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Mein erster Gedanke morgens: „Kaffee! Am liebsten schnell, am liebsten sofort, am liebsten am Bett.“ Mein zweiter Gedanke morgens: „Miss mal Blutzucker!“ Und mein dritter Gedanke morgens: „Was um alles in der Welt ist das für ein unschöner Geschmack in meinem Mund?“ Und exakt auf diese Frage habe ich jetzt eine Antwort: Es sind Bakterien. Bakterien, die sich über Nacht in meinem Mundraum sammeln und die ich dann am Morgen mit meinem Kaffee herunterspüle und ihnen somit die Chance gebe, meinem Körper – also mir – zu schaden.
Der ayurvedische Brauch des Ölziehens verspricht, die schlechten Bakterien und Viren, die in den Schleimhäuten sitzen, zu binden und diese am Ende der Ölzieh-Routine mit aus dem Mund zu spülen. Auf das Ölziehen (oder Oil Pulling) bin ich eigentlich nur gekommen, weil ich hörte, dass es die Zähne auf natürliche Weise aufhellen soll. Da ich grundsätzlich Fan von allen Hausmittelchen und Naturprodukten bin, die eine Wirkung versprechen, für die einem sonst teurer, mit Chemie versetzter Schnickschnack angedreht werden soll, war mein Interesse natürlich geweckt. Fans des Ölziehens sagen, dass die Methode eben nicht nur für weißere Zähne sorgt, sondern auch Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch vorbeugt sowie vor Infekten schützt und das Hautbild verbessert, da es eine natürliche Form des Entgiftens ist.
Benefits für die Schönheit sind super, die für die Gesundheit aber noch viel wichtiger. Was ich meine, ist das Thema Mundhygiene und Zahnprobleme bei Diabetikern. Ich gehöre zu denjenigen, die bei zu hohen Blutzuckerwerten schnell von Mundtrockenheit betroffen sind. Das Problem dabei ist, dass der Speichel, der normalerweise dabei hilft, kleinere Schädigungen nach bakteriellen Angriffen sofort zu reparieren, dies nicht tun kann. Auch das Zahnfleisch von Diabetikern kann empfindlicher sein als das von Gesunden. Was unter anderem mit der gestörten Blutversorgung durch schlechte Blutzuckerwerte zusammenhängt, wodurch auch hier Bakterien schneller Schlimmes verursachen können. Eine Zahnfleischentzündung beispielsweise wirkt sich schnell auf den Blutzucker aus, dieser ist dann weiterhin zu hoch und die Mundflora regeneriert sich nicht.
All das sprach für mich dafür, das Ölziehen auszuprobieren – schaden kann es ja nicht. Alles, was man braucht, ist ein Teelöffel voll von kaltgepresstem, möglichst hochwertigem Öl. Ich habe mich für Bio-Kokosöl entschieden und war damit in den letzten Monaten sehr zufrieden. Am wirksamsten ist das Ölziehen morgens vor dem ersten Kaffee, vor dem Zähneputzen, vor allem! (Dafür aber super umzusetzen während des Blutzuckermessens, Frühstückvorbereitens oder Duschens.)
Das Ziel ist es, das Öl 20 Minuten im Mund hin- und herzubewegen. Es kann aber sein, dass man das am Anfang zu befremdlich findet. Dann kann man erst einmal weniger Öl nehmen und sich auch mit dem Zeitfenster langsam herantasten. Wenn man fertig ist, sollte man das Öl auf keinen Fall runterschlucken – damit würde man genau das Gegenteil von dem angestrebten Entgiftungsprozess erreichen –, sondern ausspucken und den Mund danach ein paar Mal mit warmem Wasser ausspülen. Wichtig: Ölziehen ist eine Ergänzung der Zahnpflege und kein Ersatz fürs Zähneputzen!
Nach einigen Wochen des Testens, zunächst täglich, dann hat es sich aus Bequemlichkeit auf ein paar Mal die Woche reduziert, kann ich auf jeden Fall sagen, dass sich mein Mundgefühl verändert hat. Außerdem merkte ich während des Spülens, dass meine Nasennebenhöhlen, die immer ein wenig verschleimt waren, deutlich freier wurden. Es erfordert nur wirklich Disziplin, den ersten morgendlichen Gedanken von „Kaffee“ auf „Öl“ umzuprogrammieren.
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