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Habt ihr Stress? So könnt ihr ihm entfliehen!
4 Minuten
„Wenn du dein Leben so intensiv und vollständig leben möchtest, wie es geht, dann sei dort, wo es stattfindet: Im Hier und Jetzt!“
Könnt Ihr diesen Worten zustimmen? Dieses Zitat stammt von der Stresstrainerin und Achtsamkeits-Lehrerin Doris Kirch. Gemeinsam mit meinem Diabetes bilde ich oft ein super Team. Doch es gibt auch Tage, wo auch andere Teampartner bei uns mitspielen wollen. Dann sagt jemand: „Beile Dich, du kommst sonst wieder zu spät zu Deinem Termin!“ Oder meine kleine Tochter schreit wie am Spieß, weil sie wieder mal nicht schlafen möchte. Ich selbst jedoch hundemüde bin. Kennt Ihr das? Konsequenz solcher Situationen ist dann oft großer Stress. Auch meinen Diabetes lässt dieser Stress oft nicht unberührt.
Beim Wandern bist du im Hier und Jetzt!
Ich glaube, es gibt für niemanden ein Patentrezept für Stress. Ich selbst habe lange Zeit nach meinem optimalen Stressmanagement gesucht. Die Lösung habe ich seit der Geburt meiner Tochter entdeckt. Das Wandern, ganz gewöhnliches Wandern. Warum wandern? Weil ich in Innsbruck, der Hauptstadt von Tirol, in einem Paradies für Wanderer lebe! Tirol eröffnet Wanderern eine faszinierende Bergwelt und bietet Kurzstrecken wie auch Weitwanderwege an.
Das Protokoll einer Bergtour
Ich schildere Euch dazu ein Protokoll von so einer Tour in meine geliebten Berge. Diese Wanderung habe ich – nebenbei gesagt – mit meiner anderthalbjährigen Tochter Emilia gemeistert. Und wo ist es hingegangen? Natürlich zur Höttinger Alm! Das ist die zentrale Anlaufstelle für alle sportlichen Innsbrucker. Besonders dann, wenn nicht so viel Zeit zur Verfügung steht, der Zucker zu hoch ist oder man einfach mal dem Stress entfliehen mag …
Mit guten Werten in den Tag!
Beim Aufstehen am Morgen zeigte das Messgerät 144 mg/dl (8,0 mmol/l) an. Spitze! Vor dem Start der Tour brauchten Emilia und ich natürlich erst mal ein ordentliches Frühstück. Gegen 9 Uhr haben wir eine Scheibe Butterbrot, Apfel und etwas Joghurt verspeist. Dazu gab es Tee bzw. einen Kaffee für die Mama. Nach Windelnwechseln und Kraxepacken ging’s gegen 9:40 Uhr los.
Zuerst liefen wir zum Löwenhaus und fuhren von dort mit der Hungerburgbahn, einer Standseilbahn, los auf die Hungerburg. Die Hungerburg ist übrigens ein Stadtteil von Innsbruck in 865 m Höhe mit herrlicher Sicht auf die Stadt.
Mit erhöhten Werten nach oben!
Ab der Hungerburg kamen dann meine Beine richtig zum Einsatz. Kurz vorher habe ich aber noch den Blutzucker getestet – 172 mg/dl (9,6 mmol/l). Das war ein bisschen zu hoch. Ich wusste aber – jetzt geht’s bergauf. Und ich hatte irgendwie ein komisches Gefühl. Also hab ich – trotz hohen Werts – noch 2 BE Banane gegessen. Ungewöhnlich, aber speziell beim Wandern verlass ich mich oft auf mein Gefühl.
Unsere erste Station, die Arzler Alm, erreichte ich gegen 11:20 Uhr. Ich ging weiter, ohne meinen Blutzucker zu testen, da Emilia in der Kraxe schlief. Ich wollte sie nicht wecken und lief trotz Regenwetters straff weiter, ohne auf meine Werte zu achten. Es gibt so viele Dinge während des Gehens zu erleben … Schnecken, Regentropfen, zwitschernde Vögel, die gute Luft. Einfach im Hier und Jetzt sein und alles andere – auch die Zuckerwerte – sind vergessen!
So kannst auch du dem Stress entfliehen!
- Wähle eine Sportart, wo Du dich wohl fühlst.
- Egal ob Wald oder Wiese – gehe ins Grüne!
- Geh an die Luft – es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Bekleidung.
- Habe Kontakt mit Menschen, die dich mögen.
- Genieße den Augenblick mit allen Sinnen – Sehen, Spüren, Schmecken, Riechen, Hören.
Mit einem Lächeln durch den Regen
Es begann nun, heftiger zu regnen, und ich schnallte die Kraxe wieder auf meinen Rücken und lief weiter. Durch meine Hypo-BEs merkte ich, wie ich wieder mehr Energie bekam. Gegen 13:00 Uhr erreichten Emilia und ich – zwar durchnässt, aber glücklich – die Höttinger Alm auf 1487 m. Wir hatten ca. 700 Höhenmeter bewältigt. Das lockt jede Menge Glückshormone hervor! Bei sportlicher Belastung wie dem Wandern schüttet unser Körper Endorphine aus. Das sind Hormone, deren Wirkung mit einem schwachen Opiumrausch vergleichbar sind. Es tritt dann eine Art Glücksrausch ein! Nach ungefähr 15 Minuten Bergaufgehen hatte ich ein komisches Gefühl. Ich stellte die Kraxe vorsichtig auf einer Bank ab, holte das Messgerät heraus und schaute nach meinem Blutzucker – 57 mg/dl (3,2 mmol/l)! Da hatte mich mein Gefühl nicht getrogen! Sofort wurden zwei Bonbons und einige Kinderbrezeln (die Snacks meiner Tochter) verspeist. Parallel dazu reduzierte ich meine Basalrate auf 0 % für 30 Minuten. Emilia schlief während dieser Zeit weiter friedlich in ihrer Kraxe.
Gute Werte laden zum Genuss und zur Entspannung ein!
In der warmen Almstube zogen Emilia und ich sofort unsere nassen Regensachen aus. Ich schaute nach meinem Blutzucker – 108 mg/dl (6,0 mmol/l). Wow, das war super! Ich bestellte einen Kaspressknödel mit Salat und ich ließ es mir gut gehen. Emilia naschte natürlich mit vom Essen. Der Kaspressknödel auf der Alm war wirklich extrem lecker!! Ich habe mir für das Essen 2 Einheiten gegeben.
Gegen 14:00 Uhr packten wir uns wieder in unsere Regensachen und traten den Rückweg an. Der Blutzucker war 149 mg/dl (8,3 mmol/l). Ich reduzierte meine Basalrate für den Heimweg auf 20 %, da der Weg bergab nicht so anstrengend ist wie beim Bergaufgehen. Der Retourweg war dann extrem verregnet und nass. Trotzdem, diese Ruhe und Abgeschiedenheit in den Bergen gibt mir immer wieder neue Kraft und lässt jeglichen Stress verschwinden! Gegen 15:38 Uhr erreichten Emilia und ich unser Zuhause. Blutzucker: 107 mg/dl (5,9 mmol/l)! Eine Spitzentour und ein Spitzenwert waren das! Stressbewältigung pur!
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen, 9 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 6 Tagen, 7 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 6 Tagen, 6 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike