Arbeiten im Mandel-Stand: Meine Oktoberfest-Erfahrung mit Typ-1-Diabetes

3 Minuten

Arbeiten im Mandel-Stand: Meine Oktoberfesterfahrung mit Typ-1-Diabetes | Foto: norbel – stock.adobe.com
Foto: norbel – stock.adobe.com
Community-Beitrag
Arbeiten im Mandel-Stand: Meine Oktoberfest-Erfahrung mit Typ-1-Diabetes

Zwischen Zuckerduft und Menschenmassen: Conny erfüllte sich 2024 ihren Traum, auf der Wiesn zu arbeiten und war 16 Tage lang in einem Mandel-Stand als Verkäuferin tätig. Hier berichtet sie von ihrer Erfahrung mit der Schichtarbeit, dem Diabetes-Management und dem bunte Treiben auf dem Oktoberfest.

Ich möchte euch über meinen 16-tägigen Einsatz auf dem weltgrößtem Volksfest erzählen. Es war schon immer ein Traum von mir auf dem Oktoberfest – der Wiesn – zur arbeiten und letztes Jahr in 2024 habe ich mir diesen Traum endlich erfüllen können.

Im März letzten Jahres hatte ich mich bei Markus, dem Inhaber eines Mandel-Standes, beworben und was soll ich sagen: Ich hatte bis dahin keine Vorkenntnisse oder Erfahrungswerte im Schaustellerbusiness anzubieten, aber Markus hatte mich trotzdem eingestellt. Denn was ich gut kann, ist Quatschen – und das muss man als Mandel-Verkäuferin auch können. Vom 21. September bis einschließlich 6. Oktober 2024 habe ich dann meistens zwischen 10 und 11 Stunden pro Tag am Stand gearbeitet. Eine Diabetikerin im Mandel-Stand – schon crazy, oder was meint ihr? Absolut – und es war einfach cool!

Arbeiten im Mandelstand: Meine Oktoberfesterfahrung mit Typ-1-Diabetes | Foto: Cornelia Doll

Conny (links) bei einer ihrer Schichten auf dem Oktoberfest im „Mandelhans“ | Foto: Cornelia Doll

Stundenlang im Stehen arbeiten, statt wie gewohnt sitzend vorm PC

Da ich sonst als Angestellte der Landeshauptstadt München eher vorm PC und im Bürostuhl hänge, musste ich bei dieser Tätigkeit stehen und hatte den ständigen Geruch von Zimt und Zucker in der Nase. Es war Abwechslung pur und ich liebte es! Mein Diabetes-Management war dank meiner YpsoPump gut zu händeln. Das ständige Stehen hatte ich mit dem „Ease-Off“ (eine Art Sport-Modus) der Insulin-Pumpe gut hinbekommen und viel Zeit für ausgiebige Pausen gab’s auch nicht – es ist harte Arbeit auf der Wiesn! Ich ziehe den Hut vor allen, die dort bedienen, aufräumen, Mandeln brennen, Lebkuchen-Herzen verkaufen, Bier schleppen oder sonstige Jobs machen, die gemacht werden müssen, damit es läuft.

Mein Tag startete meist um ca. 10 Uhr mit Aufstehen, fertig machen und dann Frühstück. Um 12 Uhr begann meine Schicht. Ich hatte meine Team-Klamotten an und ich fühle mich total wohl. Mit dem Rad ab zur Wiesn – von mir zuhause ca. 10 Minuten … einfach Luxus 🙂! Dort angekommen, begann direkt der Trubel, die Menschenmassen waren schon da und ich dann nun auch. Also auf geht’s in die Wirtsbudengasse zum Stand „Zum Mandelhans“. Hans heißt hier zwar niemand mehr – wie gesagt hieß mein dortiger Chef Markus – aber der Stand trug diesen Namen.

Conny in ihrer Arbeitskleidung fürs Arbeiten im „Mandelhans“ auf dem Oktoberfest. | Fotos: Cornelia Doll

Ich hatte dort dann jeweils bis ca. 23 Uhr bzw. am Wochenende bis 0 Uhr gearbeitet. Der Kontakt zu den Menschen, nette Gespräche und Witze im Team, die Sonne und der Mandel-Geruch machen das Arbeiten auf dem größten Volksfest der Welt einfach traumhaft. Für manche womöglich schwer vorstellbar, hier zu arbeiten, aber für mich der größte Traum.

Das beste sind jedoch die Mandeln selbst! Nicht nur bei Hypos griff ich zu – auch zwischendurch, denn ich konnte einfach nicht widerstehen 🙂. Da im „Mandelhans“ jedoch größere Mandeln und weniger Zucker verwendet wird, war ich als Diabetikerin somit auch diesbezüglich genau richtig! Markus hatte mir vorab vieles erklärt, auch wie man die Mandeln richtig brennt.

Und wie lief es mit dem Diabetes-Management?

Aber jetzt mal zu meinem Blutzucker-Management, denn hauptsächlich deswegen sind doch bestimmt auch viele von euch hier hängengeblieben, oder? Meine Werte waren für diesen stressigen Job echt gut! Ich hatte, wie bereits erwähnt, oft den Ease-Off-Modus an und war somit auch gut gegen potentielle Unterzuckerungen geschützt. Mein Zielbereich hatte ich bei der Pumpe im Zeitraum von 11:30 bis 00:30 Uhr auf 130 mg/dl (7,2 mmol/l) hochgestellt. Auch wenn ich im Notfall immer zu den Mandeln greifen konnte, wollte ich keinen Hypo riskieren. Zur Sicherheit hatte ich daher auch noch die „Dextro Energy Gums“ und Multivitamin-Saft dabei.

Was ich euch noch mitgeben möchte: Kämpft für eure Träume! Es ist nie zu spät, zu lange, zu wenig, oder zu ungenau. Es sind eure Träume und wer lebt diese besser als ihr selbst? Ach und noch was: Eure Träume werden wohl nie allen Menschen gefallen oder ihr bekommt dafür dann vielleicht auch nicht überwiegend Zuspruch oder Anerkennung. Aber das Gefühl, den Traum zu leben (blöde Floskel, I know), ist einfach unbeschreiblich!


von Conny Doll

Avatar von zuckerschockconny

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Was leisten Apotheken für Menschen mit Diabetes, Herr Manfred Krüger?

Diabetes-Anker-Podcast: Was leisten Apotheken für Menschen mit Diabetes, Herr Manfred Krüger? | Foto: Dirk Deckbar / MedTriX

2 Minuten

Kinder mit Diabetes in der Infekt-Zeit: Krankheiten meistern ohne Stoffwechsel-Entgleisungen

Herbstzeit ist Infekt-Zeit: Wenn Kinder mit Diabetes Krankheiten bekommen, können Stoffwechsel-Entgleisungen drohen. Denn Fieber und Erkältungen erhöhen die Glukosewerte und lassen den Insulin-Bedarf steigen. Worauf Eltern achten sollten, erklärt Diabetesberater André Kluge.
Kinder mit Diabetes in der Infekt-Zeit: Krankheiten meistern ohne Stoffwechsel-Entgleisungen | Foto: Syda Productions – stock.adobe.com

3 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

Verbände