Ich will nicht mein Diabetes sein!

3 Minuten

Community-Beitrag
Ich will nicht mein Diabetes sein!

Offenheit hat mich in den letzten 3 Jahren sehr weit gebracht. Durch das offene Reden über meine Erkrankung, habe ich es geschafft mich endlich wieder wohl in meinem Körper zu fühlen und mich nicht mehr verstecken zu wollen.

Diabetes und Depressionen

Lange war es mir peinlich Typ-1-Diabetes zu haben. Blutzuckermessen und Insulinspritzen in der Öffentlichkeit war für mich unvorstellbar. Das ständige Verstecken und Abducken haben hart an meiner Psyche genagt. Ich bekam eine Angststörung und Depressionen, war mit meinem Diabetes überfordert und fühlte mich einfach verloren in der Welt.

Es hat mich viel Überwindung gekostet, meinen ersten Blogeintrag zu veröffentlichen und der Instagram-Welt (und auch mir selbst) einzugestehen, dass ich krank bin und zwar bis an mein Lebensende. Dass ich Diabetes habe und dass ich damit komplett überfordert bin. Doch Offenheit war mein neues Mantra und ich begann, meine Krankheit zu teilen. Und ja, es hat geholfen.

Offenheit hat Grenzen

Durch meine Offenheit kann ich einen Dialog erzeugen, der nicht nur mir hilft besser verstanden zu werden, sondern auch den Andern hilft mit Typ-1-Diabetes umzugehen. Jedoch meine Offenheit hat Grenzen, die regelmäßig überschritten werden. Davon habe ich jetzt genug.

Meine Erkrankung, egal wie offen ich damit auf meinem Blog umgehe, ist immer noch ein sehr privates Thema. Das was ich im Internet teile, teile ich, weil ich es möchte, weil ich genau zu dem Zeitpunkt über genau diese eine Sache reden will. Wenn aber die Hauptinhalte jedes dritten Gespräches, mit irgendwelchen Unbekannten oder Bekannten, meine Blutzuckerwerte, Spätfolgen und mein Gewicht (!!!!) sind, dann fühl ich mich nicht wie die starke, junge und offene Frau mit Typ-1-Diabetes, sondern nur wie Typ-1-Diabetes.

Ich will nicht mein Diabetes sein

Ich will nicht ständig über meine Krankheit reden!

Ich will nicht jedes Mal den Unterschied zwischen Typ 1 und 2 Diabetes erklären.

Ich will nicht über meine Langzeitwerte sprechen oder über meinen aktuellen Blutzuckerwert.

Ich will mich nicht rechtfertigen was ich esse.

Ich will nicht erklären, warum das Stück Kuchen oder die Pizza mich nicht sofort umbringt.

Ich will nicht, dass man auf mein Blutzuckermessgerät schaut und fragt, ob das jetzt ein guter Wert ist.

Ich will nicht meine Insulinpumpe zeigen oder dass man mein CGM anfasst.

Ich will nicht erklären, wie man Diabetes bekommt oder nicht bekommt.

Ich will nicht über mein Gewicht, meine Ernährung oder mein nicht-vorhandenes Sportprogramm reden.

Ich will nicht anderen Menschen den Blutzucker messen oder meine „Hypo-Snacks“ mit ihnen teilen.

Ich will ganz sicher nicht über Spätfolgen und zukünftige (noch nicht mal geplante) Schwangerschaften reden.

Ich will nicht in jedem Gespräch sagen müssen, dass es schwer ist so zu leben, ich aber klarkomme.

Ich will nicht all diese Fragen jedes Mal beantworten – ich will nicht mein Diabetes sein.

Wieso ich keine Fragen mehr über meinen Diabetes beantworte

Und deshalb habe ich damit aufgehört. Ich spreche über meine Krankheit wann und wo ich es will, denn ich bin kein Lexikon oder eine Sonderausstellung. Ich bin Laura, eine junge Frau mit einer Erkrankung, die allein ihr Problem ist. Meine Gesundheit ist ein höchst privates Thema und nur weil ich offen damit umgehe, heißt das nicht, dass man mir jede Frage stellen kann. Offenheit hat Grenzen und für mich gehört zum offenen Umgang mit meiner Krankheit auch, den Leute ganz offen und ehrlich zu sagen: „Tut mir leid, aber das geht dich nichts an.“


Über das Zusammenspiel von Diabetes und Depressionen hat Laura auch in diesem Beitrag geschrieben: Hohe Werte und Depression Hand in Hand

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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