Fokus auf Prävention, Digitalisierung und Teilhabe: Prof. Julia Szendrödi ist neue DDG-Präsidentin

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Prof. Dr. Julia Szendrödi ist neue DDG-Präsidentin | Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
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Fokus auf Prävention, Digitalisierung und Teilhabe: Prof. Julia Szendrödi ist neue DDG-Präsidentin

Im Rahmen des diesjährigen Diabetes Kongresses ist Prof. Dr. Julia Szendrödi heute auf der Mitglieder­versammlung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zur neue Präsidentin der Fachgesellschaft berufen worden. Ihr Stellvertreter ist Dr. Tobias Wiesner. Prof. Szendrödi setzt in ihrer zweijährigen Amtszeit auf mehr Prävention, Digitalisierung und Teilhabe – und fordert verbindliche Leitlinien sowie stärkere Strukturen für eine gerechte Diabetes-Versorgung.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) steht turnusgemäß unter neuer Führung: Mit Professorin Dr. Julia Szendrödi übernimmt eine renommierte Wissenschaftlerin und Klinikerin die Präsidentschaft der Fachgesellschaft. Die Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie am Universitätsklinikum Heidelberg wurde auf der DDG-Mitgliederversammlung für eine Amtszeit von zwei Jahren berufen. Prof. Szendrödi folgt auf Professor Dr. Andreas Fritsche, der künftig als Past-Präsident dem Vorstand erhalten bleibt. Als Vizepräsident wurde Dr. med. Tobias Wiesner, niedergelassener Diabetologe in Leipzig, gewählt.

Die neue DDG-Präsidentin im Kurzprofil

Prof. Dr. Julia Szendrödi ist Fachärztin für Innere Medizin mit den Zusatzbezeichnungen Endokrinologie, Diabetologie und Labormedizin. Seit 2021 leitet sie als W3-Professorin die Klinik für Endokrinologie und Diabetologie sowie das Zentrallabor des Universitäts­klinikums Heidelberg. Ihre wissenschaftliche Arbeit fokussiert sich auf Prävention, Adipositas, personalisierte Medizin und Insulinresistenz. Zuvor war sie am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) und am Universitätsklinikum Düsseldorf tätig. Sie ist seit 2009 aktives Mitglied der DDG.

Unter dem programmatischen Leitmotiv „Prävention stärken. Versorgung vernetzen. Menschen befähigen.“ setzt Prof. Szendrödi deutliche inhaltliche Schwerpunkte. „Ein für mich zentrales Anliegen ist die konsequentere Umsetzung bestehender Leitlinien zur Prävention und Behandlung des Diabetes“, so Prof. Szendrödi. Leitlinien seien nach wie vor unterrepräsentiert in der Versorgungspraxis, obwohl sie essenziell für eine erfolgreiche Therapie seien. Ihre Vision: eine systematische Integration dieser Standards, etwa über Disease-Management-Programme (DMP).

Prof. Szendrödi nimmt Digitalisierung, Verhältnis­prävention und gesicherte Versorgung vulnerabler Patientengruppen in den Fokus

Besondere Relevanz misst Prof. Szendrödi der Digitalisierung in der Diabetologie bei. Die elektronische Diabetesakte (eDA), entwickelt von der DDG, sieht sie als zukunftsweisendes Instrument, insbesondere in Kombination mit der elektronischen Patientenakte (ePA): „Die Digitalisierung von Patientendaten bietet Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes einen besonders hohen Mehrwert durch Transparenz, Koordination und bessere Notfallversorgung. Sie ist elementarer Bestandteil einer gelungenen transsektoralen Versorgung.“

Ein weiterer Fokus ihrer Amtszeit liegt auf der Verhältnisprävention – also der Schaffung gesundheitsfördernder Strukturen. „Wir brauchen verbindliche Standards für die Verpflegung in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, Ernährungskonzepte in Krankenhäusern und flächendeckende Malnutritionsscreenings“, fordert Prof. Szendrödi. Ihre langfristige Zielsetzung: eine nationale Strategie für gesundes Aufwachsen und Altern – idealerweise ohne Diabetes. Sie spricht sich klar für interprofessionelle Versorgungskonzepte aus, die Ernährung, Bewegung und Supplementierung miteinander verzahnen.

Neben der Systemebene adressiert Prof. Szendrödi auch gezielt vulnerable Patientengruppen. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes, Menschen mit Adipositas oder genetischer Prädisposition sollen früher erkannt und gegebenenfalls lebenslang betreut werden. „Wir brauchen tragfähige, refinanzierte Strukturen für eine sektorübergreifende Versorgung, auch in sozial benachteiligten Regionen“, betont sie mit Blick auf Kinder, multimorbide Patient*innen oder Frauen in kritischen Lebensphasen wie Schwangerschaft und Menopause.

Neuer Vizepräsident Dr. Wiesner bringt Expertise für die nieder­gelassene Diabetologie mit ein

Ihr neuer Stellvertreter, Dr. med. Tobias Wiesner, bringt die Perspektive der ambulanten Versorgung ein und verweist auf strukturelle Herausforderungen: „Gerade die Herausforderungen im niedergelassenen Bereich – von der strukturellen Unterversorgung über die qualitativ hochwertige Versorgung und deren adäquate Vergütung bis hin zur Patientenschulung – müssen stärker berücksichtigt werden, wenn wir die Versorgung ganzheitlich verbessern wollen.“

Mit der neuen Führungsspitze aus universitärer Klinik und Praxis signalisiert die DDG eine stärkere sektorenübergreifende Ausrichtung – ein wichtiges Signal im Kontext der anstehenden Gesundheitsreformen. Zusätzlich wurde auf der DDG-Mitgliederversammlung Professor Dr. med. Robert Wagner zum Kongresspräsidenten des Diabetes Kongresses 2027 gewählt.


von Gregor Hess

mit Materialien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)

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  • tako111 postete ein Update vor 1 Tag, 1 Stunde

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 1 Tag, 3 Stunden

    Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 2 Tagen, 8 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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