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Ich war lange Zeit eine der ersten Personen, die sich aufregte, wenn es um übergriffige und fehlerhafte Kommentare von Menschen ohne jegliches Diabetes-Wissen ging. Und seien wir ehrlich: Ich bin es noch immer! Das Problem dabei war aber bisher: Ich war nie eine laute Person und selten richtig mutig. Also habe ich mich in mich hinein geärgert oder meiner Empörung bei Freund*innen Luft gemacht, die meinen Standpunkt verstanden.
Es fiel mir schon immer schwer, jemandem ganz direkt zu widersprechen – selbst wenn dieser Mensch eindeutig nicht richtig informiert war und einfach Nonsens von sich gab. Das ist keine Eigenschaft von mir, die ich sonderlich gut finde. Aber immerhin ist mir bewusst, dass diese Art des Umgangs mit für mich unangenehmen Situationen nicht ideal ist. Ich arbeite daran und weiß, dass ich in diesem Punkt mutiger werden muss.
Bezogen auf meine Typ-1-Diabetes-Diagnose gab es immer wieder Momente, in denen ich Vorurteilen, schlichter Unwissenheit und manchmal auch Grenzüberschreitungen begegnet bin. Und natürlich gibt es diese Situationen immer noch und immer noch ärgere ich mich darüber. In meinem Kopf startet dann ein Monolog mit Fakten, Geschichten und dem Wunsch, dass Menschen besser informiert werden. Oder sich aktiv besser informieren, bevor sie ihre Meinung zu etwas herausposaunen. Aber das findet bisher eben nur in meinem Kopf statt. Ich sage zu oft „Hm, naja…“ anstatt „Nee, das stimmt so nicht“ in Momenten, in denen es wichtig wäre.
In der Podcast-Episode 36 habe ich davon erzählt, dass der Diabetes mich mehr oder weniger dazu gedrängt hat, für mich einzustehen und in irgendeiner Form selbstbewusster zu werden. Doch das bezieht sich tatsächlich eher auf Umstände, in denen eine prompte Lösung für meine persönliche Lage hermuss. Beispielsweise weil ich unterzuckert bin und eine Pause brauche – egal, ob das in den Plan der anderen Person passt oder nicht.
In der Diabetes-Aufklärung bin ich schüchterner. Nicht, wenn ich das Ganze durch Informationen, die ich auf verschiedenen Wegen teile, unterstützen kann, wie beispielsweise durch die Arbeit für die Blood Sugar Lounge. Sondern dann, wenn ich mich unter Umständen einem Konflikt aussetzen muss. Das will ich ändern. Denn ich frage mich immer öfter: „Wie kann ich von Menschen, die keinerlei Berührungspunkte mit Diabetes haben, erwarten, dass sie informiert sind oder sich informieren? Wie kann ich das erwarten, wenn ich sie in den Momenten, wo sie etwas falsch machen, nicht darauf hinweise?“
Durch den Weltdiabetestag gab es in den letzten Tagen wieder (insbesondere in den sozialen Medien) vermehrt Äußerungen zum Krankheitsbild des Diabetes im Allgemeinen, die teils sehr verwirrend und nicht richtig waren. Sofort sprang mein „Menschen sind so blöd, das ist alles so blöd!“-Mechanismus an und ich ärgerte mich vor mich hin. Das übliche Muster eben. Bis ich dann 10 Minuten später einen Kommentar verfasste und versuchte, trotz Konflikt-Potentials, Aufklärung zu leisten. Für manche mag das nach einem ganz kleinen Schritt klingen, aber für mich war das ein Beweis dafür, dass ich mich weiterentwickele. Als Mensch und als Mensch mit Diabetes.
Das Thema greift auch Caro in ihrem Beitrag Wie kann jeder Einzelne von uns für Aufklärung sorgen? auf.
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