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Jana Einser findet, dass die Therapiefreiheit nicht von gesundheitspolitische Vorgaben eingeschränkt werden darf. Lesen Sie Ihre Kolumne.
Sind alle Menschen gleich? Sicher nicht! Zwar sollten alle Menschen gleiche Rechte haben, auch gleiche Pflichten, wenn es um das Zusammenleben geht. Aber damit hört es bei der Gleichheit schon ziemlich auf.
Das gilt auch für Diabetiker. Alle sollten sich, sofern sie geistig und körperlich dazu in der Lage sind, selbständig um ihren Diabetes kümmern – das ist ihre Pflicht, auch gegenüber den Mitmenschen. Ihr Recht ist, dafür die bestmögliche Versorgung zu bekommen. Wie aber sieht die aus?
Ich selbst bin langjährige Typ-1-Diabetikerin – komme noch aus einer Zeit mit auskochbarer Glasspritze, einer Zeit ohne Blutzuckerselbstkontrolle … dafür mit Tabletten zur Bestimmung des Urinzuckers (die sich heißwerdend auflösten und dann je nach Zuckergehalt jede erdenkliche Farbe annahmen).
Über Einmalspritzen und Insulinpens habe ich vor 23 Jahren den Weg zur Insulinpumpe gefunden. Ich weiß, dass das für mich derzeit die beste Versorgung ist – am besten in Kombination mit kontinuierlicher Glukosemessung. Aber gilt das für jeden?
Nein! Ein Typ-1-Diabetiker, der sich absolut nicht vorstellen kann, immer ein fremdes Gerät am Körper zu tragen und sich mit einer Insulinpumpe einfach unwohl fühlt, ist besser versorgt mit einer Insulintherapie mit Insulinpen – selbst wenn der Diabetes dadurch womöglich nicht optimal eingestellt ist und aus ärztlicher Sicht eine Therapie mit Insulinpumpe besser geeignet wäre.
Für Typ-2-Diabetiker sieht das noch einmal ganz anders aus, ihre Wünsche variieren aber genauso stark: Der eine möchte am liebsten wenig mit dem Diabetes zu tun haben, ein Zweiter kümmert sich akribisch darum und hält einen strengen Lebensrhythmus ein; ein Dritter ist ständig auf Reisen, treibt viel Sport und braucht größtmögliche Flexibilität.
All das muss möglich sein – ohne dass gesetzliche oder gesundheitspolitische Vorgaben die Therapiefreiheit einschränken.
Klaus Müller, seit 1. Mai 2014 Vorstand des Verbraucherzentrale-Bundesverbands, beschreibt das in einem Spiegel-Interview so: “Es gibt (…) kaum eine zweite Zielgruppe, die so groß und so heterogen ist wie die der Verbraucher.” Ich fühlte mich beim Lesen intensiv an die Gruppe der Diabetiker erinnert.
von Jana Einser
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (7) Seite 92
5 Minuten
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