Genervt

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Genervt

Die Einschränkungen durch die Maßnahmen gegen das Coronavirus waren bzw. sind notwendig, doch unserem Kolumnisten Dr. Hans Langer ist aufgefallen, dass dadurch viele Menschen mittlerweile auch ein recht dünnes Nervenkostüm haben. Für diese hat er aber auch einen so einfachen wie wirkungsvollen Ratschlag parat.

„Irgendwie ist aktuell jeder genervt“, sagt meine Frau Gabi, als sie abgekämpft von der Arbeit und dem Wochenend-Einkauf die Lebensmitteltüten in der Küche platziert. Obwohl bei dem Arbeitsplatz von Gabi in der Sparkasse andere Verhältnisse herrschen als in unserer Diabetes-Klinik, kann ich das nur bestätigen.

Am meisten genervt ist unser Chefarzt. Schon seit Wochen wirkt er wie ein Getriebener zwischen Personalmangel im ärztlichen und pflegerischen Bereich, gesperrten Betten aufgrund des Pflegenotstands und den Forderungen der kaufmännischen Direktorin, die Leistungszahlen im Auge zu behalten. „Auch die Arbeitsmoral liegt bei uns am Boden“, meint Gabi und hält einen langen Monolog über Kollegen, die bei jeder Überminute in Tränen ausbrechen, und Auszubildende, die man heutzutage nicht mehr mit denen vergleichen kann, als Gabi ihre Ausbildung machte.

Da frage ich mich natürlich: Woran liegt das Ganze? Sind es die nunmehr seit über zwei Jahren anhaltende Pandemie, die damit verbundenen Einschränkungen, das Fehlen des persönlichen Austauschs oder die entgangenen Urlaubsfreuden? Es gibt sicher viele Gründe und bei jedem sind es andere. „Und was kann man da tun?“, frage ich Gabi und ernte dafür nur ein Achselzucken.

Wer nur auf das Negative achtet, fühlt auch so…

Ich bin der Meinung, dass alles schlecht ist, wenn man nur auf das Schlechte schaut. Mein Rat an alle Genervten wäre daher, dass man nicht nur die dunkle Seite des Monds im Auge behält, sondern auch die helle – und jeder hat im Leben sicher Momente, in denen ihm klar wird, dass man eigentlich ein glücklicher Mensch sein könnte. Wir haben meist keinen echten Mangel, die meisten haben eine schöne Wohnung und genügend Geld, um sich Träume zu erfüllen. Auch, dass die meisten von uns gesund sind und gut daran tun, diese Gesundheit durch eine entsprechende Lebensführung zu erhalten, sind Dinge, die man nicht außen vor lassen darf.

So könnte ich noch vieles, was positiv ist, aufzählen, aber letzten Endes liegt es an jedem selbst, sich seine kleinen Glücksmomente zu schaffen und dafür zu sorgen, dass es bei allen Widrigkeiten nicht allzu viel zu beklagen gibt. Und außerdem wird auch die Pandemie irgendwann vorbei sein und das Leben wird vielleicht wieder so, wie wir es uns sehnlich wünschen. Und wie sang schon einst Udo Jürgens: „Immer, immer wieder geht die Sonne auf, denn Dunkelheit für immer gibt es nicht.“ Weil es mir gerade so in den Sinn kommt, intoniere ich dieses Lied auch aus voller Brust. Gabi lächelt nur milde und meint: „Du hast ja recht, aber singen kannst du wirklich nicht.“


von Dr. Hans Langer

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.


Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (3) Seite 82

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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