- Aus der Community
Diabetes-Technik – Fluch oder Segen?
4 Minuten
Disclaimer: Da ich das Gefühl habe, dass dieses Thema bzw. meine Meinung dazu einigen Menschen (mit und ohne Diabetes) sauer aufstoßen könnte, möchte ich vorab diesen Disclaimer einfügen. Ich weiß, dass wir uns in Deutschland sehr glücklich schätzen dürfen und es wertschätzen sollen, wie gut unsere medizinische Versorgung und Betreuung hier ist. Es gibt leider immer noch viel zu viele Menschen, die sich kein Insulin, geschweige denn Technik wie Sensoren oder Insulinpumpen leisten können. Dennoch möchte ich mit diesem Artikel meine persönlichen Gefühle und Eindrücke wiedergeben und zeigen, dass es mir persönlich auch manchmal schnell zu viel wird.
Sei es das Programm des T1Days oder seien es die Schlagzeilen einer Fachzeitschrift, alles, was ich sehe, sind Fortschritte in der Diabetestechnik. Spricht denn keiner mehr über etwas anderes? Ja, ich selbst trage auch eine Pumpe und verfolge meine Glukoseverläufe über einen Sensor. Ich bin auch sehr dankbar für die Möglichkeit, die mir der technische Fortschritt gebracht hat. Aber das Leben mit Diabetes ist doch so viel mehr als Diagramme auf Empfängern oder neuste Katheter für die Insulinpumpe.
Vergessen wir den „Menschen“ in den Diskussionen?
Vor allem auf Veranstaltungen, bei denen viele Menschen zusammenkommen, finde ich es immer schade, wenn der Schwerpunkt hier auf der Technik liegt. Ich nutze sie zwar, könnte bzw. wollte aber nie den fortgeschrittenen Gesprächen zum Thema Looping und Co. folgen – zumindest nicht in dem Umfang. Oftmals vergessen wir in unserer Euphorie über die neusten Fortschritte die „einfache“ und „menschliche“ Seite des Diabetes. Es gibt auch frisch diagnostizierte, ältere oder weniger technikaffine Menschen mit Diabetes.

Ich erinnere mich noch gut an meine Diagnosezeit, so lange ist sie ja noch gar nicht her. Noch auf der Intensivstation bekam ich das erste Mal zu spüren, wie komplex die Technikwelt sein kann. Die ersten Namen von Messsystemen und Pumpen fielen, Fremdwörter wie „Basalratenprofil“ oder „Gewebezucker“ schwebten durch den Raum und in meinem Kopf befanden sich nur Fragezeichen. Da ich ziemlich lange an Maschinen hing, die meine Vitalwerte im Auge behielten und mir wichtige Flüssigkeiten zuführten, wollte ich von Pumpen und anderer Technik an meinem Körper erst einmal nichts wissen. Das blieb leider nie unkommentiert: „Ich gebe Dir keine 14 Tage und Du wirst einen Sensor wollen.“, „Glaub mir, mit einer Pumpe ist es viel einfacher!“, um nur zwei der typischen Kommentare zu nennen.
„Halt, stopp! Das bleibt hier alles so, wie es ist!“ – oder?
Vehement habe ich mich gegen die Technik an meinem Körper gewehrt. Immer wieder musste ich mich dafür rechtfertigen, nie genügte ein einfaches „Ich möchte es im Moment nicht“. Warum eigentlich?

Der Sensor klebte tatsächlich nur wenige Wochen nach der Diagnose an meinem Arm, hauptsächlich den wiederkehrenden „Hypos“ zu verdanken. Und irgendwann merkte ich, dass meine kleinen Snacks über den Tag verteilt nicht gut mit einer Insulintherapie mit meinem Pen vereinbar waren. Also begab ich mich auf die Suche nach der „perfekten Insulinpumpe“ für mich, aber wo fängt man da an? Es gibt ein riesiges Angebot an Möglichkeiten, die zum Großteil auch gut von der Krankenversicherung unterstützt werden. Ich konnte ein paar Modelle zur Probe tragen, merkte dadurch, dass diese nichts für mich sind. Ich sprach mit verschiedenen Pumpenträgern über ihre Erfahrungen und Empfehlungen, und dann fand ich sie: meine Traumpumpe, die Dana RS.
Man mag meinen, dass sich dadurch einiges geklärt und die Technik mir alles erleichtert hat. Weit gefehlt. Einerseits wurde es mir beinahe schon aufgezwängt, als ich mich dann knapp ein halbes Jahr später doch für eine Pumpe interessierte, hieß es dann jedoch: „Spritzen Sie sich erstmal eine Weile mit einem Pen, bevor Sie sich nach einer Pumpe umschauen.“ Hä?! Was denn nun? Nach wenigen Anläufen war der Arzt überzeugt und ich bekam die Dana RS verschrieben. Die Krankenkasse bewilligte es ohne Probleme, alles lief wie am Schnürchen, bis die technische Einweisung folgte. Für diese wurde ich in eine Diabetesklinik geschickt, da mein Arzt der Meinung war, es wäre zeitlich nicht möglich, die Einstellung in der Praxis durchzuführen.
Aufgrund meiner negativen Erfahrungen vor Ort werde ich keinen Namen der Klinik nennen. Vor Ort bekam ich dann Sprüche an den Kopf geworfen wie „Ihre Pumpe ist scheiße. Deshalb trägt sie auch kaum einer.“, „Mit dieser Pumpe kennt sich niemand aus.“ – Wofür war ich überhaupt hier? Solche Kommentare ziehen enorm runter, nachdem man sich so intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hatte. Also entließ ich mich gegen den ärztlichen Rat selbst und nahm es alleine in die Hand. Und siehe da, seit diesem Tag sind die Dana RS und ich ein Dreamteam und alles läuft gut.

Pumpe und Sensor – das reicht jetzt aber.
Tja, das dachte ich zumindest. Viele Menschen mit Diabetes (und auch Ärzt*innen) verbinden mit meinem Pumpenmodell direkt das Thema „DIY Closed Loop“. Mit dem Tragen der Pumpe kamen somit auch direkt viele Fragen zu diesem Thema und ich war von neuem überfordert. Loopen? Ich muss doch erstmal so klarkommen, alle mal beruhigen und ein Schritt zurück. Und dann ging es wieder von vorne los: „Warte ab, bald wirst Du auch loopen.“ Moment, diese Art von Kommentar kennen wir doch schon, oder? Ich verneinte erneut, und das wird tatsächlich nicht immer akzeptiert, sondern weiter kommentiert.
Ich bin dankbar für die Technik und die Unterstützung seitens meiner Krankenkasse. Aber vor allem zu meiner Anfangszeit im „Diabetes-Business“ fühlte ich mich mit diesem Thema sehr überfallen, überfordert und unter Druck gesetzt. Wir sind trotz allem noch normale Menschen mit eigener Meinung, welche respektiert werden muss. Möchte ich im Moment keinen Sensor? Meine Entscheidung. Kommt ihr persönlich besser mit einem Sensor klar? Super, das freut mich sehr für euch und ich respektiere eure Meinung.
Wie seht ihr dieses Thema? Wird euch die Technik auch manchmal zu viel oder seid ihr immer auf der Suche nach den neusten Fortschritten?
Diabetes 4.0 – wie viel neue Technik braucht mein Diabetesmanagement? – Lest auch Susannes Gedanken dazu!
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Leben mit Diabetes
Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen
11 Minuten
- Aktuelles
Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025
4 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 22 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-


Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig