- Aus der Community
Vom FGM zum CGM
4 Minuten
Vor einigen Jahren war ich noch der festen Überzeugung, für mein restliches Leben meinen Blutzucker zig Male am Tag blutig kontrollieren zu müssen – egal wie unpassend die Situation auch sein mochte. Dazu kam, dass ich eine „Vielmesserin“ war, sprich sieben bis zehn Blutzuckertestungen pro Tag haben meinen Teststreifen-Vorrat immer schnell gekillt und der Kampf mit der Krankenkasse bzw. der Diabetes-Schwerpunktpraxis um weitere Verordnungen war immer nervenaufreibend.

Prognose: 10 Mal täglich in die Fingerbeere stechen – und das, solange ich lebe
Ich weiß nicht einmal mehr, wie lange ich schon den Typ-1-Diabetes hatte, als ich das erste Mal von einem CGM-System (Continuous Glucose Monitoring, also kontinuierliche Glukoseüberwachung) hörte, aber erst einmal fand ich es – ähnlich wie den Gedanken an eine Insulinpumpe – eher abschreckend. Und selbst als sich diese Ansicht irgendwann änderte, schien mir die Wahrscheinlichkeit, dass mir so etwas jemals finanziert wird oder ich es mir sogar selbst finanzieren könnte, sehr, sehr unwahrscheinlich.
Die Stechhilfe, aber als Folterinstrument
Es gab eine Phase, da habe ich das blutige Testen gehasst. Manchmal stand ich eine halbe Stunde mit der Stechhilfe in der Hand vor meinem Blutzuckermessgerät und brachte es nicht übers Herz, endlich die Lanzette auszulösen, um mich kurz zu piksen. Da wir aber heute in einer sich ziemlich schnell entwickelnden Zeit leben, dauerte es gar nicht mehr so lange, bis das erste FGM (Flash Glucose Monitoring) in Form des FreeStyle Libre auf den Markt kam und tatsächlich bald von vielen Krankenkassen bezahlt wurde.

Kein ständiges Piksen, aber auch keine Alarm-Funktion
Als ich den ersten FGM-Sensor setzte, änderte sich mein Leben. Das mag sehr dramatisch klingen, aber es war wirklich so. Dass das blutige Messen quasi komplett entfiel, war zu dem Zeitpunkt der Himmel auf Erden für mich. Ich war so glücklich mit dem Gewebezucker-Mess-System, dass ich gar nicht mehr so sehr hinter einem CGM her war. Selbst als 2016 das Urteil zur Genehmigung von CGMs fiel, blieb ich zufrieden bei meinem FGM – insbesondere, weil das CGM ja wieder häufiger blutige Messungen zum Kalibrieren bedeutete. Doch nach über zwei Jahren Tragedauer traten vermehrt Faktoren auf, die mich mit dem FreeStyle Libre immer weniger zufrieden machten.
Das Pflaster juckte, die Werte waren ungenau und das Gerät ließ sich ja auch nicht kalibrieren und eine Warnfunktion schien auf einmal absolut sinnvoll zu sein, denn ich begann, Hypo- und Hyperglykämien einfach zu überschlafen. Aber nach meiner Erfahrung mit dem Insulinpumpen-Antrag war mir so gar nicht danach, wieder Ewigkeiten um die Genehmigung eines Hilfsmittels zu betteln.
Optimismus so inaktiv wie meine Betazellen
Ende Januar dieses Jahres folgte dann doch mein Antrag für ein CGM – in meinem Falle für das Dexcom G5 Mobile. Und ich war absolut pessimistisch eingestellt: Bestimmt möchte die Krankenkasse bzw. der MDK wieder allerhand Blutzuckertagebuchdaten und sowieso wird das alles nicht klappen. Ich rechnete mit Ablehnungen und Widersprüchen und bekam eine komplikationslose Zusage. Erst telefonisch, kurze Zeit später per Post die Bestätigung und selbst damit in Händen zweifelte ich noch, ob das so leicht gewesen sein kann. Ein paar Wochen später, Ende März, kam die Vertreterin von Dexcom zu mir und brachte mir das System samt Transmitter und Sensoren und seitdem trage ich kein FGM mehr, sondern ein CGM.

Alarme und Teststreifen überall
Auf einmal messe ich meinen Blutzucker wieder zweimal täglich auf konventionelle Weise und mache es gerne! Denn in den allermeisten Fällen bestätigt es einfach nur den gemessenen Wert des CGMs und dann freue ich mich, was für ein verlässliches System ich nun trage. Neben den vermehrt gebrauchten Teststreifen, die sich nun wieder in Schuhen, unterm Bett oder im Wäschekorb wiederfinden, gibt es noch eine Veränderung, die nicht nur mir auffällt: Ich piepe. Zwar habe ich die Grenzen des Zielbereiches sehr großzügig gesetzt, um nicht ständig von den Alarmen gestresst zu werden, aber dennoch gibt es Situationen, in denen ich zu niedrige oder zu hohe Gewebezuckerwerte nicht mehr verheimlichen kann.
Das Beste: Durchschlafen oder aber zuverlässig geweckt werden
Angesichts meiner nächtlichen Blutzuckerschwankungen hatte ich mir angewöhnt, mir jede Nacht den Wecker zu stellen, um keine Werte zu überschlafen, die mich dann den ganzen nächsten Tag wie verkatert zurücklassen. Aber so wurde mein Schlaf ständig unterbrochen, auch wenn er erholsam und der Blutzucker im Rahmen war. Seitdem das vorbei ist und ich trotzdem beruhigt schlafen kann, mit dem Wissen, im Zweifel geweckt zu werden, geht es mir deutlich besser.

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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 4 Tagen, 22 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 19 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 18 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike