Wird der Diabetes egaler?

3 Minuten

Community-Beitrag
Wird der Diabetes egaler?

Manchmal vergesse ich im Alltag für einen ganz schnellen Moment, dass ich Diabetes habe. Dann läuft einfach alles für einige Zeit mehr oder weniger automatisch und das ist auch vollkommen okay so. Es fühlt sich dann an wie ein kurzes Schulterzucken: ganz beiläufig, nicht weiter wichtig, kaum sichtbar, aber halt da.

Quelle: Martina Trommer

Alles verändert sich irgendwie, oder?

So funktioniert es leider nicht immer. Diese Autopilot-Momente sind begrenzt, denn ich muss im Alltag mit Diabetes eigentlich immer damit arbeiten. Viele von euch werden mir da zustimmen können: Der Diabetes schläft nie.

Seit 2013 besteht permanent meine Beziehung zum und mit dem Diabetes: Sie hat sich aber über die letzten Jahre verändert und wird sich in Zukunft noch verändern. Klar, mit meinen sechs Jahren Diabetes bin ich in der Community beinahe immer noch ein Küken. Dennoch hat sich allein in diesen Jahren schon einiges bei mir getan, so dass ich wirklich gespannt in die Zukunft blicke. Vielleicht ist das Schreiben darüber auch mit Schuld daran, weil es mir so möglich war, das Leben mit Diabetes von Anfang an anders zu betrachten und viel zu reflektieren.

Raum im Kopf

Diabetes ist ein fester Teil meines Lebens, meines Alltages. Die meiste Zeit, die für den Diabetes draufgeht, denke ich sehr bewusst darüber nach und handle auch bewusst. Ich frage mich trotzdem oder genau deswegen oft: Wird Diabetes einem irgendwann ein bisschen egaler? Ich brauche meinen Headspace wieder! Wie machen das die Leute, die 10, 20, 30 oder 40 Jahre Diabetes an ihrer Seite haben? Wird er irgendwann weniger Raum in meinem Kopf einnehmen, vielleicht ganz in den Hintergrund rücken und sich dann immer nur wie ein kurzes Schulterzucken anfühlen: beiläufig, kaum sichtbar, halt da, aber einfach nicht weiter wichtig?

Es braucht dafür noch einiges…

Wie ihr sicher schon merkt, habe ich sehr viel darüber nachgedacht. Manche von uns wollen vielleicht nichts mehr als „den Mist“ einfach abgeben, nie wieder darüber nachdenken. Andere möchten das wiederum nicht. Ich glaube, dass das wie mit allem eine sehr individuelle Sache ist und dass die Diabetestherapie dafür noch einiges mehr hergeben müsste.

Was bedeutet eigentlich „egaler“? Vielleicht kriegen einige von euch das schneller hin, aber in meinem Fall meine ich damit, dass der Headspace, den der Diabetes bei mir aktuell einnimmt, weniger wird. Dass ich, wie oben beschrieben, weniger bewusst darüber nachdenken muss und die meiste Zeit total automatisiert handeln kann. Möglicherweise würde es sogar bedeuten, dass für mich gehandelt wird, ohne mein Zutun. Dafür müsste es aber erst noch mehr entsprechende Technik geben, die mich unterstützt und mir das Denken hier und da abnehmen kann.

Will ich überhaupt das Steuer abgeben?

Das ist natürlich eine gute Frage zum Ende: Möchte ich überhaupt das Steuer abgeben, von der Kontrolle ablassen? Kann ich das? Ich glaube, das ist im Bereich des Diabetes extrem schwer zu sagen, denn wenn ich ehrlich bin, möchte ich die Kontrolle eigentlich behalten. Die Zügel sollen sich weiterhin in meinen Händen befinden. Lieber so. Mein Körper, meine Entscheidungen. Aber den Alltag mit Diabetes leichter machen, im Kopf wieder etwas mehr Raum für andere Sachen haben und sich ein bisschen mehr Urlaub vom Diabetes erlauben dürfen, das wäre schon echt toll manchmal. So tun, als wäre der Diabetes mir (fast) egal. Irgendwann vielleicht.


Felicitas gehört zu den Menschen, die schon „ewig“ Typ-1-Diabetes haben. Ist ihr der Diabetes egaler geworden? Ihre Antwort findet ihr im Beitrag Ehrgeiz contra Gelassenheit“

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Dialog 8 – die Diagnose

So unterschiedlich die einzelnen Diabetesreisen auch sind – sie alle beginnen erstmal mit einer Diagnose. In diesem DIAlog schwelgt Huda also in Erinnerungen und fragt sich, ob sie immer noch denselben Diabetes hat wie vor elf Jahren.

4 Minuten

Community-Beitrag

B-B-Bye Corona?

Die letzten Monate waren hart für Laura – die Covid-Pandemie hat ihre psychische Gesundheit sehr beeinflusst. Inzwischen gibt es immer mehr Lockerungen im Umgang mit dem Virus. Aber wie geht es ihr damit?

4 Minuten

Community-Beitrag

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände