VDBD fordert mehr Unterstützung für Kinder mit Diabetes

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VDBD fordert mehr Unterstützung für Kinder mit Diabetes

Derzeit startet in vielen Bundesländern wieder die Schule. Einige der bundesweit rund 750 000 Erstklässler haben chronische Erkrankungen wie einen Diabetes mellitus Typ 1, heißt es in einer Pressmeldung des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD). Der Meldung zufolge stehen Kinder mit Diabetes und ihre Angehörigen vor besonderen Herausforderungen: Noch immer gibt es keine verbindlichen Maßnahmen, die die Inklusion in der Schule von Kindern mit chronischen Erkrankungen erleichtern. Mitunter werden sie von Klassenfahrten oder sogar allgemein vom Regelunterricht ausgeschlossen. Was Angehörige und Betroffene zum Schulanfang beachten sollten, erklärt der VDBD. Darüber hinaus befürwortet er den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften, die bereits in anderen Ländern erfolgreich eingesetzt werden.

Kinder mit einem Diabetes mellitus oder anderen chronischen Erkrankungen sind in Kindergärten und Schulen noch immer unzureichend betreut und können nicht gleichberechtigt am Bildungssystem teilhaben. Inklusionsangebote sind nicht flächendeckend verfügbar und die Berechtigung dafür zudem nicht einheitlich geregelt, so der VDBD. „Deutschland ist ein Flickenteppich aus Fördermaßnahmen. Es ist bedauerlich, dass es noch immer keine bundesweiten Regelungen zur Inklusion chronisch erkrankter Kinder gibt“, so Dr. rer. medic. Nicola Haller, Vorsitzende des VDBD. Das habe Konsequenzen für die Zukunft und Bildung der Kinder, die Lebensqualität der Familie und die Arbeitssituation der Eltern. Meist sind es die Mütter, die häufig reduziert arbeiten, um das Kind ausreichend zu betreuen. „Betroffene Familien müssen mit psychischen, sozialen und finanziellen Belastungen kämpfen, die absolut vermeidbar wären“, kritisiert die Diabetesberaterin aus Augsburg.

Ob Kinder mit chronischen Erkrankungen in den Kindergarten gehen, am Regelunterricht oder an Klassenfahrten teilnehmen können, hänge vom guten Willen der Erzieherinnen und Erzieher und des Lehrpersonals sowie ihrer Bereitschaft ab, sich mit der Erkrankung zu beschäftigen. „Es ist bedauerlich, dass die Zukunftsaussichten des Kindes und die familiäre Situation quasi ein Glücksspiel sind. Ausschlaggebend ist, wo und wann das betreffende Kind in welche Einrichtung geht“, so Haller. „Unsere Erfahrungen als Diabetesberaterinnen und -berater sind, dass viele Eltern nicht wissen, welche Rechte und Möglichkeiten sie haben.“

Da das Bildungs- und Gesundheitssystem proaktiv meist keine Inklusions-Angebote mache, stehen die Eltern in der Holpflicht: „Zunächst sollten Eltern sich direkt in der Schule informieren, ob das Personal dort bezüglich eines Diabetes mellitus geschult ist. Ist das nicht der Fall, die Schule jedoch an Weiterbildung interessiert, kann man sich von der behandelnden Diabetespraxis beraten lassen“, so Haller. Viele Praxen bieten Diabetes-Schulungen für Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrpersonal an. In einigen Weiterbildungsangeboten wird auch die Klasse des betroffenen Kindes einbezogen und über die Erkrankung aufgeklärt. „Wir haben zum Beispiel in Bayern sehr gute Erfahrungen mit diesen Formaten gemacht“, so Haller.

Doch aktuell greifen dem VDBD zufolge nur wenige Familien auf die bestehenden Möglichkeiten zurück. „Häufig steht die Angst vor Stigmatisierung und Ausgrenzung im Weg“, führt Haller aus. So befürchten Eltern beispielsweise, dass zu viel Aufmerksamkeit auf den Diabetes Nachteile für das Kind bringt oder das Kind in eine Sonderrolle bringt. „Angehörige müssen sehr viel Kraft und zeitliche Ressourcen aufwenden und sind dadurch in ihrem Alltag oft überfordert“, ergänzt Haller. Die Familien sind aber auch darauf angewiesen, dass die Schule sich auf diesen Mehraufwand einlässt. „Leider stoßen Betroffene hier oft an Grenzen“, bedauert Haller.

Der VDBD unterstützt nach eigenen Angaben daher Forderungen nach politischen Maßnahmen, die proaktiv angeboten werden und Familien aus ihrer Holpflicht herausnehmen und damit entlasten. „In Ländern wie Großbritannien, Spanien und Polen werden an Schulen medizinisch ausgebildete Schulgesundheitsfachkräfte eingesetzt, die alle Beteiligten in Gesundheitsfragen unterstützen“, so Haller. „Besonders Kinder mit chronischen Erkrankungen würden davon profitieren. Sie wären nicht mehr davon abhängig, Eltern zu haben, die Zeit und Ressourcen für bessere Bildungsaussichten aufbringen können, oder auf williges Lehrpersonal angewiesen, das sich auf die herausfordernde Situation einlassen kann und möchte“, so Haller.

Checkliste: Was Eltern von Kindern mit Diabetes konkret beachten sollten
  • Krankheit offen ansprechen, sodass die Leitung der Einrichtung Lehrpersonal/Erzieherinnen/Erzieher gut informiert und auf Probleme vorbereitet sein können (z.B. Unterzuckerungen)
  • Schulung von Lehrpersonal/Erzieherinnen/Erzieher organisieren bzw. dazu motivieren bzw. ggf. mit Infomaterial versorgen.
  • Guter Austausch zwischen Lehrpersonal/Erzieherinnen/Erzieher – insbesondere hinsichtlich Ausflüge, Veranstaltungen, Klassenfahrten
  • Lehrpersonal / Erzieherinnen und Erzieher darüber informieren und schriftlich festhalten, dass sie sich bei Behandlungsfehlern nicht haftbar machen (Gesetzliche Unfallversicherung laut Sozialgesetzbuch (SGB) VII. Nach §§ 104 und 105, SGB VII).
  • Sonderregelungen besprechen, z.B. dass das Kind jederzeit essen und trinken, Blutzucker messen oder sich Insulin verabreichen darf, auch im Unterricht und beim Sport.
  • Braucht das Kind noch Unterstützung beim Blutzucker messen und Insulin spritzen, ist die Beauftragung eines ambulanten Pflegedienstes möglich (Systeme zur kontinuierlichen Blutzuckermessung – CGM – sind empfehlenswert, um Kinder und Eltern zu entlasten und sich von externen Hilfeleistungen unabhängig zu machen).

Quelle: Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. | Redaktion

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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