Insulin vor dem Müll retten

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Insulin vor dem Müll retten

Was geschieht mit Insulin und Diabetes-­Hilfsmitteln, die nicht mehr gebraucht werden? Idealfall: Man spendet sie dem Projekt „Insulin zum Leben“. Von dort werden sie hilfsbedürftigen Diabetikern in Entwicklungsländern überbracht.

Sterben an Diabetes, weil es an Insulin mangelt? In Deutschland unvorstellbar – aber weit verbreitet in den armen Ländern dieser Erde. Bei vielen Menschen, besonders auf dem Land, wird die Krankheit gar nicht erkannt. Ohne Behandlung geht es Typ-2-Diabetikern immer schlechter, und sie erleiden oft ernsthafte Folgeerkrankungen. Unerkannte Typ-1-Diabetiker müssen sterben.

Wurde die Diagnose Diabetes gestellt und ist Insulin notwendig, würde das Insulin für einen Patienten ungefähr die Hälfte eines Familieneinkommens kosten. Viele nehmen den Tod des kranken Kindes in Kauf, damit die gesunden Kinder ernährt und zur Schule geschickt werden können.

Mission: sammeln und weiterschicken

Das zu ändern, ist das Ziel von Insulin zum Leben bzw. Insulin for Life. Die Organisation sammelt in den Industrieländern das Insulin, das Diabetiker nicht mehr brauchen, wenn sie auf ein anderes Insulin umgestellt werden, wenn sie durch Gewichtsabnahme oder nach der Entbindung kein Insulin mehr brauchen oder wenn sie sterben.

Viel zu oft landet dieses wertvolle Gut auf dem Müll. Insulin zum Leben schickt das gesammelte Insulin an Ärzte und anerkannte Diabetesorganisationen. Diese müssen einen Vertrag unterzeichnen, dass das Insulin nie auf dem Schwarzmarkt verkauft wird.

Insulin für mindestens 500 Menschen

In den letzten drei Jahren konnte Insulin zum Leben Insulin und Hilfsmittel (alles noch mindestens vier Monate haltbar) im geschätzten Wert von 500.000 Euro pro Jahr verschicken. Das darin enthaltene Insulin ist ausreichend, um mindestens 500 Menschen ein Jahr lang zu versorgen, wenn man von 50 Einheiten Insulin pro Tag ausgeht. Ohne Insulin zum Leben wären diese Hilfsmittel auf dem Müll gelandet. Jetzt retten sie Leben.

Die Pakete gehen monatlich an unsere festen Partner in Afrika und Lateinamerika. Das hört sich einfach an, ist aber eine organisatorische Herausforderung. Der Dank der Empfänger ist uns gewiss für das Leben rettende Insulin mit vielem Zubehör. Uns erreicht aber auch der Dank der Menschen, die froh sind, dass sie ihr Insulin nach Umstellung nicht wegwerfen müssen.

Und gerade durfte ich erleben, wie ein Mitglied meiner Selbsthilfegruppe aus Dankbarkeit, trotz 59 Jahren Diabetes Typ 1 den 70. Geburtstag in gutem Zustand feiern zu dürfen, auf Geschenke verzichtet hat – zugunsten einer Finanzspritze für Insulin zum Leben.

Deutlich schwieriger, an Insulin zu kommen

Trotz allen Erfolgs war es in diesem Jahr deutlich schwieriger, an Insulin zu kommen. Die Pharmaunternehmen dürfen an Krankenhäuser und Ärzte nur noch wenige Muster abgeben. Das haben auch wir zu spüren bekommen. Deutlich zurückgegangen ist der Eingang von Mischinsulin wie 30/70, 25/75 oder 50/50. Dieses Insulin ist in den armen Länder äußerst beliebt: Man muss es nur zweimal am Tag spritzen und erreicht so eine Grundversorgung mit geringem Unterzuckerungsrisiko.

Wenn der Arzt in einem Partnerland seinem Patienten sagt, dass er dieses Mal kein Mischinsulin hat, glaubt das der Patient oft nicht. Er glaubt eher, der Arzt wolle ihn bestrafen. Um dem Arzt beizustehen, schreiben wir dann in unserem Begleitbrief auf Englisch: “Achtung! Wir hatten nicht mehr Mischinsulin. Wir haben alles geschickt, was verfügbar war!”

Die Organisation bekannt machen

Geholfen hat uns in der Flaute sehr die Präsentation von Insulin zum Leben am Diabetes-Update im März 2015 vor 600 Diabetologen. Danach ist die Zahl der Zusendungen, die wir von Arztpraxen und Krankenhäusern bekommen haben, deutlich gestiegen.

Beim DDG-Kongress im Mai in Berlin konnte ich wieder Kontakte knüpfen, und der VDBD (Verband der Diabetesberaterinnen) hat an seinem Stand Regenschirme gegen eine Geldspende für Insulin zum Leben vergeben. Großartig. Hilfreich war auch, dass immer mehr Menschen bei uns Flyer bestellen, um damit Insulin zum Leben in ihrem Umfeld bekannt zu machen.

Unterstützung für Camps

In diesem Jahr haben wir drei Schulungscamps für Kinder und Jugendliche finanziell unterstützt: in der Demokratischen Republik Kongo, in Ruanda und “eigentlich” in Bolivien. Dort musste das Camp aber wegen Frosts auf Januar verschoben werden.

DANKE

Mein Dank gilt allen Menschen, die uns mit Insulin und Hilfsmitteln unterstützen, die unsere Flyer verteilen und Geld spenden für Transportkosten und Schulungscamps, außerdem der Biokanol Pharma GmbH unter Geschäftsführerin Sylvia Weimer-Hartmann für die kostenlose Überlassung des Lagerraumes und das ganztägige Annehmen unserer Pakete.

Bitte helfen Sie uns!
Insulin- und Hilfsmittelspenden,mindestens noch 4 Monate haltbar, können ungekühlt, nur etwas gepolstert und bitte freigemacht, an das Insulinlager geschickt werden: Insulin zum Leben, c/o Biokanol Pharma GmbH, Kehler Straße 7, 76437 Rastatt

Geldspenden sind willkommen auf dem Spendenkonto: BdKJ e. V. Insulin zum Leben, Volksbank Hameln-Stadthagen eG, IBAN: DE20254621600670320801, BIC: GENO DE F1 HMP, Der BdKJ ist berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen.

Haben Sie Fragen an die Projektbeauftragte? Oder wollen Sie eine Bestellung aufgeben? Heidrun Schmidt-Schmiedebach, Telefon: 0 72 22/20 09 72, E-Mail: heidi.schmidt-
schmiedebach@gmx.de

, www.insulin-zum-leben.de

von Heidrun Schmidt-Schmiedebach
Projektbeauftragte “Insulin zum Leben Deutschland”
Tel.: 0 72 22 / 20 09 72, Fax: 0 72 22 / 1 76 29
E-Mail: heidi.schmidt-schmiedebach@gmx.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (12) Seite 48-49

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 1 Woche

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 3 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 2 Wochen

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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