Hallo Welt, ich habe Diabetes!

4 Minuten

Community-Beitrag
Hallo Welt, ich habe Diabetes!

Vorab möchte ich gerne festhalten, dass ich mit diesem Text niemanden persönlich angreifen möchte. Ich weiß, dass jeder anders mit Krankheiten umgeht und diese Meinungen bzw. Einstellungen möchte ich mit meinem Beitrag in keinster schlecht reden. Es ist wichtig, dass jeder von uns seinen Weg findet, wie er mit dem Diabetes umgeht. Ich möchte lediglich weitergeben, was mir persönlich sehr geholfen hat, den Diabetes so schnell zu akzeptieren und was mir enorm viel Selbstbewusstsein geschenkt hat.

Hallo Welt, ich habe Diabetes!

Für mich persönlich war es nie eine Frage, ob ich die Öffentlichkeit an meiner Krankheit teilhaben lassen möchte. Ich war mir anfangs auch nicht bewusst, dass es Menschen gibt, die ihren Diabetes vor anderen verschweigen und zum Spritzen des Insulins auf die Toilette gehen. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten im Krankenhaus, wurde ich doch relativ schnell warm mit meinem neuen Begleiter. Da ich nur wenige Tage nach der Diagnose wieder an meinem Alltag teilnehmen musste, war ich mehr oder weniger dazu gezwungen, mein Umfeld mit einzubinden. Alles andere hätte in diesem Moment nicht funktioniert, da ich voll eingespannt in Hochschulprojekten und Gruppenarbeiten war. Angefangen habe ich bei meinen Professoren, die ich kurz und knapp über den Diabetes aufklärte und was sich nun für mich verändert hat. Ich bekam von niemandem eine negative Rückmeldung oder doofe Kommentare, ganz im Gegenteil.

Nach kurzer Zeit merkte ich, dass das Interesse meiner Mitmenschen doch größer war, als ich es am Anfang dachte. Ich lernte somit nicht nur für mich, sondern auch dafür, dass ich Nicht-Diabetiker aufklären konnte. Schnell bemerkte ich auch, wer es ernst meint und wer einfach nur doofe Sprüche klopfen möchte – wer kennt ihn nicht, den Satz: „Meine Oma hat auch Diabetes, aber du bist doch viel zu jung dafür!“

Quelle: Nathalie Bauer

Bisher keine negativen Erfahrungen

Da es für mich nie zur Debatte stand, ob ich den Diabetes zeige oder nicht, habe ich von Anfang an immer und überall meinen Blutzucker gemessen. Damals noch ohne FGM/CGM, packte ich also mitten in der Vorlesung mein Täschchen mit Messgerät, Stechhilfe und Teststreifen aus und pikste drauflos. Mir ist dabei nie aufgefallen, dass jemand bewusst gestarrt oder blöd geschaut hat.
Weiter ging es dann mit dem Insulinspritzen – natürlich egal wo! Ich sehe es als etwas Notwendiges, dass ich meine Medikamente nehme, unabhängig von der Umgebung. Wenn jemand eine Kopfschmerztablette nimmt, beschwert man sich doch auch nicht, oder? Auch damit habe ich bisher keine negativen Erfahrungen gemacht, und im Falle eines blöden Kommentars habe ich meine Antwort immer parat.

Quelle: Nathalie Bauer

Mit der Zeit bekam auch der ein oder andere Studienkollege von dem Diabetes mit und fragte (der eine mehr, der andere weniger) genauer nach. Ich bemerkte schnell, dass das Wissen über Diabetes kaum über den Typ 2 hinausreichte. Mit der Zeit verbesserte ich meine Antworten, die kurzen Aufklärungsvorträge über den Typ 1, und bekam hin und wieder auch mehr Aufmerksamkeit.

Der offene Umgang hat mir dabei geholfen, dass der Diabetes und ich ein Team geworden sind. Er gehört zu mir, auch wenn ich es mir natürlich anders gewünscht hätte. Warum soll ich also meinen Sensor verstecken, mich zum Spritzen umdrehen oder keine Aufklärungsarbeit leisten? Zudem sehen meine Sensoren doch viel zu schön aus, um sie unter einem langen Shirt zu verstecken!

Quelle: Nathalie Bauer

So zu tun, als wäre vergangenen Oktober nichts passiert, wäre der falsche Weg. Man muss sich bewusst werden, wie schnell diese Krankheit gefährlich werden kann und dass es wichtig ist, auf sich achtzugeben. Es ist mein Leben, also warum soll ich mich für andere verstecken? Wer damit nicht klarkommt, kann gerne 10 Sekunden die Augen schließen. (Oder bittet ihr jemanden darum, kurz mit dem Atmen aufzuhören, weil es euch stört?)

Nathalie (Zucker)

Mit einer gesunden Menschenkenntnis fällt es mir leicht zu erkennen, ob es jemand ernst oder albern meint. Ich bin jemand, der selbst sehr gerne kleine Witze über das Diabetiker-Dasein reißt, denn Humor hilft mir ungemein beim „Positivbleiben“. Einer meiner Professoren hat sogar eine kleine Notiz mit „Zucker“ hinter meinen Namen geschrieben, da wir zwei Nathalies im Kurs haben und er mich so besser zuordnen kann. Stört es mich? Überhaupt nicht, da er es auf eine nette und amüsante Weise verpackt! Genauso zeigt er sehr großes Interesse am Diabetes und erkundigt sich regelmäßig nach meinem gesundheitlichen Zustand und Fortschritt.

Quelle: Nathalie Bauer (off-label)

Es lässt sich festzuhalten: Viele sind daran interessiert, mehr zu lernen!  Durch die Medien wird uns leider nur ein einziges Bild zu dem Begriff „Diabetes“ geliefert, was nur selten der Realität entspricht. Falls jemand allerdings kein Interesse hat, akzeptiere ich dies auch und versuche, ihn nicht unnötig mit Infos zu überhäufen.

Wohl der einzige Grund, weshalb ich mich auf die warmen Tage freue, ist: Ich kann meinen Sensor (und hoffentlich bald die Pumpe) der gesamten Welt zeigen. Ich kann stolz sein, dass ich es so weit geschafft habe, und bin froh darüber, dass ich diese Krankheit unter Kontrolle habe. Zeigt euch!


Kennt ihr das: Es wird wärmer und plötzlich benötigt ihr am Tag eine ganz andere Insulinmenge? Tine erzählt, wie das bei ihr ist: Schwitzen, Hitze, Spritzen – Insulinsensitivität im Sommer

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Mehnert-Medaille für Erika Späth: 70 Jahre konsequentes Diabetes-Management

70 Jahre leben mit Typ-1-Diabetes: Die 85-jährige Erika Späth denkt positiv, kümmert sich konsequent um ihren Diabetes und kämpft unbeirrt dafür, dass in der Pflege bessere Bedingungen für Menschen mit Diabetes ­geschaffen werden. Für ihre Lebensgeschichte wurde sie anlässlich des Weltdiabetes­tags mit der Mehnert-Medaille geehrt.
Mehnert-Medaille für 70 Jahre mit Diabetes und unermüdlichem Kampf für ein gutes Leben im Alter

5 Minuten

Balanceakt: Typ-1-Diabetes früher diagnostizieren und behandeln – aber wie?

An der Früherkennung mithilfe von Bio­markern scheiden sich die Geister: Ist es überhaupt sinnvoll, Typ-1-Diabetes früher zu diagnostizieren und zu behandeln? Die einen argumentieren mit weniger schweren Stoffwechselentgleisungen (Ketoazidosen) beim Ausbruch und neuen medikamentösen Behandlungsansätzen zur Verzögerung der Erkrankung um mehrere Jahre. Andere blicken mit Sorge auf die psychischen Belastungen der Familien von Kindern mit …
Balanceakt: Typ-1-Diabetes früher diagnostizieren und behandeln – aber wie?

4 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • bloodychaos postete ein Update vor 3 Tagen, 1 Stunde

    Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

  • loredana postete ein Update vor 4 Tagen, 22 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 5 Tagen, 20 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

Verbände