- Soziales und Recht
Nur wenige Diabetiker über 75 beim Diabetologen
3 Minuten
Die Versorgungsstudie “DiaDeM–Diabetes – Der eigenverantwortliche Mensch” des Deutschen Diabetiker Bundes (in Kooperation mit Novartis) hat die Versorgungssituation von Diabetikern in Deutschland untersucht. Dabei wurden bundesweit 1000 Typ-1- und Typ-2-Diabetiker durch das unabhängige IGES-Institut befragt. Es zeigte sich, dass sich die Diabetesversorgung je nach Diabetes-Typ unterscheidet.
Wie schlägt sich der Diabetes auf die Lebensqualität nieder? Wie häufig nehmen Diabetiker wichtige Kontrolluntersuchungen wahr? Welche diabetischen Folgeerkrankungen sind am meisten gefürchtet? Antworten auf diese und weitere spannende Fragen gibt diese Studie, die 2011 veröffentlicht wurde und in Kürze als Buch erscheint (wir berichteten).
170 Fragen in 20 Minuten wurden den Teilnehmern gestellt. Die Befragung erfolgte in einem Zeitraum von etwas mehr als einem Monat. 125 Typ-1- und 875 Typ-2-Diabetiker gaben Auskunft über ihre persönliche Versorgungssituation und die Wahrnehmung ihrer Erkrankung. “Angesichts der derzeitigen Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen war es dringend nötig, diese Studie durchzuführen. Erstmals wurden die Daten zur Versorgung von Typ-1- und Typ-2-Diabetikern durch den Deutschen Diabetiker Bund gesichert”, betont der DDB-Bundesvorsitzende Dieter Möhler.
Die Befragung hat ergeben, dass es Unterschiede in der Versorgung gibt, je nachdem, um welchen Diabetestyp es sich handelt. Während sich Typ-1-Diabetiker gleichermaßen von einem Hausarzt (63 Prozent) oder Diabetologen (59 Prozent) behandeln lassen, sind die meisten Typ-2-Diabetiker bei einem Hausarzt (86 Prozent) in Behandlung. Von den Typ-2-Diabetikern lassen sich nur 34 Prozent von einem Diabetologen behandeln. Offensichtlich ist es so, dass die geringe Zahl an Diabetologen nicht ausreicht, um die schätzungsweise über 5 Millionen Typ-2-Diabetiker effizient zu behandeln. Von den rund 58 000 Hausärzten verfügen nur etwa 5 000 über eine diabetologische Ausbildung.
Therapieempfehlungen lieber vom Diabetologen
Die Tatsache, dass Typ-1-Diabetiker tendenziell zum Diabetologen gehen, liegt augenscheinlich an der ausnahmslosen Insulinpflichtigkeit. Aufgrund eines absoluten Insulinmangels sind sie besonders auf eine genaue Einstellung bzw. Regulierung der Insulinmedikation angewiesen. Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die Patienten es vorziehen, die notwendigen Therapieempfehlungen von einem spezialisierten Diabetologen vornehmen zu lassen.
Internisten spielen in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle: Nur jeweils ca. 10 Prozent der Diabetiker sind bei einem Internisten in Behandlung.
Von den Typ-2-Diabetikern lassen sich 75 Prozent von einem Hausarzt und 42 Prozent von einem Diabetologen behandeln. Die Typ-1-Diabetiker verteilen sich je zur Hälfte auf Hausärzte und Diabetologen (47 bzw. 50 Prozent).
Ärztliche Aufklärung
In der Versorgungsstudie haben sich in Bezug auf die ärztliche Aufklärung Unterschiede zwischen den verschiedenen behandelnden Ärzten gezeigt. So hat sich unter anderem herausgestellt, dass Typ-1-Diabetiker, die sich von einem Diabetologen behandeln lassen, aktiver nach Informationen suchen als solche, die von einem Hausarzt behandelt werden (38 Prozent gegenüber 27 Prozent). Diabetiker, die sich von einem Diabetologen behandeln lassen, sind auch besser über Folgeerkrankungen informiert.
Bei den Typ-1-Diabetikern war der Unterschied zwischen Personen, die sich von einem Diabetologen, und solchen, die sich vom Hausarzt behandeln lassen, signifikant. So kannten 93 Prozent der Typ-1-Diabetiker, die sich bei einem Diabetologen in Behandlung befinden, mögliche Folgeerkrankungen. Bei den Typ-1-Diabetikern, die sich von einem Hausarzt behandeln lassen, wussten hingegen nur 81 Prozent Bescheid. Vergleichbare Unterschiede kann man bei Typ-2-Diabetikern erkennen, jedoch ist hier in beiden Fällen die Differenz nicht deutlich (rund 4 Prozent).
Diese Ergebnisse zeigen, dass angesichts der Erfordernisse der Sekundärprävention im Hinblick auf die Vermeidung von Folgeerkrankungen über eine patienten- und bedarfsgerechtere Ausrichtung diskutiert werden muss.
Umfassende Information
Erst wenn der Patient umfassend über mögliche Folgeerkrankungen informiert ist, wird er sich aktiv darum bemühen, solche Folgen durch das Erreichen einer (fast) normoglykämischen Einstellung zu erreichen. “Die Vermittlung solcher Inhalte liegt in den Händen der Ärzteschaft. Deshalb muss der Gemeinsame Bundesausschuss die Anforderungen an das Verfahren zur Qualitätsbeurteilung der jeweiligen Leistungen der Ärzteschaft in Form von Stichproben sowie an die Sicherung der Qualität vertragsärztlicher Indikationsstellung, Leistungserbringung und Praxisführung (vgl. §§ 136, 136 A SGB V) überprüfen”, so Möhler.
Jüngere Typ-1-Diabetiker eher beim Diabetologen
Hinsichtlich der demografischen Merkmale kann man weitere Unterschiede bei den behandelnden Ärzten beobachten. Es zeigte sich, dass sich Typ-1-Diabetiker umso eher von einem Diabetologen behandeln lassen, je jünger sie sind. Von den Personen, die unter 50 Jahre alt sind, befinden sich 74 Prozent bei einem Diabetologen in Behandlung. Bei den über 75-Jährigen lassen sich 82 Prozent von einem Hausarzt behandeln, nur wenige dieser Altersgruppe gehen zum Diabetologen.
Aus diesen Umfrageergebnissen lässt sich des Weiteren ableiten, dass Personen in Rente sich eher von einem Hausarzt behandeln lassen, während berufstätige Personen tendenziell zum Diabetologen gehen. Dies stützt die oben gemachte Beobachtung in Bezug auf die Altersverteilung. Auch ist es ein Hinweis darauf, dass erwerbstätige Diabetiker eine besonders genaue und verlässliche Einstellung benötigen, was den erreichten HbA1c-Wert, aber auch die Freiheit von Blutzuckerschwankungen anbelangt, und deshalb zu einem Spezialisten bzw. Diabetologen gehen.
Bei Typ-2-Diabetikern nimmt der Anteil an Personen, die sich von einem Diabetologen behandeln lassen, mit steigendem Alter ab. Dies liegt an dem hohen Patientenanteil, der sich schon wegen anderer Erkrankungen in hausärztlicher Behandlung befindet. Zu diskutieren ist auch die Auffassung, dass sich ältere Diabetiker beim Hausarzt besser begleitet bzw. aufgehoben fühlen.
Umgekehrt kann diskutiert werden, ob jüngere Patienten generell einen größeren Informationsbedarf haben, den sie ihrer Meinung nach eher beim Diabetologen decken können. Auch bestehen bei jüngeren Patienten noch umfassendere Behandlungsmöglichkeiten.
Nähere Infos finden Sie unter www.diabetikerbund.de.
von Angela Monecke
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-online.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (12) Seite 62-63
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 4 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 5 Tagen, 22 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig