Aufklärung über Richtlinien fürs Autofahren: Unterschrift verweigern?

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Aufklärung über Richtlinien fürs Autofahren: Unterschrift verweigern?

Rechtsanwalt Oliver Ebert gibt Ihnen in der Rubrik Rechteck Antworten auf Rechtsfragen rund um das Thema Diabetes.

Mein Diabetologe möchte, dass ich ihm unterschreibe, dass er mich über diverse Richtlinien das Autofahren betreffend aufgeklärt hat – u. a. das Tempo im eigenen Interesse zu begrenzen, im Auto immer Traubenzucker griffbereit zu haben, ein Blutzuckermessgerät im Auto mitzuführen, vor Fahrtbeginn aus Sicherheits- und juristischen Gründen immer eine Blutzuckerkontrolle durchzuführen und den Wert unbedingt zu dokumentieren.

Wozu braucht der Arzt meine Unterschrift, wenn er ohnehin an das Arztgeheimnis gebunden ist? Es sollte doch genügen, wenn er mich im Gespräch aufklärt und das in der Krankenakte vermerkt – ohne meine Unterschrift. Bisher habe ich meine Unterschrift verweigert. Was meinen Sie?

Roland R.


Die Antwort von Oliver Ebert

Es ist richtig, dass der Arzt an seine berufliche Schweigepflicht gebunden ist. Allerdings verstehe ich dennoch nicht, warum Sie hier die Unterschrift verweigern. Wenn der Arzt Sie tatsächlich aufgeklärt hat, dann spricht doch eigentlich nichts dagegen, den Erhalt der Aufklärung zu bestätigen?

Es passiert nämlich gar nicht so selten, dass Ärzte beispielsweise vor einer Operation sehr umfassend über Risiken und Nebenwirkungen aufklären – und sich nach einer missglückten Operation gegen Vorwürfe wehren müssen, dass gar keine (richtige) Aufklärung darüber erfolgt sei.

Wichtig ist daher natürlich, dass der Arzt die Aufklärung nachvollziehbar in der Patientenakte dokumentiert. Denn wenn hieraus die Patienteninformation nicht plausibel hervorgeht, wird davon ausgegangen, dass die Aufklärung tatsächlich nicht erfolgt ist. Die Beweislast dreht sich dann zum Nachteil des Arztes um – dieser müsste im Zweifel beweisen, dass er tatsächlich doch aufgeklärt hat, obwohl in der Patientenakte nichts dazu verzeichnet ist. Gerade wenn seither einige Zeit vergangen ist, kann dies schwierig oder gar unmöglich werden, vor allem, wenn der Patient eine Aufklärung abstreitet.

Aber selbst wenn in der Patientenakte dokumentiert ist, dass der Arzt aufgeklärt hat, können sich trotzdem weitere Angriffspunkte ergeben. Meist fehlt nämlich die nötige Zeit, um den Gesprächsverlauf umfassend und konkret in der Akte zu erfassen; nicht selten wird der Arzt sich daher auf Stichpunkte beschränken müssen.

Ist dann beispielsweise nur ein Hinweis enthalten wie „Patient wurde über Risiken aufgeklärt“ – was bedeutet das denn genau? Es lässt sich aus einem solchen kurzen Satz nicht entnehmen, was genau besprochen wurde und ob der Arzt denn wirklich (alle) relevanten Risiken benannt hat. Und auch dann würde den Arzt im Zweifel wieder die Beweislastumkehr treffen.

Aus diesem Grund kann man Ärzten nur empfehlen, sich die Aufklärung über besonders risikobehaftete Aspekte vom Patienten durch Unterschrift bestätigen zu lassen. Denn dann kann der Arzt später auf einfache Art beweisen, dass die Aufklärung erfolgt ist.

In dem von Ihnen geschilderten Fall der Aufklärung über die Teilnahme im Straßenverkehr ist das besonders wichtig. Stellen Sie sich vor, es kommt aufgrund einer Unterzuckerung zu einem schweren Unfall, bei dem ein Mensch stirbt. Wenn dann unklar ist, ob der Fahrer wirklich die krankheitsbedingten Risiken einschätzen konnte, könnten auch dem behandelnden Arzt entsprechende Strafermittlungen und Haftungsforderungen drohen.

Nicht nur Unfallgegner bzw. Ermittlungsbehörden, sondern auch der Patient als Fahrer könnten dann nämlich womöglich die Frage aufwerfen, ob der Unfall vielleicht (auch) auf eine mangelhafte oder gar unterbliebene Aufklärung – und damit einen Fehler des Arztes – zurückzuführen ist.

Um dem Arzt solchen Ärger zu ersparen, sollten Sie seiner Bitte entsprechen und den Erhalt einer ordnungsgemäßen Aufklärung durch Ihre Unterschrift bestätigen. Dies gilt aber selbstverständlich nur dann, wenn die Aufklärung auch tatsächlich stattgefunden hat, Sie die Aufklärung verstanden haben und auch alle Ihre Fragen zum Thema beantwortet wurden.


von Oliver Ebert
REK Rechtsanwälte
Nägelestraße 6A, 70597 Stuttgart oder
Friedrichstraße 49, 72336 Balingen
E-Mail: Sekretariat@rek.de

Internet: www.diabetes-und-recht.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (12) Seite 62-63

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  • sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche

    hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche

    Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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