Diabetologie und Endokrinologie: Experten fordern mehr Kapazitäten bei der Aus- und Weiterbildung

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Diabetologie und Endokrinologie: Experten fordern mehr Kapazitäten bei der Aus- und Weiterbildung

In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die Aus- und Weiterbildungskapazitäten im Bereich Diabetologie und Endokrinologie auszubauen, um über Jahrzehnte verloren gegangene personelle Ressourcen wiederaufzubauen und neue innovative Lerninhalte zu schaffen. Dies sei wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung der am 3. Juli vom Bundestag beschlossenen Nationalen Diabetesstrategie.

In Deutschland haben über sieben Millionen Menschen einen Diabetes mellitus. Mehr als sechs Millionen Menschen leiden unter Osteoporose und rund ein Viertel der Bevölkerung weist eine Schilddrüsenerkrankung auf. „Stoffwechselerkrankungen steigen stetig an, während das medizinische Personal in diesem Bereich zunehmend finanziellen Einsparungen zum Opfer fällt“, kritisiert DDG-Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer.

In einem Positionspapier machen die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) auf diesen Missstand aufmerksam und stellen einen Maßnahmenkatalog zur Förderung der Aus- und Weiterbildung vor.

„Unsere Disziplinen bluten aus, wenn nicht gehandelt wird“

Denn in den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Zahl der Lehrstühle in diesem Bereich fast halbiert. „Derzeit findet sich nur noch an acht von 38 medizinischen Fakultäten ein entsprechender klinischer Lehrstuhl mit Direktionsrecht“, führt Professor Dr. med. Günter Stalla, Präsident der DGE, aus und erklärt:

„Das DRG-System [DRG = „Diagnosis Related Group“ – Klassifikationssystem für ein pauschaliertes Abrechnungsverfahren; Anm. d. Red.] benachteiligt die sogenannte sprechende Medizin, zu der die Diabetologie und Endokrinologie in besonderer Weise zählen. Diese Entwicklung führt zu einer Unterversorgung an Fachärzten, zu Nachwuchsmangel in diesen Fachgebieten sowie zu weniger Forschung, was sich weiter negativ auf die Versorgungsqualität auswirkt. Immer mehr Patienten warten monatelang auf einen Termin oder finden gar keinen Spezialisten mehr, der sie betreuen kann.“

Insbesondere in der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig eine stabile Stoffwechseleinstellung und eine engmaschige Betreuung für Diabetespatienten ist. „Unsere Disziplinen bluten aus, wenn jetzt nicht auf politischer Ebene gehandelt wird“, mahnt der Endokrinologe.

Forderung: Kapazitäten nicht nur erhalten, sondern auszubauen!

Versorgung und Forschung sind ein wesentlicher Bestandteil der im Sommer beschlossenen Nationalen Diabetesstrategie. Zwar wird mit dem DZD bereits die translationale Diabetesforschung in Deutschland und die dringend notwendige Vernetzung der universitären und außeruniversitären Forschung staatlich und auf Landesebene unterstützt.

„Doch damit diese Vernetzung dauerhaft erfolgreich ist, sind eigenständige klinische Lehrstühle in der Diabetologie und Endokrinologie dringend erforderlich“, betont DZD-Vorstandsmitglied Professor Dr. Dr. h.c. mult. Martin Hrabě de Angelis. „Leider besteht an vielen Universitätskliniken weiterhin die Tendenz, freiwerdende Lehrstühle nicht wieder neu zu besetzen oder die wenigen vorhandenen Kliniken zu verkleinern.“

DDG, DGE und das DZD fordern daher in einem gemeinsamen Positionspapier die Politik dazu auf, nicht nur bestehende Kapazitäten zu erhalten, sondern auch auszubauen. Sie haben hierzu einen Maßnahmenkatalog zusammengestellt, der folgendes beinhaltet:

  • An allen medizinischen Fakultäten soll es Lehrstühle für Diabetologie/Endokrinologie geben.
  • Das Fach muss in den Curricula für Medizinstudierende besser abgedeckt und für den Nachwuchs attraktive Karrierewege in Forschung und Krankenversorgung entwickelt werden.
  • Der Forschungstransfer zwischen Labor und Krankenbett ist durch zukunftsfähige Zielpositionen in Klinik und Wissenschaft, den Clinician und Medical Scientists, zu stärken.
  • Klinische Behandlungskapazitäten in Diabetologie/Endokrinologie müssen ausgebaut werden. Dazu ist die Sprechende Medizin in den DRGs besser abzubilden.
  • Die umfassende Betreuung besonders vulnerabler Gruppen (Kinder und geriatrische Patienten) muss durch entsprechende Finanzierung sichergestellt sein.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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