Kolumne „Fernweh“: Hypo-Helfer international

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Kolumne „Fernweh“: Hypohelfer international | Foto: Ilgun – stock.adobe.com
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Kolumne „Fernweh“: Hypo-Helfer international

Geht im Ausland der Traubenzucker zur Neige, ist Kreativität gefragt: Von Datteln im Oman über „Pastel de Nata“ in Portugal bis zu Jelly Babies in England – schnelle Kohlenhydrate als Hypo-Helfer finden sich überall. Manchmal wird daraus sogar ein Abenteuer, berichtet Susanne in ihrem Kolumnen-Beitrag.

Sinkt der Blutzucker in gefährlich tiefe Regionen, braucht man schnelle Kohlenhydrate. So weit, so einfach. Doch was tun, wenn im Ausland der eigene Hypohelfer-Vorrat aufgebraucht ist und man in den dortigen Super- und Drogeriemärkten sowie an den Kiosken nicht seine gewohnte Zucker-Dosis findet?

Die wichtigste Botschaft lautet: Keine Panik. Denn erstens heben auch regionale Süßwaren den Blutzucker zuverlässig an. Und zweitens kann das Ausweichen auf lokale, schnell wirksame Kohlenhydrate richtig gut schmecken! Im Oman stieg ich zum Beispiel gern auf Datteln um, die zahlreich und vielerorts zum Verkauf angeboten wurden. Eine Dattel hat rund sechs Gramm Kohlenhydrate … ideal!

Ohnehin kann die Vor-Ort-Recherche nach Alternativen echten kulinarischen und touristischen Mehrwert bieten: In Portugal kann das süße Törtchen „Pastel de Nata“ aus dem Blutzuckertal helfen, in Frankreich etwa ein Glas der Limonade „Orangina“ und in England lohnt es sich, die Gelee-Bonbons „Jelly Babies“ immer griffbereit zu haben. Einziger Nachteil: Oft sind die neu entdeckten Süßigkeiten so lecker, dass ich gelegentlich „übers Ziel hinausschieße“ und dann für die (zu) vielen gegessenen Kohlenhydrate wieder Insulin verabreichen muss.

Autorin Susanne Löw und ihre Kolumne Fernweh

Susanne Löw ist freie Journalistin und lebt in Hamburg. Die gebürtige Bayerin hat seit dem Jahr 2002 Typ-1-Diabetes und ist seitdem erst recht gern unterwegs. Ihre weltweiten Erfahrungen mit „Zucker im Gepäck“ hat sie in einem gleichnamigen Ratgeber zusammengefasst (ISBN 978-3-87409-701-7).

In der Kolumne Fernweh schreibt sie in jeder Diabetes-Anker-Ausgabe über ihre Reise-Leidenschaft uns alles, was dazugehört.

Aber was natürlich sowohl zu Hause gilt als auch, wenn man unterwegs ist: Wenn es wirklich dringend wird mit der Kohlenhydrat-Zufuhr, hört der Spaß auf. Da nimmt man (fast) alles! Als ich vor vielen Jahren mit einer Freundin in einer Unterkunft am Arthur’s Pass Pause von der langen Route durch die neuseeländischen Alpen auf der Südinsel machte, war an dem Bergpass wenig los: In das unbewohnte Airbnb gelangten wir durch einen Code, daneben gab es nur zwei, drei offenbar unbewohnte Häuser und gegenüber war eine Gastwirtschaft. Wir kochten, ich spritzte viel zu viel Insulin – und bemerkte kurz darauf, dass ich keinen Traubenzucker mehr im Gepäck hatte.

Also durchwühlten wir unsere Gastküche auf der Suche nach (Haushalts-)Zucker – ohne Erfolg – und gingen dann in die Gastwirtschaft auf der anderen Straßenseite. Dort gab es wie erwartet Hypohelfer. Und zudem viel Unerwartetes: Wie aus dem Nichts tauchten nach einiger Zeit etwa 30 Jungs in der einsamen Location auf dem Bergpass auf und sorgten für Stimmung. „Junggesellenabschiedstour“, erklärte uns der Busfahrer, der die Gruppe fröhlicher Neuseeländer chauffierte. Spät in der Nacht winkten wir nach einem lustigen Abend dem Bus hinterher und gingen in unsere Unterkunft zurück. Was man wegen Unterzuckerungen so alles erlebt …


von Susanne Löw

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (8/9) Seite 82

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  • Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 1 Tag, 19 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

  • Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
    Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
    Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
    Viele Grüße

    • Hallo Stefanie, schön ,dass du da bist. Wir treffen uns zum virtuellen Austausch nächste Woche Donnerstag. Vielleicht hast du ja Zeit und kannst dich einwählen 🙂 Ich freue mich, wenn wir uns dort sehen. Liebe Grüße Lena

      Virtuelles Diabetes-Anker Community-MeetUp im Dezember

    • Hallo Stefanie! Ich weiß noch wie es nach meiner Diagnose war – es dauert bis da von Leichtigkeit die Rede sein kann. Und das Umfeld tut sich oft sehr schwer das alles zu verstehen. Es wird besser aber es braucht Zeit. Alles Gute

    • @lena-schmidt: Hallo Lena, ich habe angemeldet und steht auch fest im Kalender.

    • @moira: Danke dir, ja es ist nicht ganz leicht damit klarzukommen und du hast recht, das Umfeld stellt mir Unmengen an Fragen, aber die kann ich aktuell selbst nicht beantworten, weil ich selbst genügend habe und andere Prios. Am schlimmsten empfinde ich die gutgemeinten “Ratschläge”.

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