„Digitalisierung ist Haltungsfrage“

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„Digitalisierung ist Haltungsfrage“

„Die Diabetesversorgung auf dem Weg: Status Quo und Ausblick“, so der Titel des Diabetes Mediendialogs 2.0 von Roche Diabetes Care im Oktober auf Schloss Ahren­thal in Rheinland-Pfalz, der vor allem ein Thema im Blick hatte: die Digitalisierung.

Prof. Dr. Volker Amelung – er ist Professor für internationale Gesundheitssystemforschung an der Medizinischen Hochschule Hannover – stellte neue Versorgungsformen auf den Prüfstand und forderte für das Gesundheitssystem bei der Qualität mehr Transparenz.

Bei der Einführung neuer Technologien und der Digitalisierung müsse man sich auch fragen, „wie wir die niedergelassene Ärzteschaft dazu bewegen können, mitzumachen“, erklärte Amelung – eines der Themen, „die in der aktuellen Gesetzgebung komplett ignoriert werden“, kritisierte er.

„Wir reden über Apps auf Rezept, wir reden über ganz viele Sachen – ohne uns darüber Gedanken zu machen: Wird das an der Basis überhaupt umgesetzt? Kann es in den extrem komplexen Prozess einer niedergelassenen Praxis integriert werden? Und sind die Anreize überhaupt richtig gesetzt? Da sollte man noch viel genauer hinschauen.“

Digitale Anwendungen auf Rezept – Deutschland macht es vor

Hier zielte er auf das neue Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation ab (Digitale-Versorgung-Gesetz, DVG; wir berichteten), das der Bundestag im November beschlossen hat und das im Januar 2020 in Kraft treten soll. Es sieht u. a. Apps auf Rezept und Angebote zu Online-Sprechstunden für Patienten vor.

Ärzte können künftig digitale Anwendungen, wie Tagebücher für Diabetespatienten, Apps für Menschen mit Bluthochdruck oder zur Unterstützung einer Physiotherapie bzw. bei vielen weiteren Erkrankungen, verschreiben – und die Krankenkassen erstatten das.

Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sei Deutschland damit das erste Land, in dem digitale Anwendungen verschrieben werden könnten. Spahns Gesetzgebung wertete Amelung als „Aktionismus, den man kaum mehr überschauen“ könne – mit 20 neuen Gesetzen in 20 Monaten allein im Bereich Gesundheit und Pflege. Es sei ein „völlig anderer Politikstil, der vor allem gekennzeichnet ist durch extrem eng getaktete, viele Gesetze, die in der Regel nicht ausgegoren sind.“

Lob für Verjüngungskur im Bundesgesundheitsministerium

Lob gab es von dem Systemforscher für die Verjüngungskur des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) seit Spahns Amtsantritt im März 2018. An den Schlüsselpositionen würden jetzt neue, deutlich jüngere Mitarbeiter sitzen. „Hier ist wirklich ein starkes Team unterwegs“, betonte er. „Da ist viel frischer Wind im Ministerium. Die machen viel und die wollen vor allem das Thema Digitalisierung.“

Prof. Dr. Volker Amelung aus Hannover kritisierte Spahns ­Gesetzesflut, findet aber gut, dass mehr junges Personal im Ministerium wichtige Positionen bekleidet, seit Jens Spahn dort die Fäden zieht.

Der neue Politikstil des BMG zeige sich auch an neuen Gesetzentwürfen, die nicht, wie sonst üblich, nach Vorlage nur punktuell, sondern neuerdings grundlegend geändert würden – und das bis auf den letzten Meter. Der Gesetzentwurf zum Terminservice- und Versorgungsgesetz (­TSVG) etwa, das im Mai 2019 in Kraft trat und mit dem gesetzlich Versicherte schneller Arzttermine bekommen sollen (wir berichteten), hatte 212 Seiten, die Änderungsanträge umfassten fast das Vierfache an Papier: rund 800 Seiten …

Am Beispiel Estland verdeutlichte er, warum in dem nordeuropäischen Land die Digitalisierung gut funktioniere: „Weil es eine Haltungsfrage ist.“ Digitalisierung sei „keine Frage von Geld, keine Frage von Technologie, sondern eine Frage der Einstellung.“


von Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke,
Kopenhagener Str. 74, 10437 Berlin,
E-Mail: angelamonecke@aol.com

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (1) Seite 52-53

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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