Durch Vakuum Bakterien reduzieren

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Durch Vakuum Bakterien reduzieren

Ulzerationsrisiko bei Diabetes 20-fach erhöht

Diabetiker weisen gegenüber Nichtdiabetikern ein auf das 20-Fache erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Fußulzerationen auf. Jährlich erkranken zwischen 2,2 und 5,7 % neu an einer Fußulzeration, was zu einer Zahl von schätzungsweise 250.000 Menschen mit diabetesbedingten Fußläsionen führt.

Die Prävalenz des Diabetischen Fußsyndroms nimmt mit steigendem Lebensalter zu: Bei den über 50-Jährigen liegt sie zwischen 5 und 10 %. Die sozioökonomischen Folgekosten dieser Komplikationen sind beträchtlich.

Nervenschäden und Durchblutungsstörungen

Die Behandlungsstrategie beim Diabetischen Fußsyndrom (DFS) wird nach der unterschiedlichen Ätiologie des Syndroms ausgerichtet. Beim DFS liegt in fast allen Fällen eine sensomotorische diabetische Polyneuropathie (PNP) vor; in schweren Fällen eines DFS besteht meist gleichzeitig eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Bedingt durch die PNP können die Wundbehandlung und zum Teil auch kleinere operative Eingriffe an den Füßen ohne Anästhesie durchgeführt werden.

Therapie nach Konsens

Die Behandlung des DFS erfordert aufgrund der Komplexität der Erkrankung einen interdisziplinären Therapieansatz bei enger Zusammenarbeit zwischen behandelndem Diabetologen, Radiologen, Dermatologen, Gefäßchirurgen, Allgemeinchirurgen und Orthopäden.

Die Therapiegrundsätze orientieren sich an den Richtlinien des Internationalen Konsenses über den Diabetischen Fuß. Wichtige Eckpfeiler sind intensives Wundmanagement, Druckentlastung, Infektionskontrolle, gute Diabeteseinstellung sowie Abklärung und gegebenenfalls Therapie der Gefäßsituation.

Saugen mit Vakuum

Die Vakuumtherapie, gern als V.A.C.-Therapie (vacuum-assisted closure therapy) abgekürzt, stellt hier eine besonders effektive Methode der Wundversorgung dar; ihre Wirksamkeit ist durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegt. Das Ziel der Wundbehandlung ist, durch den sofortigen Wundverschluss – entweder durch direkte Naht oder plastisch-chirurgische Techniken – eine primäre Wundheilung zu erreichen.

Bei kontaminierten Wunden und solchen mit grenzwertiger Durchblutung, deren Ränder nicht chirurgisch zusammengefügt werden können, muss die sekundäre Wundheilung abgewartet werden. Dieser Prozess dauert erheblich länger als eine primäre Wundheilung.

Schaumstoff verteilt Druck

Eine neue Unterdrucktechnik versucht, diesen Wundheilungsprozess zu beschleunigen. Das Verfahren wurde Anfang der 1990er Jahre in den USA von zwei plastischen Chirurgen, Louis Argenta und Michael Morykwas, entwickelt. Es besteht im Aufbringen eines offenporigen Schaumstoffs in die Wunde, welcher in Größe und Form an die individuelle Wunde angepasst werden kann. Die offenzellige Natur des Schaumstoffs gewährleistet eine gleichmäßige Verteilung des angewandten Unterdrucks auf jeder Oberfläche, die mit dem Schaumstoff in Kontakt ist.

Es stehen zwei verschiedene Schwammtypen zur Verfügung: ein Polyurethanschwamm mit einer retikulären, groben, offenporigen Struktur und einer Porengröße von 400 bis 600 μm sowie ein Schwamm aus Polyvinylalkohol mit einer nichtretikulären, festeren, weniger offenporigen Struktur und einer Porengröße von 0,2 bis 1 mm.

Für tiefe Wunden und solche mit unregelmäßiger Oberfläche eignet sich der schwarze Polyurethanschwamm besser, für großflächige Wunden (z. B. nach Resektion einer Zehe) der Schwamm aus Polyvinylalkoholschaum. Ein gefensterter Schlauch, der in den Schaumstoff eingebettet ist, ermöglicht die kontrollierte Zufuhr von Unterdruck.


Absaugen von Bakterien

Dieser Verband und der distale Absaugschlauch werden von einer transparenten, luftdurchlässigen und selbstklebenden Folie versiegelt, die 3 bis 5 cm über die Wundränder hinaus auch das intakte Gewebe bedeckt. Aus der offenen Wunde wird eine kontrollierte, geschlossene Wunde. Es erfolgt eine kontinuierliche, kontrollierte Applikation von Unterdruck (125 mmHg unter Atmosphärendruck). Das freie Ende des Schlauchs mündet in einen Sammelbehälter, in dem die von der Wunde abgesaugte Flüssigkeit gesammelt und desinfiziert wird.

Durch das Absaugen reduzieren sich Bakterien und Exsudat, welche die Wundheilung behindern. Der Sammelbehälter ist an eine regelbare Vakuumpumpe angeschlossen, mit der die Größe des Vakuums und die wahlweise kontinuierliche oder intermittierende Vakuumapplikation reguliert werden kann. Durch schrittweises Anpassen der Sogstärke in Schritten von 25 mmHg kann Schmerzen und der Beschaffenheit des Gewebes Rechnung getragen werden.

Durchblutung steigt 4-fach

In tierexperimentellen Untersuchungen an Schweinen wurden der Blutfluss, die Bildung von Granulationsgewebe und die bakterielle Clearance rund um eine experimentell gesetzte und mit V.A.C.® versorgte Wunde untersucht. Die höchste Steigerung der Durchblutung, gemessen mit Laser-Doppler im Subkutangewebe und in der Muskulatur, konnte bei einem Druck von bis -125 mmHg registriert werden.

Hierbei zeigte sich eine Steigerung der Durchblutung um das Vierfache des Ausgangswerts. Die Granulationsgewebsbildung war bei allen 10 mit Unterdruck behandelten Wunden signifikant stärker nachzuweisen als bei den Kontrollwunden. Ebenso konnte eine signifikante Abnahme der Zahl der Mikroorganismen pro Gramm Gewebe aufgezeigt werden.

Durch den ständigen Sog wird das Ödem aus den Wunden abgesaugt, was sich positiv auf den Blutfluss im Kapillarsystem auswirkt. Zudem kommt es zur Beseitigung wachstumshemmender Faktoren, Proteinasen und Enzymen, die den Gewebsuntergang aggressiv unterhalten.

Indikation ständig erweitert

Seit den ersten Anwendungen zunächst für die temporäre Behandlung von unfallbedingten Weichteildefekten ist es in den letzten Jahren zu einer ständigen Ausdehnung der Indikation gekommen. Insbesondere die Therapie chronischer Wunden bei Patienten mit grenzwertiger Mikrozirkulation und ungünstigen Wundverhältnissen stellt ein breites Behandlungsfeld dar.

Eine Kontraindikation besteht bei Patienten mit malignen Wunden, unbehandelter Osteomyelitis, freiliegenden Gefäßen, Gewebsnekrosen oder Fisteln zu Organen oder Körperhohlräumen.

Fazit

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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