Diabetes ist kein Spaß – oder doch?

3 Minuten

Community-Beitrag
Diabetes ist kein Spaß – oder doch?

Achtung unpopular opinion: Natürlich ist Diabetes wie jede Krankheit an und für sich nicht witzig. Aber ist das ein Grund für mich, weniger zu lachen? NEIN! Sollten Freunde oder Familie über meine Krankheit witzeln? Sehr dünnes Eis. Tun sie es trotzdem? Yes! Sollte Oma Hilde endlich die Diabetiker-Schokolade für mich verbrennen? Bitte! Werde ich sie weiter jedes Jahr lächelnd entgegennehmen? Natürlich!

Klar sollten wir unwissende Menschen über Diabetes aufklären, da bin ich ganz bei euch. Aber wir sollten meiner Meinung nach auch alles nicht ganz so ernst nehmen und den Menschen in unserer Umgebung gegenüber toleranter sein. Letztendlich sind die meisten ihrer Berührungspunkte mit Diabetes über Filme, die den Stand der Medizin aus den 60ern darstellen. Und deshalb werde ich weiter Witze darüber machen, dass ich behindert bin, mit meinen Freunden über mein letztes Unterzucker Trauma lachen, statt zu weinen, und Lisa geduldig zum zehnten Mal erklären, dass ich mit Diabetes alles essen darf.

Kleine Provokationen hier und da

Unter anderem für den Diabetes habe ich mir gewisse Routinen eingebaut, die mir das Leben leichter machen. Ich ernähre mich die meiste Zeit low carb und betreibe Intervallfasten. Ich nehme die Kommentare hin, wenn ich nach 16 Uhr nichts mehr esse, und die wöchentlichen Jokes, wohin ich denn diesmal auswandere, wenn ich wieder mal Diabetesbedarf für ein Wochenende einpacke. Je nach Stimmung lache ich mit oder lächle höflich. Und das passt für mich. Meine Lebensaufgabe ist es nicht, andere aufzuklären, solange ich mit den kleinen Provokationen hier und da gut zurechtkomme.

Quelle: Michelle Schmidt

Seien wir mal ehrlich: Klar sind wir Experten bezüglich unseres Diabetes und kennen so gut wie jede Facette dieser Krankheit. Aber wie viele Fauxpas haben wir uns schon in Bezug auf andere Krankheiten geleistet? Oder in einem komplett anderen Themengebiet, in dem wir mitreden wollten, obwohl wir eigentlich keine Ahnung haben? Jeder ist irgendwo unwissend und sollte Unwissenden gegenüber mehr Verständnis aufbringen, statt sich über ihre Ahnungslosigkeit aufzuregen. Aber es gibt nun einmal auch diese Momente, in denen uns der Diabetes jegliche Nerven und Energie raubt.

Der Diabetes macht uns stärker – halt, stopp, what

Viele teilen hier ihren täglichen Kampf mit dem Diabetes. Gerade für Menschen, die erst frisch diagnostiziert wurden oder noch nicht richtig eingestellt sind, ist es daher umso wichtiger, eine so große Community zu haben, die an ihrer Seite kämpft. Wir können unsere Erfahrungen teilen, uns gegenseitig unterstützen und mit dem anderen mitfühlen, der heute schon die dritte Hypoglykämie durchmachen musste. In gewisser Hinsicht nimmt uns die Krankheit an schlechten Tagen Energie, die wir gerne für etwas anderes eingesetzt hätten. Das ist die eine Seite.

Durch meinen Austausch mit anderen sehe ich aber auch so viel Kraft! Die Diabetiker, die ich kennenlernen durfte, lassen sich nicht unterkriegen. Sie können sich ihren Tag gut planen, denken im Voraus und behalten in stressigen Situationen einen kühlen Kopf. Sie können super Verantwortung für sich selbst übernehmen und kommen sehr gut alleine klar. Und woran liegt das? Weil wir es sehr schnell lernen mussten. Wenn es ums Überleben geht, macht das Hirn keine Kompromisse.

Man bekommt das Ganze immer irgendwie hin

Natürlich ist Diabetes kein Allheilmittel gegen Marotten. Ich bin weiterhin tollpatschig. Ich reiße mir regelmäßig Sensoren beim Laufen gegen Türrahmen ab. Und ich habe meine Medikamente schon so oft vergessen oder irgendwo liegen gelassen, dass ich darüber ein Buch schreiben könnte (Grüße gehen raus an die letzte Fluggesellschaft). Da ich es bis jetzt aber immer trotzdem geschafft habe, lässt mir mein Hirn meine Verpeiltheit und nimmt hin, dass ich ab und zu in dumme Situationen gerate. Und das ist die Lektion, die man daraus ziehen sollte: Man bekommt das Ganze immer irgendwie hin.

Quelle: Michelle Schmidt

Daher finde ich, sollte man dem Diabetes mehr Gutes anrechnen. Natürlich ist er eine Krankheit, natürlich belastet er mich, aber ich bin durch ihn auch so viel stärker geworden. Je nachdem, wie sehr man sich einschränken lassen will oder auch nicht, muss man sich gegenüber Ärzten, Krankenkassen, Flugzeugkontrollmenschen etc. regelmäßig durchsetzen und dafür bin ich sehr dankbar. Wenn ich eins kann, dann ist es kämpfen. Für meine Liebsten, für meine Rechte und für meinen Körper. Wegen mir können die nächsten Hindernisse gerne kommen, ich bin bereit.

Du siehst es vielleicht noch nicht, aber in dir steckt, denke ich, genauso ein Kämpfer. Und ich betone das Wort Kämpfer. Es ist es völlig okay, mal einen Kampf zu verlieren. Wenn ich 10 Mal hingefallen bin, bin ich dafür 11 Mal aufgestanden. Und darauf kommt es an. Ich erinnere mich an die Kämpfe, die ich bereits gewonnen habe, und denke an die weiteren 100, die ich meistern werde!


Mehr Erfahrungsberichte von der #BSLounge-Autorenschaft findet ihr in unserem Content-Bereich.

Tipps und Expert*innen-Rat bekommt ihr im #BSLounge-Coaching-Bereich.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast mit Dr. Katja Schaaf: Diabetes und Vorsätze – Strategien, die wirklich funktionieren

Neues Jahr, neue Vorsätze? In dieser Diabetes-Anker-Podcast-Folge spricht Dr. Katja Schaaf über funktionale Ziele für Menschen mit Diabetes. Es geht um Strategien zur Umsetzung, den Umgang mit Rückschlägen und wie moderne Diabetes-Technologien unterstützen können.
Diabetes-Anker-Podcast mit Dr. Katja Schaaf Diabetes und Vorsätze – Strategien, die wirklich funktionieren | Foto: privat

2 Minuten

Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #52 | Glukosemessung – hier wird für Kontrolle gezahlt

Mit 27 Jahren wurde bei Caro ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Erfahrt in dieser Kolumne alles über ihre außergewöhnliche Reise als junge Frau mit Diabetes.
Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt – Glukosemessung – hier wird für Kontrolle gezahlt – AdobeStock_Artbesou

5 Minuten

Community-Beitrag

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände