Was bringt der Schwer­behinderten­ausweis bei Diabetes?

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Schwer­behinderten­ausweis bei Diabetes
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Was bringt der Schwer­behinderten­ausweis bei Diabetes?

Menschen mit Diabetes kann man ihre Erkrankung nicht auf den ersten Blick ansehen. Trotzdem kann die Stoffwechselstörung im Alltag mit erheblichen Belastungen einhergehen. Hier erfährst du, unter welchen Voraussetzungen Menschen mit Diabetes ein Schwer­behinderten­ausweis zusteht.

Bei dem Stichwort ‚schwerbehindert‘ kommen den meisten Leuten Menschen in den Sinn, die z. B. auf einen Rollstuhl, Prothesen oder einen Blindenhund angewiesen sind. Eine chronische Erkrankung wie Diabetes scheint im Vergleich dazu keine ‚echte‘ Behinderung zu sein. Doch als behindert gelten auch Menschen, die durch ihre Erkrankung aufgrund des erforderlichen Therapieaufwands im Alltag erheblich eingeschränkt sind.

Leben mit Diabetes ist mit Einschränkungen verbunden

Als erhebliche Einschränkungen werden dabei auch mehrfach tägliche Glukosemessungen, Anpassungen der Insulindosis und Vorsichtsmaßnahmen, um Über- und Unterzuckerungen zu vermeiden, gewertet. Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen können daher unter bestimmten Bedingungen einen Schwer­behinderten­ausweis beantragen.

Zuständig für den Schwer­behinderten­ausweis ist das jeweilige Versorgungsamt

Jedes Bundesland hat ein Versorgungsamt, das für das Ausstellen von Schwerbehindertenausweisen zuständig ist. Je nach Ausmaß der Beeinträchtigung bescheinigt dieses Amt bestimmte Grade der Behinderung (GdB). Ab einem GdB von 50 gilt man als schwerbehindert. Für die Anerkennung einer Schwerbehinderung gibt es bei den Landesversorgungsämtern keine einheitlichen Regelungen.

Eine Anleitung zur Beantragung eines Schwer­behinderten­ausweises findest Du auf der Website www.einfach-teilhaben.de, die das Bundeministerium für Arbeit und Soziales anbietet.

Früher haben die Behörden Menschen mit Diabetes, die mehrmals täglich ihren Blutzucker testen, Kohlenhydrate berechnen und mindestens viermal am Tag Insulin injizieren, meist einen GdB von 50 zugesprochen. Doch in jüngster Zeit bewerten die Behörden Anträge restriktiver und erkennen nur noch einen GdB von 40 an. Wer allerdings neben dem Diabetes mit weiteren Erkrankungen bzw. Beeinträchtigungen lebt, kann diese beim Antrag ebenfalls geltend machen. Unter Umständen ergibt sich auf diese Weise doch noch ein GdB von mindestens 50 und damit eine Chance auf einen Schwerbehindertenausweis.

Pluspunkte für den Schwer­behinderten­ausweis bei Diabetes: Nachteilsausgleiche

Ein Schwerbehindertenausweis hat eine ganze Reihe von Vorteilen:

  • Im Arbeitsleben: Ab einem GdB von 50 kann man einen zusätzlichen Steuerfreibetrag in Anspruch nehmen. Angestellte Schwerbehinderte genießen besonderen Kündigungsschutz, außerdem haben sie ein Anrecht auf zusätzliche Urlaubstage und können früher in Altersrente gehen.
  • Kultur und Konsum: Viele Museen, Theater und Konzertveranstalter gewähren Schwerbehinderten ermäßigten Eintritt, Sonderrabatte gibt es auch bei etlichen Autoherstellern. Allerdings ist in der Regel ein GdB von mindestens 50 Voraussetzung für die Vergünstigungen.
  • Kinder mit Diabetes: Kinder mit einem GdB ab 50 erhalten bis zum 16. Lebensjahr das Kennzeichen „H“ in ihrem Schwerbehindertenausweis. Das H steht für „hilflos“ und berechtigt sie, kostenlos den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.
  • Begleitpersonen: Wenn der oder die Schwerbehinderte auf die Unterstützung einer Begleitperson angewiesen ist, wird dies im Schwerbehindertenausweis mit dem Kennzeichen „B“ bermerkt. Es berechtigt auch die Begleitperson zu kostenlosen Fahrten im öffentlichen Nahverkehr.
  • Parkausweise: Bei Vorliegen entsprechender Voraussetzungen können Menschen mit Schwerbehinderung orangefarbene Parkausweise erhalten. Damit dürfen sie an Stellen parken, an denen das Parken ansonsten verboten ist. Mit einem blauen EU-Parkausweis darf man auf Behindertenparkplätzen parken, die mit einem Rollstuhl gekennzeichnet sind. Allerdings darf nicht jeder Mensch mit Schwerbehindertenausweis automatisch auf Behindertenparkplätzen parken!

Das spricht gegen den Schwer­behinderten­ausweis bei Diabetes

Demgegenüber stehen ein paar Nachteile, die mit einem Schwerbehindertenausweis einhergehen (können):  

  • Behörden: Mit Erteilen eines Schwerbehindertenausweises ist die Schwerbehinderung bei den Behörden ‚aktenkundig‘.
  • Versicherungen: Beim Abschluss von Versicherungen kann sich eine nachweisliche Schwerbehinderung manchmal als hinderlich erweisen.
  • Jobsuche: Auch bei der Jobsuche gibt es gelegentlich Probleme, weil manche Arbeitgeber Vorbehalte gegenüber Menschen mit Behinderungen hegen. Allerdings muss eine Schwerbehinderung nicht zwingend bei der Bewerbung angegeben werden.


von Antje Thiel

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 3 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • darktear antwortete vor 3 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

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