose erforderlich.
Um Folgeerkrankungen zu vermeiden und einen unkomplizierten Verlauf des Diabetes zu erreichen, ist es unerlässlich, die glutenfreie Ernährung einzuhalten. Insgesamt stabilisiert und verbessert sich die Stoffwechseleinstellung in der Regel bei Menschen mit Diabetes unter glutenfreier Ernährung.
Mehr Diabeteskomplikationen bei Typ-1-Diabetes mit Zöliakie
Aktuelle internationale Studien aus Deutschland, Schweden und den USA zeigen, dass die Zöliakie bei Typ-1-Diabetes ein Risikofaktor für die Schädigung der kleinen Blutgefäße in Augen und Nieren ist. Konkret heißt das, dass bei Diabetikern mit Zöliakie Schädigungen früher beobachtet wurden als bei Diabetikern ohne Zöliakie. Ebenfalls konnte gezeigt werden, dass Menschen, die von beiden Erkrankungen betroffen sind, niedrigere Werte des schützenden HDL-Cholesterins haben und es daher wichtig ist, Zöliakie bei Typ-1-Diabetes früh zu erkennen und zu therapieren.
Kurz zusammengefasst
Immer häufiger tritt bei Menschen mit Diabetes Typ 1 eine weitere chronische Krankheit auf – die Zöliakie. Die Beschwerden sind meist unspezifisch und eher mild, so dass die Patienten regelmäßig auf Zöliakie untersucht werden sollen. Die einzige Therapie der Zöliakie ist derzeit die glutenfreie Ernährung, die lebenslang beibehalten werden muss.
Zwar hat sich das Angebot an glutenfreien Produkten in den letzten Jahren deutlich verbessert, allerdings sind die Zusammensetzung der Produkte und die Auswirkungen auf den Blutzucker sowie das Diabetesmanagement oft noch unklar. Nach der Zöliakiediagnose sollten unbedingt eine Diabetesschulung und eine individuelle Anpassung der Insulinmenge sowie eine Ernährungsberatung durch auf Zöliakie und Typ-1-Diabetes spezialisierte Fachkräfte stattfinden.
In den letzten 40 Jahren ist die DZG auf fast 42.000 Mitglieder angewachsen und wird durch ehrenamtliche, selbstbetroffene Vorstände geleitet, die durch vielseitige Gremien und Kontaktpersonen unterstützt werden. Mitglieder erhalten viele Informationen rund um die Erkrankung, die Ernährung sowie zu glutenfreien Angeboten in Hotels und Restaurants. Weil die Kombination Typ-1-Diabetes und Zöliakie häufig vorkommt, stellt die DZG außerdem Informationen für doppelt Betroffene zur Verfügung.
Angebote für Menschen mit Zöliakie und Diabetes mellitus:
- Flyer/Broschüre “Zöliakie und Diabetes mellitus”
- Flyer “Leben mit glutenfreier Ernährung”
- Flyer “Bitte an den Koch”
- Rezepte
- Liste mit Herstellern und Vertreibern glutenfreier Produkte
- telefonische Ernährungssprechstunde
- ärztliche Telefonsprechstunde
Kontakt: Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e. V., Kupferstraße 36, 70565 Stuttgart, Tel.: 07 11/45 99 81-0, Fax: 07 11/ 45 99 81-50, E-Mail: info@dzg-online.de
- Wenn die Zöliakie noch dazukommt…
- Interview: Doppelt betroffen – so leben wir damit
- Glutenfrei: Was macht der Blutzucker?
von Deborah Püngel, Dr. biol.hum. Nicole Prinz
Diplom-Ernährungswissenschaftlerin,
Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie,
Albert-Einstein-Allee41, 89081Ulm,
E-Mail: nicole.prinz@uni-ulm.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (3) Seite 16-21
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bloodychaos postete ein Update vor 3 Tagen, 17 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 5 Tagen, 13 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).