Angekündigte ÄZQ-Auflösung: Sorge um Qualität der Patienten-Versorgung

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ÄZQ-Auflösung: Sorge um Qualität der Patienten-Versorgung
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Angekündigte ÄZQ-Auflösung: Sorge um Qualität der Patienten-Versorgung

Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) soll zum 31. Dezember 2024 geschlossen werden. Das berichten verschiedene Medien Mitte April übereinstimmend. Seither werden immer mehr Stimmen laut, die sich um die Sicherheit von Patienten und Patientinnen und die Qualität der Versorgung in Deutschland sorgen. Was weiß man bisher? Was ist das ÄZQ, weshalb ist seine Arbeit so wichtig und welche Konsequenzen hat diese Auflösung der Institution?

Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) ist eine gemeinsame Einrichtung von Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV). Das ÄZQ unterstützt die beiden Träger-Organisationen dabei, die Qualität ärztlicher Arbeit sicherzustellen und zu verbessern. Zu den wichtigsten Aufgaben des ÄZQ gehört die Arbeit an den Nationalen VersorgungsLeitlinien (NVL). Leitlinien sind systematisch entwickelte Empfehlungen, die Ärzten und Ärztinnen dabei helfen sollen, nach dem besten verfügbaren Wissen zu handeln, das auf wissenschaftlichen Beweisen fußt, damit das, was sie tun, möglichst wirksam und sicher für Patientinnen und Patienten ist.

Bislang war das ÄZQ für die Koordination der Erstellung von Leitlinien verantwortlich

NVL existieren zu den wichtigsten Volkskrankheiten wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck oder Depression und werden fortlaufend aktualisiert. Sie gelten als qualitativ besonders hochwertige Informationsgrundlagen für die Ärzteschaft. Für das Entstehen dieser Leitlinien koordiniert das ÄZQ die Zusammenarbeit zwischen den Vertretern und Vertreterinnen der jeweiligen medizinischen Fachgesellschaften, weiteren Gesundheits-Organisationen sowie Patienten und Patientinnen und übernimmt die Redaktion. Das ÄZQ sorgt dafür, dass die wissenschaftlich-methodischen Regeln eingehalten werden und alle Empfehlungen transparent und nachvollziehbar sind.

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Darüber hinaus bereitet das ÄZQ medizinische Fachinformationen für Patientinnen und Patienten verständlich auf. Beispielsweise in Patienten-Leitlinien, Fragenkatalogen für den Arztbesuch oder in Material in Leichter Sprache. Ziel ist es, Menschen in die Lage zu versetzen, kompetente Entscheidungen auf Grundlage von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu treffen. Das ÄZQ beteiligt sich außerdem an Arbeitsgruppen für Patientensicherheit. Bei alledem agiert das ÄZQ redaktionell unabhängig und werbefrei.

Warum das ÄZQ-Aus? Und wie geht es mit den Nationalen VersorgungsLeitlinien weiter?

Die Nachricht über das geplante Aus des ÄZQ kam überraschend. Offizielle Presse-Mitteilungen liegen zum jetzigen Zeitpunkt weder vom ÄZQ noch von KBV und BÄK vor. Die Ärzte Zeitung gibt an, dass ihr die Auflösung des Instituts aus Kreisen der Gesellschafter BÄK und KBV bestätigt worden sei: “Die Aufgaben des ÄZQ fallen weg und werden von den Gesellschafterinnen nicht fortgeführt”, zitiert das Blatt eine nicht genannte Quelle. Auf Anfrage einer Journalistin des Online-Magazins Riffreporter heißt es seitens der BÄK: “Vor dem Hintergrund geänderter rechtlicher und organisatorischer Rahmenbedingungen sehen KBV und BÄK keine Perspektive für die dauerhafte Fortführung von gemeinsamen Einrichtungen.”

Darüber, ob und wie es für die NVL weitergeht, wird bislang nur spekuliert. So berichtet die Ärzte Zeitung über Vermutungen, Aufgaben des ÄZQ sollen künftig vom von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach neu geplanten Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) oder einem anderen dem Robert Koch-Institut (RKI) unterstellten Organ übernommen werden. Offizielle Stellungnahmen liegen hierzu jedoch nicht vor.

Qualität der Patienten-Versorgung: Was sind die Konsequenzen der ÄZQ-Auflösung?

“Solange noch nicht klar ist, wer diese wichtige Rolle übernehmen soll, müssen wir um die Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten bangen”, ordnet der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Prof. Dr. Andreas Fritsche, die Lage in einem Presse-Statement ein. Würden die NVL tatsächlich Aufgabe des BIPAM, sieht er die Gefahr einer “Verstaatlichung der Medizin, was deren wissenschaftliche Unabhängigkeit konterkariert”.

Auch das Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und Cochrane Deutschland fürchten laut gemeinsamer Presse-Mitteilung um den Fortbestand der NVL und Patientenleitlinien in ihrer “bisherigen Qualität, Zugänglichkeit und Unabhängigkeit”. Die DDG fordert, schnellstmöglich eine neue unabhängige Instanz zu schaffen, die den bisherigen Zielen des ÄZQ gerecht werde. Eine Nicht-Fortführung der NVL wäre für die Diabetologie verheerend und würde jahrzehntelange Arbeit der DDG, evidenzbasierte Medizin an die Menschen zu bringen, zunichtemachen, so die DDG.



von Verena Schweitzer

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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