- Soziales und Recht
 
Urteil: Schwein gehabt!
3 Minuten
											Gesetzlich Versicherte haben Anspruch auf medizinisch notwendige Behandlungsleistungen sowie auf Versorgung mit erforderlichen Medikamenten und Hilfsmitteln. Probleme kann es geben, wenn man ein Medikament benötigt, das in Deutschland nicht erhältlich bzw. zugelassen ist. Dies kann auch Diabetiker tangieren – zum Beispiel wenn aufgrund häufiger Unterzuckerungen ein tierisches Insulin eingesetzt werden muss, das nicht mehr erhältlich ist.
Ein aktuelles Urteil des Sozialgerichts Nürnberg hat klargestellt, dass die Krankenkasse im begründeten Ausnahmefall die Kosten für ein solches Insulin übernehmen muss.
Fall: 26 Unterzuckerungen
Ein langjähriger Typ-1-Diabetiker hatte erhebliche Probleme mit seiner Blutzuckereinstellung. Es kam häufig zu schweren Unterzuckerungen, die wiederholt den Einsatz eines Notarztes erforderlich machten – in relativ kurzer Zeit war das 26-mal der Fall.
Man weiß, dass hier ein Wechsel von dem gentechnisch hergestellten Humaninsulin auf ein tierisches Insulin – meist Schweineinsulin – Vorteile bieten kann. Die Hypoglykämiewahrnehmung scheint mit solchen tierischen Insulinen mitunter deutlich besser zu sein als mit Humaninsulin. Es gibt insoweit auch eine Empfehlung der
Allerdings ist in Deutschland solches Insulin nicht (mehr) erhältlich und nicht zugelassen. Der Patient hat sich daher mit einem Privatrezept aus der Schweiz ein Schweineinsulin
Nun beantragte er bei seiner Krankenkasse die Kostenübernahme für dieses Insulin (es ging um einen Betrag von 56,63 €) sowie für künftige Verordnungen. Dies wurde von der Kasse mit der Begründung abgelehnt, dass die Behandlung mit Schweineinsulin in der Kurzzeitbehandlung wohl sinnvoll sei, bei ihm aber jedoch eine längerfristige Behandlung durchgeführt werden solle. Dies sei wegen bekannter Nebenwirkungen medizinisch nicht zu befürworten.
Im Übrigen sei das Insulin in Deutschland nicht zugelassen; nach Rücksprache mit dem Medizinischen Dienst gebe es in Deutschland ausreichend Alternativen.
Liegt eine innerstaatliche Zulassung vor?
Grundsätzlich könnten Arzneimittel nur dann zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden, wenn für diese eine
Auch eine ausnahmsweise Kostenübernahme, wie es vom Bundesverfassungsgericht
Gutachter: weniger Hypoglykämien!
Der Gutachter (Prof. Dr. Thomas Haak, der Chefredakteur des
Es sei davon auszugehen, dass der Kläger unter Schweineinsulin im Vergleich hierzu deutlich weniger schwere Unterzuckerungen erleiden werde. Solche gravierenden Stoffwechselentgleisungen seien dringend zu vermeiden, da sie zu Herzrhythmusstörungen mit möglicher Todesfolge führen können. Studien hätten solche Zusammenhänge gezeigt.
Klage stattgegeben
Das Gericht hat der Klage daraufhin stattgegeben und die Krankenkasse zur Kostenerstattung verurteilt: Grundsätzlich bestehe zwar nur dann ein Erstattungsanspruch für selbstbeschaffte Medikamente, wenn diese normalerweise von den Krankenkassen als Sach- oder Dienstleistung zu erbringen sind. Dies ist bei dem
Jedoch hat das Bundesverfassungsgericht
Es können also im Ausnahmefall auch (noch) nicht zugelassene Arzneimittel oder Methoden von der Krankenkasse erstattet werden, wenn folgende Voraussetzungen vorliegen:
Für die Kostenübernahme eines in Deutschland nicht zugelassenen, aus dem Ausland importierten Arzneimittels müssen darüber hinaus folgende Kriterien erfüllt sein:
Gericht: Bedingung erfüllt
Sämtliche der Bedingungen sah das Gericht als erfüllt an: Aufgrund der schweren Unterzuckerungen sowie der bereits beim Kläger vorhandenen Folgeerkrankungen
Das Kriterium einer lebensbedrohlichen Erkrankung müsse daher als erfüllt angesehen werden. Für die Diabeteserkrankung des Klägers stand in seinem Fall somit keine dem medizinischen Standard entsprechende Therapie zur Verfügung: Zugelassen sind in Deutschland gentechnisch hergestellte Humaninsulinpräparate. Die vormals vorhandenen tierischen lnsulinpräparate sind vom Markt genommen worden, die entsprechenden Zulassungen wurden sämtlich zurückgegeben.
Positiver Effekt nicht von der Hand zu weisen!
Eine Rückkehr zur Behandlung mit gentechnisch hergestelltem Humaninsulin war dem Kläger nicht zumutbar; es musste befürchtet werden, dass es dann wieder zu solchen häufigen schweren Hypoglykämien komme, was unter Einsatz des Schweineinsulins nicht mehr der Fall war.
Schließlich war das Gericht überzeugt, dass das Schweineinsulin auch eine spürbar positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf erwarten lässt: Nachdem hiermit keine Unterzuckerungen mehr aufgetreten sind, während es unter Humaninsulin zu 26 Notarzteinsätzen kam, sei ein positiver Effekt des Schweineinsulins nicht von der Hand zu weisen.
Auch die weiteren Voraussetzungen konnten bejaht werden: Der Import von
Das vorliegende Urteil ist nur zu begrüßen. In der Regel mach(t)en die Krankenkassen in solchen begründeten Ausnahmefällen zwar nur selten Probleme; ansonsten können Betroffene sich nun aber auf dieses Urteil stützen. Allerdings darf man nicht übersehen: Eine Kostenübernahme solcher nicht zugelassener Insuline wird auch weiterhin nur im tatsächlich begründeten Ausnahmefall durchgesetzt werden können – und dies auch nur dann, wenn die zahlreichen Voraussetzungen erfüllt sind.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 5 Tagen, 20 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina - 
	
	
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus- 
	
	darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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	moira antwortete vor 1 Woche
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
 
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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	lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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	connyhumboldt antwortete vor 5 Tagen, 14 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
 
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig