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Manchmal wirkt alles grau und düster, selbst wenn die Sonne scheint, Vögel zwitschern und der Frühlingsduft in der Nase kitzelt. Gedanken schwirren verwirrt umher und nichts erscheint mehr einen Sinn zu ergeben.
Tage, Wochen und Monate flogen dahin, ohne dass sich etwas veränderte, während mich immer wieder dieselben brennenden Fragen quälten. Wozu das alles? Wie kann ich wieder einen Sinn in meinem Leben finden? Was ist der Beitrag, den ich in der Welt leiste?
Auf all diese Fragen hatte ich im vergangenen halben Jahr keine zufriedenstellende Antwort. Jeden Tag tat ich das, was ich tun musste, und versuchte, mich damit abzufinden, aber es machte mir weder Spaß, noch erfüllte es mich wirklich. Es war klar, dass ich etwas ändern musste, aber ich hatte keine Ahnung, wie.
Wie das manchmal so ist, wenn man nicht mehr weiterweiß, passiert etwas, was den Blick auf die Dinge komplett verändert. In meinem Fall war es eine Geschichte von Vera Birkenbihl. Sie erzählte von einem Fixstern am Horizont, der dem Leben eine Richtung gibt, der einen leitet und bei dem man weiß, dass er da ist, selbst wenn Wolken ihn bedecken.
Ich dachte immer, dass dieser Fixstern etwas ganz Persönliches sein musste, was genau auf mich zugeschnitten war. Nach Vera Birkenbihl funktionierte aber auch ein ganz allgemeiner Fixstern. Als Beispiel nannte sie, jeden Tag zu versuchen, sein Bestes zu geben.
Also stellte ich mir die Frage, was passieren würde, wenn es mein Ziel wäre, jeden Tag mein Bestes zu geben. Mein Leben hätte dann zumindest wieder einen Sinn, dachte ich. Zudem würde ich vermutlich jeden Tag besser werden in dem, was ich tat. Außerdem: Was hatte ich schon zu verlieren, schlimmer als jetzt konnte es ohnehin nicht werden.
Seit dem letzten Monat testete ich nun mein neues Lebensziel und muss sagen, dass es sich extrem befreiend anfühlt. Es ist, wie wenn eine Last von meinen Schultern fallen würde.
Egal ob ich mir die Frage nach dem Sinn des Lebens stellte oder die, warum ich Diabetes bekam, beides hatte dieselbe Folge. Es führte dazu, dass ich keine richtigen Entscheidungen traf und nicht ins Handeln kam. Mit meinem neuen Lebensziel konnte ich das nicht länger. Ganz ähnlich wie bei dem Diabetes musste ich akzeptieren, was ist und wie ich meine Lage täglich verbessern konnte.
Mit diesen Gedanken wurden die Tage allmählich heller und heller. Zwar gab es noch immer Rückschläge, aber diese Rückschläge hatten nun einen Sinn für mich. Nämlich an ihnen zu wachsen und dabei der Beste zu werden, der ich werden kann.
Nicht zu jeder Zeit gelingt es mir, der Beste zu sein, der ich sein kann. Aber wenn ich bereits in allem und zu jeder Zeit der Beste wäre, wozu wäre ich dann noch hier? Gerade dieses Streben macht das Leben doch erst aus, oder?
Diese Erkenntnis wurde mir besonders die letzten Monate schmerzlich bewusst.
Erst als ich meinen Blickwinkel veränderte, konnte ich die wundervollen Dinge um mich herum erkennen. Jeder Morgen, an dem die Sonne aufgeht und ich noch am Leben bin, ist doch bereits ein Wunder, oder nicht? Deshalb suche ich nicht mehr länger nach meinem Lebenssinn oder warum ich Diabetes bekam, sondern betrachte jeden Tag als Geschenk und versuche, mein Bestes zu geben.
Manchmal wirkt alles grau und düster, selbst wenn die Sonne scheint, Vögel zwitschern und der Frühlingsduft in der Nase kitzelt. Meine Aufgabe besteht jetzt darin, meinen Fokus und meine Perspektive auf die Sonne, die Vögel und den Frühlingsduft zu lenken.
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