Diabetes im Job – Persönliche Erfahrungen

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Diabetes im Job – Persönliche Erfahrungen

angry man and screaming woman

1.) Die Bewerbung

Bei meinen Bewerbungsunterlagen, die heutzutage ja meist per Mail oder Online-Formular an das jeweilige Unternehmen gesendet werden, erwähne ich meinen „Teamkollegen“, den Diabetes, erst einmal überhaupt nicht. Ich stehe zu der Krankheit und spreche auch jederzeit gerne darüber. Außerdem habe ich auch kein Problem, den Menschen zu erklären, was Diabetes wirklich ist. ABER ich habe die Erfahrung gemacht, dass beim Einsenden der Bewerbungsunterlagen oft nach einem Schema gearbeitet wird, so schade das auch ist. Da wird dann z.B. kurz das Anschreiben überflogen und dann werden die Noten geprüft. Doch das heißt nicht automatisch, dass ich auch zum Gespräch oder Bewerbungstest eingeladen werde. Es kann genauso gut immer noch ein Kandidat kommen, der mich überrundet.

Ich habe es aber leider in dieser Form schon oft erlebt, möchte damit aber nicht prinzipiell sagen, dass alle Unternehmen/Firmenchefs so handeln. Für jeden vollständig gesunden Bewerber gibt es schon viele Kriterien, die er bestehen muss, um in den „Recall“ zu kommen. Deshalb bin ich der Meinung, dass mein Diabetes da nicht direkt einen positiven oder unterstützenden Einfluss in der Auswahl treffen würde. Oft ist es im schriftlichen Teil schwer, sich ganz genau so auszudrücken, wie man als Person in Wirklichkeit ist. Natürlich bestätigen auch Ausnahmen die Regel, wie z.B. bei medizinischen Berufen. Hier würde ich es jederzeit erwähnen, dass ich Diabetiker bin, denn schließlich fällt es in diesen Bereich meist in die Kategorie fachliche Kompetenz und wird nicht negativ bewertet. Meine Vorgehensweise bei Bewerbungsunterlagen in kurz und knapp:

  • den Diabetes bei einer Bewerbung, mit Fachbereich Medizin und Gesundheit erwähnen = JA
  • den Diabetes bei sonstigen Job-Angeboten in den Bewerbungsunterlagen erwähnen = NEIN

So hat man auch immer noch ein neues Thema beim Vorstellungsgespräch.

 

stressed displeased business woman sitting in front of computer

2.) Das Vorstellungs-/Bewerbungsgespräch

Ja, auch das Prozedere habe ich schon einige Male durch und ich kann euch sagen, mit der Zeit weiß man zwar, was die typischen Fragen sind, aber aufgeregt bin ich immer noch. Es geht ja schließlich um einen Job (vielleicht sogar den Traumjob) und ich weiß nie, was da für ein Mensch sitzt, der mir die Fragen stellt. Ich will hier nicht Angst und Schrecken verbreiten, meist sind die „Interviewer“ sogar richtig nett.

Auch hier gibt es wieder zwei Vorgehensweisen, die ich getestet habe, meinen Diabetes kundzugeben. Ist es ein medizinischer Beruf, stand es ja wahrscheinlich sogar schon in den Unterlagen, und da würde ich auch unmittelbar, zusammen mit der persönlichen Vorstellung, meinen Diabetes aufzählen. Schließlich ist er ja kein „Ungeheuer“ oder etwas Schlechtes. Er hat mich zu der Person gemacht, die ich nun einmal bin, und ich kann ja ruhig beweisen, dass ich Experte in diesem Gebiet bin und gut damit umgehen kann. Sollte ich es jetzt aber noch nicht in den Bewerbungsunterlagen erwähnt haben, dann falle ich auch nicht direkt mit der Tür ins Haus.

Ich erzähle dann erst etwas über meine Person, Stärken/Schwächen, Hobbys, Werdegang… Je nachdem, wie mein Gegenüber so darauf reagiert, würde ich entweder über das Thema sprechen, wenn ich an den Punkt gelange, an dem ich über „offene Fragen“ rede. Da würde ich es dann so selbstverständlich, wie es auch wirklich für mich ist, erwähnen und das Ganze keinesfalls kritisch oder bedenklich auslegen. Dann gibt es allerdings noch eine Variante. Manchmal wird man gar nicht erst so richtig warm mit seinem Gegenüber und hofft sowieso, dass man so schnell wie möglich aus der Situation herauskommt. Oder aber man ist in einer großen Gruppe, wie z.B. bei einem „Assesment Day“. Assesment Day: ein Tag, an dem meist mehrere Bewerber eingeladen werden und kleine Prüfungen oder einen Test absolvieren müssen. Bei dem sogenannten „Assessment Day“ habe ich meist nicht die Möglichkeit, einzeln mit dem Chef oder der zuständigen Person zu sprechen. Dann kam es auch schon einmal vor, dass ich meinen „Teamkollegen“, den Diabetes, unter den Tisch habe fallen lassen. Nicht aus „Peinlichkeitsgründen“, sondern eben aus strategischer Sicht. Ich möchte nicht, dass ich ein anderes Urteil bekomme als meine Mitstreiter, weder Mitleid noch Ablehnung. Ganz nach dem Prinzip, ich schaue erst einmal, was passiert.

Close-up image of a firm handshake  between two colleagues

3.) Der Job

Juhu, ich habe es geschafft! 🙂 Ich würde, wenn das Thema „Mein Diabetes“ bis dato noch nicht zum Gesprächsthema geworden ist, ganz klar am ersten Arbeitstag oder bevor ich meine erste Aufgabe beginne, mit meinem zuständigen Ansprechpartner darüber reden. Meist habe ich es so gehandhabt: Hatte ich eine Job-Zusage, wurde zum nächsten Telefon gegriffen und die zuständige Person/mein neuer Chef kontaktiert. Natürlich kann man auch eine Mail schreiben oder vor Ort mit ihm reden, falls ich es sofort erfahre. Ich gehe selbstbewusst damit um, spreche darüber, sodass mein neuer Arbeitgeber Bescheid weiß. Keine Sorge, es wird mir schon niemand den Arbeitsplatz streichen, auch wenn ich jetzt erst erwähne, dass ich Diabetiker sei. Mit einer Klage sowie mit Konsequenzen muss ich nicht rechnen, denn ich bin nicht verpflichtet, meine „Behinderung“ beim Vorstellungsgespräch zu erwähnen. Die meisten Chefs/Zuständigen haben damit überhaupt kein Problem und sind sogar gut informiert über das Thema Diabetes. Falls sie es nicht sind, kläre ich sie fix auf. Wenn ich es nicht geschafft habe, vorher noch einmal mit einer zuständigen Person zu sprechen, ist das auch kein Hals- und Beinbruch. Dann bin ich einfach ein paar Minuten eher da, beantrage einen Termin bei meinem Chef und teile es ihm dann mit. In einem Großraumbüro z.B. würde ich es ganz klar meinem linken, rechten und gegenübersitzenden Nachbarn erklären, dass ich Diabetes habe und es vielleicht ab und an mal „piepsen“ kann. Zum Beispiel Pumpe oder Messgerät.

Daumen Hoch / Like

4.) Fazit

Alles in allem kann ich sagen, ich habe alle drei Stufen schon mehrmals erlebt und auch sämtliche Varianten davon ausprobiert und getestet. Es gab weder bei meinen Chefs noch bei Arbeitskollegen o.ä. Probleme bzgl. meiner Krankheit. Ich wurde diesbezüglich nie zurückgewiesen, geschweige denn gekündigt. Meine Vorschläge hier sollen nicht den „Perfekten Fahrplan zum Job“ darstellen oder Ratschläge sein, die von euch eingehalten werden müssen. Ich freue mich einfach darüber, vielleicht dem einen oder anderen dadurch ein bisschen die „Angst“ zu nehmen und Möglichkeiten aufzuzeigen, an die man so evtl. noch überhaupt nicht gedacht hat.

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