Unhappy D-Day?! Die Sache mit dem Diabetes-Jubiläum

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Unhappy D-Day?! Die Sache mit dem Diabetes-Jubiläum
Diabetes-Geburtstag
8 Jahre Diabetes. Mehr ein Resümee als eine Party. Ich mag das, wenn Diabetiker ihren Diabetes-Geburtstag zelebrieren. Ich möchte das auch gerne, nur irgendwie gelingt es mir nicht. In den ersten Jahren habe ich an diesem Tag immer geheult, irgendwann bin ich zu Mittelfinger-mit-Blutstropfen-Fotos übergegangen, um dem Diabetes mitzuteilen, was ich von seiner „Geburt“ halte, dann war es mal egaler oder ich wollte gar auf Zwang den Tag feiern. Und dann war plötzlich heute und ich stehe vor einem Tag, der 8 Jahre zuvor alles verändert hat. Einerseits fühlt es sich so an, als wäre der Diabetes schon immer da gewesen, andererseits weiß ich nicht, ob ich wirklich akzeptiert habe, dass er weiterhin für immer da sein wird. Besonders das letzte Jahr hat etwas an dem Krankheitsgefühl geändert. Zum einen sicher, weil ich anfing, darüber zu schreiben und mir so viele Situationen erst noch einmal richtig bewusst wurden. Zum anderen, weil der Diabetes mehr Baustellen drum herum aufdeckt. Keine Ahnung, was das Gegenteil eines Festes ist, aber ich wäre bereit dazu, das an meinem diesjährigen Diabetes-Geburtstag zu begehen.
 
Ich glaube, ich habe tatsächlich erst 4 Jahre nach meiner Diagnose eingesehen, dass ich wirklich krank bin. Da ich die ersten Jahre ärztlicher Betreuung in einer sehr dörflichen Gegend in einer Praxis voller Typ-2-Diabetiker verbrachte, kam ich mir einfach immer anders vor. Durch den mangelnden Kontakt mit Typ-1-Diabetikern war es eine Krankheit, die für mich noch zu erforschen war, und das Ergebnis meiner Beobachtungen war: Ich bin nur ein bisschen krank und vielleicht wird das ja auch alles wieder. Und wenn mir meine Werte entglitten, war es einfach nur meine eigene Schuld. Außerdem erzählten einem ja auch 1000 Leute mit oder ohne Qualifikation, dass Diabetes heute überhaupt nichts mehr Dramatisches sei. 2012, während meines Freiwilligen Ökologischen Jahres, versuchte ich, an meinem Arbeitsplatz auf häufiges Messen zu verzichten. Und dann kam der Tag, an dem ich so stark unterzuckerte, dass ich immer wieder ohnmächtig wurde und Krampfanfälle hatte. Da war es auf einmal präsent, dass mich dieser Mist mitten im Alltag umhauen kann. 2 Diabetes-Schwerpunktpraxen, weitere 4 Jahre und viele Typ-1er-Kontakte später weiß ich damit anders umzugehen. Ernst zu nehmen, dass man krank ist, aber das Leben nicht danach ausrichten zu müssen. Trotzdem sehe ich heute keinen Grund, das zu feiern.
 
8 Jahre haben Spuren hinterlassen. Ich bin an einem Punkt, an dem mein Körper Diabetes-Verschleißerscheinungen hat. Im letzten Jahr stand ich vorm Spiegel und es war, als hätte ich über Nacht Lipohypertrophien bekommen. Natürlich habe ich vorher mal die kleinen Hubbel wahrgenommen, auch mit meiner Ärztin und der Diabetes-Beraterin darüber geredet, aber Lieblingsstelle ist Lieblingsstelle und schlimmer wird das ja wohl nicht. Und nun habe ich so richtige Lipos. Außerdem haben meine Füße die Liebe zur Trockenheit entdeckt. Es ist nichts Dramatisches und der Fußschaum aus der Apotheke macht alles wieder hübsch. Aber früher war das eben nicht. Früher gab es auch keine Sorge beim Augenarztbesuch und früher war eine Tiefkühlpizza zwar ungesund, aber keine BE-Falle. Nein, ich bin in keiner guten Stimmung, um dem Diabetes heute Wünsche zu erfüllen.
 
Wofür ich dankbar bin, ist allerdings, dass ich erst mit 17 Diabetes bekommen habe. Ich bewundere alle, die seit ihrer frühsten Kindheit damit zu tun haben. Die bewusste Entscheidung treffen zu können, welches Blutzuckermessgerät am besten zu mir passt und mit welcher Art der Insulininjektion ich leben möchte, half von Anfang an bei der Identifikation mit der Erkrankung. Und es bleibt immer aufregend, wenn ein neues Messsystem auf den Markt (oder gar zu einem nach Hause) kommt oder man an dem Punkt ist, vom Pen zur Pumpe zu wechseln. Wahrscheinlich zelebriere ich in solchen Momenten der Therapie-Veränderung das Zusammenleben mit dem Diabetes viel mehr. Weil neue Begleiter auftauchen, die man bekleben, verschönern und bei Bedarf auch taufen kann. Das sind dann die Geschenke, die man einem Diabetes und dem dazugehörigen Menschen machen kann. Geschenke zum Leben mit Diabetes. Das möchte ich gerne feiern, dass ich leben darf mit Diabetes.

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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