- Aus der Community
Was ich vom Diabetes lernte – 5 Weisheiten
4 Minuten
Diabetes mellitus Typ 1 begleitet mich nun schon seit fast 20 Jahren. Manchmal frage ich mich, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn ich es nicht hätte. Ich weiß es nicht, denn ich kann es mir nicht vorstellen. Wahrscheinlich wäre es so ohne spritzen, essen, rechnen und all das, was Diabetiker sonst so jeden Tag machen, deutlich einfacher geworden. Auch heute würde ich den Diabetes natürlich gerne abgeben. Doch so sehr er mich auch manchmal nervt, er ist mit der Zeit zu einem Teil von mir geworden, den ich in meinem Leben akzeptiere. Ich nehme mich an, wie ich bin, und wenn dazu kaputte Beta-Zellen gehören, dann ist das so.
Herausforderung statt Überforderung
Ob Leistungssportler, Menschen, die es aus der Armut geschafft haben oder Menschen, die eine Weltreise mit nur wenig Geld im Gepäck machten – es scheint, als würden herausfordernde, ja sogar extreme Situationen, den Menschen stärker werden lassen, ihn lernen und wachsen lassen. Aber eben nur, wenn der Mensch seine Situation als Herausforderung angenommen hat und sie nicht als Berg ansieht, den er niemals besteigen kann.

Bis zu den Grenzen – aber zusammen
Natürlich gerate ich als Mensch mit Typ-1-Diabetes auch ab und an mal an meine Grenzen. Doch im Großen und Ganzen habe ich dann das Gefühl, mein Diabetes will mich ärgern, will mich kitzeln, will mich herausfordern. Manchmal auf ziemlich üble Weise, manchmal nur ganz sachte. Also dachte und denke ich mir dann dabei: „Na warte, dir zeig ich’s!“. Das war und ist meine Motivation. Ich versuche zudem den Spieß ein bisschen umzudrehen und versuche an meine Grenzen zu gehen. Dabei sage ich mir gewissermaßen zu meinem Diabetes: „Mal sehen, was du dazu sagst, und wie weit wir zusammen gehen können.“ Zusammen gehen – das ist meine Devise, denn wenn ich den Diabetes ignorieren würde, meine Therapie nicht bestmöglich ausführen würde, dann käme ich nicht weit und mein Diabetes würde mich gewissermaßen nur auslachen.
Diabetes als Lehrer
Wer seine Herausforderung annimmt, der wächst mit ihr – das habe ich zumindest in meinem Leben festgestellt. Und so lehrte mich der Diabetes so einige Lebensweisheiten. Diabetes ist nach wie vor eine Erkrankung für mich, die ich gerne los werden möchte und wirklich niemandem wünsche. Dennoch kann ich rückblickend sagen, dass ich dankbar für die Erfahrungen bin, die ich in meinem Leben auch wegen des Diabetes gemacht habe. Ohne ihn würde ich mich selbst und meinen Körper nicht so gut kennen, wie ich das heute tue.
Meine #DiaChance
Im Folgenden möchte ich deshalb meine #DiaChance vorstellen: 5 Dinge, die mir der Diabetes geschenkt hat.
1. Das bin ich.

270 mg/dl? – Warum denn das, frage ich mich. Wenn mein Messgerät mir so einen Wert anzeigt, checke ich alle möglichen Ursachen ab: Katheter kaputt? Insulin kaputt? Essen falsch geschätzt? Wenn das alles nicht der Fall ist, dann gehe ich tiefer in die Ursachenforschung. Schließlich beeinflussen Hormone ebenso den Blutzucker und damit auch teilweise die Emotionen. Bin ich also gerade aufgeregt? Fühle ich mich wegen irgendetwas unwohl? Mache ich mir Sorgen? Bin ich angespannt? Mein Diabetes zeigt mir, welche Auswirkungen meine Gefühle auf meinen Körper haben und wann ich mehr in mich hineinhören muss, um beispielsweise Anspannungen zu entspannen. So lernte ich mich besser kennen und stellte fest, wann mir etwas nicht guttut, in welchen Situationen ich mir Sorgen mache und was mich stresst. Zum Beispiel mag mein Körper keinen Zeitdruck, doch manchmal mache ich mir den sogar unbewusst selbst. Das bin eben ich, auch mit meinen Schwächen.
2. So lebe ich gut.
Durch die Erkenntnis, wer ich bin und was mir guttut, versuche ich auch meinen Lebensstil so einzurichten und zu führen, dass er mir und damit auch meinem Blutzucker guttut. Zum Beispiel achte ich auf gesunde Ernährung, bewege mich regelmäßig und versuche Zeitdruck zu vermeiden oder mich zumindest regelmäßig zu entspannen.
3. Aufgeben ist keine Option.

Der nächste Katheterwechsel steht an und ich finde einfach keine passende Stelle – deswegen aufgeben? Niemals. Wie auch? Wer mit Diabetes mellitus Typ 1 lange leben will, kommt daran oder am Insulin spritzen nicht vorbei. Also weitermachen. Mit der Zeit beobachtete ich, dass ich das durch den Diabetes gelernte Durchhaltevermögen auch auf andere Lebensbereiche übertrug. Noch mehr lernen, keine Lust mehr? Egal, weiter machen, denn die Klausur steht an. Noch zwei Runden laufen obwohl ich nach zwei Stunden Training doch schon so viel gelaufen bin? Auch wenn die Muskeln etwas zittern, mir geht es noch gut, also weitermachen. So leicht gebe ich nicht auf.
4. Grenzerfahrungen sorgen für Motivation.
Ob starker Unterzucker oder gar die berühmt berüchtigte Ketoazidose – Diabetes kann einen in Situationen mit so starken Symptomen bringen, die einen an die Grenzen des Seins bringen. Trotz sehr guter Blutzucker-Einstellung bin ich an solche Grenzen geraten und seither weiß ich, was wirklich wichtig ist im Leben: Nämlich die Hauptsache, dass wir überhaupt leben dürfen und können. Genau daraus schöpfe ich meine Lebensfreude und daraus wiederum resultiert meine Motivation. Denn das Leben ist voller Möglichkeiten, von denen ich so einige genau ergründen und entdecken möchte.
5. Ich bin nicht allein.
Das Gefühl, einem fremden Menschen ganz nah zu sein, das erfuhr ich beim Austausch über Diabetes. Ich lernte viele Menschen kennen und teilweise fühlten wir uns sofort verbunden. Denn das Gefühl von Unter- oder Überzucker teilten wir. Für diese intensive Erfahrung und den Austausch bin ich dankbar. An dieser Stelle möchte ich auch der Blood Sugar Lounge und damit dem Kirchheim-Verlag danken. Ihr habt uns eine Plattform geschaffen, über die wir verantwortungsvoll und eindrücklich über unsere Erfahrungen schreiben und diskutieren können. Und das in einer umfassenden und intensiven Art und Weise, die das Gefühl „Ich bin nicht allein und fühle mich plötzlich fremden Menschen so verbunden“ deutlich verstärkt. Dafür sage ich von Herzen Danke.
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Leben mit Diabetes
Diabetes-Anker-Podcast mit Dr. Katja Schaaf: Diabetes und Vorsätze – Strategien, die wirklich funktionieren
- Begleit-Erkrankungen
Stigmatisierung von Menschen mit Adipositas: Der Begriff „Schuld“ ist fehl am Platz!
2 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-


Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig