Hilft die App MyDiaMate, besser mit Typ-1-Diabetes umzugehen?

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© Kirchheim-Verlag/Christian Mentzel
Hilft die App MyDiaMate, besser mit Typ-1-Diabetes umzugehen?

Die neue Selbsthilfe-App „MyDiaMate“ soll einen besseren Umgang mit Diabetes-spezifischen Belastungen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes sowie eine Stärkung der psychischen Gesundheit von Betroffenen ermöglichen. In einer Studie soll die Wirksamkeit der digitalen Gesundheitsanwendung nun getestet werden – dafür werden Teilnehmende gesucht.

Die Entwicklung digitaler Interventionen verläuft rasant. Eine einfache Suche nach „Diabetes“ in den App-Stores ergibt sehr viele Treffer. Die angebotenen Funktionen sind vielfältig und reichen von Wissensvermittlung über Blutzucker-, Bewegungs- und Ernährungstagebücher bis zu komplexeren Bolusrechnern.

Immer mehr Menschen vertrauen auf solche Smartphone-Apps, um ihre Gesundheit zu unterstützen. Nicht ohne Grund: Eine große Untersuchung vieler Studien aus dem Jahr 2017 zeigt eine signifikante Verbesserung des HbA1c durch die Nutzung von Diabetes-Apps. Auch die Politik hat das Potenzial von digitalen Interventionen erkannt und mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz eine Möglichkeit geschaffen, dass digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) von den Krankenkassen bezahlt werden. Für den Diabetes-Bereich gibt es aktuell fünf DiGAs, zu finden unter diga.bfarm.de/de/verzeichnis.

Fokus auf psychische Gesundheit

Doch in den bisher verfügbaren Apps dreht sich die Behandlung von Diabetes oft nur um Blutzuckerwerte und den HbA1c-Wert. Der Umgang mit der Erkrankung erfordert aber nicht nur körperliche, sondern auch geistige Energie – und manchmal so viel, dass 30 Prozent der Menschen mit Typ-1-Diabetes psychische Symptome haben, die mit dem Diabetes zusammenhängen.

Allerdings werden diese Beschwerden im Zusammenhang mit Diabetes oft nicht ausreichend berücksichtigt, viele Menschen werden mit ihren Sorgen alleingelassen. Auch hier könnte der Einsatz von Smartphone-Apps einen Beitrag zur Verbesserung leisten: Damit können Menschen mit Diabetes ihre seelische Gesundheit selbst stärken.

Neue digitale Intervention: MyDiaMate

Mit einer neuen App namens MyDiaMate wurde nun eine individuell anpassbare und leicht zugängliche Methode für einen besseren Umgang mit Diabetes-spezifischen Belastungen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes entwickelt. MyDiaMate ist eine Selbsthilfe-App, mit der auf dem Smartphone, Tablet oder Computer selbstständig an der Stärkung der psychischen Gesundheit gearbeitet werden kann.

Die App besteht aus mehreren Modulen. Diese können eigenständig ausgewählt, bearbeitet oder auch übersprungen werden. Die Module konzentrieren sich jeweils auf einen anderen Bereich der psychischen Gesundheit bei Menschen mit Diabetes und bieten Informationen und Unterstützung im Umgang mit den Diabetes-spezifischen Belastungen:

  • Diabetes im Gleichgewicht ist das Basismodul, das sich mit den möglichen Auswirkungen des Diabetes auf die psychische Gesundheit im Alltag befasst.
  • Meine Stimmung ist besonders für Menschen geeignet, die häufiger niedergeschlagen sind und Hilfe benötigen, die Stimmung zu verbessern.
  • Meine Energie ist ein vertiefendes Modul, das besonders nützlich ist, wenn man sich seit einiger Zeit sehr müde fühlt. Es hilft, die Energie zu steigern, indem Aktivitäten aufgebaut werden und der Schlaf-Wach-Rhythmus verbessert wird.
  • Essen und Emotionen behandelt das Ess-Verhalten im Zusammenhang mit Gefühlen und Themen wie Ess-Anfällen.
  • Hypos ist ein Modul, um Anzeichen einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) früh zu erkennen, sich Hypoglykämien bewusster zu machen und mit Angst vor Hypoglykämien umzugehen.
  • Mein soziales Umfeld behandelt Themen wie die Bedeutung des Austauschs mit anderen, das Einstehen für sich selbst und klare Kommunikation.

Jedes Modul bietet Videos mit Erfahrungen von Betroffenen, Hör-Dateien beispielsweise zum Thema Achtsamkeit und Entspannung, Möglichkeiten der Selbst-Einschätzung und Selbst-Reflexion und viele weitere interaktive Elemente. Es besteht die Möglichkeit, Benachrichtigungen individuell einzustellen. Zudem können Lieblingsseiten mit einem Lesezeichen versehen werden, sodass man bei Bedarf schnell darauf zurückgreifen kann. Daneben können mit MyDiaMate auch persönliche Ziele gesetzt und Tagebuch über die eigene Stimmung oder Energie geführt werden.

Studie zur Wirksamkeit von MyDiaMate

Die Wirksamkeit von MyDiaMate wird aktuell in einer internationalen Studie getestet. Die Studie trägt den Namen MyREMEDY und wird in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Spanien durchgeführt. Ziel der Studie ist, festzustellen, ob die App den Umgang mit Typ-1-Diabetes im Vergleich zur üblichen Versorgung ohne MyDiaMate verbessert. Die Studie kann, wenn positive Ergebnisse vorliegen, die Grundlage schaffen, MyDiaMate flächendeckend anzubieten.

Nehmen Sie an der Studie teil!

Erleben Sie manchmal besonderen Stress im Zusammenhang mit Ihrem Typ-1-Diabetes und möchten Sie daran arbeiten? Sind Sie häufiger erschöpft, fühlen sich unwohl oder macht Ihnen Ihr Umfeld den Alltag mit Typ-1-Diabetes schwer? Dann laden wir Sie herzlich ein, die neue App MyDiaMate zum besseren Umgang mit Ihrem Typ-1-Diabetes zu testen.

Sie können sich für die MyREMEDY-Studie anmelden, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind, seit mehr als sechs Monaten mit Typ-1-Diabetes leben und ein gewisses Maß an Stress im Umgang mit Ihrem Diabetes haben. Es werden zwei Gruppen getestet: Gruppe 1 erhält für sechs Monate sofort Zugang zu MyDiaMate. Gruppe 2 bekommt nach drei Monaten für drei Monate Zugang zu MyDiaMate. Die Zuteilung zu den Gruppen erfolgt dabei durch Zufall.

Im Rahmen der Studie werden Sie gebeten, zu drei Zeitpunkten Fragebögen auszufüllen, und erhalten dafür auch eine Aufwandsentschädigung. Die gesamte Studie findet online auf Ihrem eigenen Smartphone, Tablet oder Computer statt.

Teilnahme an der Studie MyREMEDY

Wenn Sie an der Studie MyREMEDY teilnehmen möchten oder weitere Fragen haben, melden Sie sich bei folgender E-Mail-Adresse: myremedy@fidam-rdc.de.


von Gina Lehmann

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2024; 72 (5) Seite 34-35

 

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  • sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 6 Tagen

    hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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