Hybrid-Closed-Loop-Systeme: aktueller Stand

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© Daniel Beckemeier - stock.adobe.com
Hybrid-Closed-Loop-Systeme: aktueller Stand

Insulinpumpen und kontinuierliche Glukosemess-Systeme werden bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 in allen Altersgruppen deutlich häufiger angewandt als bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes. Insulinpumpen und Glukose-Sensoren sind mittlerweile technologisch der Standard in der Behandlung von Kindern mit Typ-1-Diabetes.

Die Vorteile der Insulinpumpen-Therapie mit Unterstützung durch einen Glukose-Sensor konnten in vielen Studien gezeigt werden. Dazu gehören immer aktuell verfügbare Glukose-Messwerte, Alarm-Funktionen bei Über- oder Unterzuckerungen und Trend-Anzeigen. Hier arbeiten die Insulinpumpe und der Glukose-Sensor entweder getrennt voneinander oder Insulinpumpe und Glukose-Sensor arbeiten so zusammen, dass es zu einer vorausschauenden Abschaltung der Insulin-Zufuhr durch die Insulinpumpe bei einer drohenden oder bereits vorhandenen Unterzuckerung kommt. Dies wird Sensor-unterstützte Pumpentherapie (SUP) genannt und ist in Deutschland seit einigen Jahren verfügbar. Systeme sind z. B. die Pumpe MiniMed 640G plus Sensor Guardian 3 und die Pumpe t:slim X2 mit dem Algorithmus Basal-IQ plus Sensor Dexcom G6.

Wenn auch erhöhte Glukosewerte vom System Insulinpumpe plus CGM in einem bestimmten Rahmen ausgeglichen werden, nennt man das ein Hybrid-Closed-Loop-System oder AID-System. Je nach Grad der Automatisierung können damit weitere Verbesserungen der Glukose-Stoffwechsellage erzielt werden. Das HbA1c, die Zeit im Zielbereich (Time in Range, TIR) und die Zeit über dem Zielbereich (Time above Range, TAR) können sich verbessern und vor allem die Unterzuckerungen (Hypoglykämien), also die Zeit unterhalb des Zielbereichs (Time below Range, TBR) verringern sich, vor allem nachts. Viele Menschen mit Diabetes und Eltern von Kindern mit Diabetes berichten immer wieder eindrucksvoll von einer deutlich verbesserten Lebensqualität. In einer ersten Studie konnte bei Menschen mit Typ-1-Diabetes, die innerhalb des ersten Jahres nach Manifestation mit einem CGM-System begannen, nach sieben Jahren eine bessere Glukose-Stoffwechsellage erreicht werden im Vergleich zu einer alleinigen Kontrolle des Blutzuckers.

Hybrid-Closed-Loop-Systeme

Bereits seit 1979 wurde an dem Traum eines Hybrid-Closed-Loop-Systems gearbeitet. Vor fast drei Jahren wurde dann der Traum mit dem ersten in Deutschland verfügbaren System, der Insulinpumpe MiniMed 670G, wahr. Seit dieser Zeit wurden weitere Systeme weltweit zugelassen. In Deutschland stehen mittlerweile vier Systeme zur Verfügung, weitere werden folgen (siehe Tabelle rechts). Hybrid-Closed-Loop-Systeme werden vor allem Menschen mit Typ-1-Diabetes angeboten. Auf internationalen Kongressen wurden aber bereits Studien vorgestellt, die zeigten, dass auch Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer intensivierten Insulintherapie von einem Hybrid-Closed-Loop-System profitieren können.

So arbeitet ein Hybrid-Closed-Loop-System

Bei allen Hybrid-Closed-Loop-Systemen sind Algorithmen hinterlegt. Diese rechnen aus, wie viel Insulin benötigt wird, um einen Ziel-Glukosewert zu erreichen. Die Glukose-Sensoren ermitteln den aktuellen Glukosewert im Gewebe und die Entwicklung der Glukosewerte. Die Insulinpumpe gibt dann anhand des Algorithmus (je nach System bezeichnet als PID, MPC oder Fuzzy Logic) Insulin ab. Alle zurzeit eingesetzten Algorithmen sind ähnlich erfolgreich, wenn es um die Güte der Stoffwechsellage geht. Es müssen nur, je nach System, unterschiedliche Parameter von Menschen mit Diabetes, wie tägliche Insulindosis, Gewicht etc. eingegeben werden.

Wichtig ist für jeden Menschen mit Typ-1-Diabetes, dass er für sich das richtige Hybrid-Closed-Loop-System findet. Gerade wenn es z. B. um das Erreichen der Glukoseziele in der Schwangerschaft oder beim Sport geht, sind manche Systeme besser geeignet als andere (siehe Tabelle). Es ist daher sehr wichtig, dass jeder Mensch mit Typ-1-Diabetes gut informiert wird, bevor er sich für ein System entscheidet, damit es später nicht zu Enttäuschungen kommt. Das ist genauso wie bei dem Kauf eines Computers, wo man sich ja auch vor dem Kauf informieren sollte, was einem wichtig ist, und vor allem, was man wirklich benötigt.

Entscheidende Vorteile

Die entscheidenden Vorteile von Hybrid-Closed-Loop-Systemen gegenüber herkömmlichen Insulin-Therapien mit CGM-Systemen oder ohne sind:

Zusammenfassung

Schwerpunkt „Wege und Nutzen von Technologien“

Dr. Jens Kröger
Zentrum für digitale Diabetologie Hamburg
Mönckebergstraße 5
20095 Hamburg

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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