Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #11 | Vertrauen ist gut – doch ist Kontrolle besser?

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Hin unmd zurück – bis ans Ende der Dia-Welt_Vertrauen ist gut, doch ist Kontrolle besser?
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Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #11 | Vertrauen ist gut – doch ist Kontrolle besser?

Eine weitere Säule innerhalb meines Diabetes-Managements nennt sich „Check-ups“, was alle regelmäßigen Kontrollen beinhaltet. Seien es, die eigenständige und tägliche Kontrolle des Blutzucker-Wertes, quartalsmäßige Besuche beim Diabetologen oder auch jährliche Vorsorge-Termine bspw. beim Augen- oder Zahnarzt.

Blutzucker messen

Die regelmäßigen Blutzucker-Messungen und somit die Selbst-Ermittlung des aktuellen Blutzucker-Wertes gehören in der Regel zu jedem Diabetes-Management dazu. Mit Hilfe eines Blutzucker-Messgerätes oder Sensor lässt sich der aktuelle Blutzucker-Wert feststellen und gibt Dir somit die Möglichkeit, Deine „Einstellung“ zu kontrollieren und ggf. zu optimieren. Was ehrlich gesagt ziemlich cool ist, denn mit Hilfe dieses kleinen, aber doch sehr wichtigen Werkzeugs, kannst Du immer schauen, wie Dein Blutzucker bspw. auf bestimmte Lebensmittel reagiert, was Dir ungemein in Sachen Ernährung hilft.

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Du willst mehr darüber erfahren, welche Zielwerte im Alltag anzustreben sind? Oder Du willst Deine Blutzucker-Werte von Milligramm pro Deziliter (mg/dl) in Millimol pro Liter (mmol/l) umrechnen lassen und umgekehrt. Hier findest Du weitere Infos sowie einen automatischen Blutzucker-Wert-Umrechner:
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Tatsächlich habe ich damals direkt nach meiner Diagnose kein Blutzucker-Messgerät von meiner Diabetologin verordnet bekommen. Warum? Nun ja, Sie meinte, ich solle mich nicht verrückt machen und erstmal mit der Ernährungsumstellung starten. Da ich keine Insulin-Therapie mache, war es somit auch nicht zwangsläufig notwendig. Anfangs war ich ganz dankbar dafür, mich nicht ständig in den Finger piksen zu müssen, da ich schon etwas Respekt vor Nadeln habe. Und was man bislang auch nicht kannte, konnte man schließlich nicht vermissen. Doch als ich dann 7 Monate später einen Krankenhaus-Aufenthalt hatte, wo bei mir 3-mal täglich der Blutzucker gemessen und mir der Wert mitgeteilt wurde, habe ich gemerkt, dass ich mit der Nennung des Wertes absolut nichts anfangen konnte. War 180mg/dl am Abend zu hoch? War 127mg/dl am Morgen im Rahmen? Und wie hoch können Schwankungen am Tag ausfallen?

Blutzucker messen vorm Frühstück, November 2022. Foto: privat.

Als Frau mit Diabetes mit ihren eigenen Werten nichts anfangen zu können, hatte mich irgendwie gestört. Ich war ehrgeizig genug den Diabetes in den A*sch zu treten und mich mit Wissen auseinander zu setzen. Und somit konnte bzw. sollte es am gewöhnlichsten Werkzeug zur Behandlung definitiv nicht scheitern. Kurze Zeit später also ergatterte ich mein erstes Blutzucker-Messgerät aus der Apotheke und legte los. Anfangs habe ich mich bis zu 3-mal täglich gemessen, um mein Blutzucker-Verhalten kennenzulernen. Und natürlich war das nach dem Aufstehen bzw. nach den Mahlzeiten mit am interessantesten!

Als ich anfing ein Gespür für meinen Blutzucker zu entwickeln, verblieb ich damit, dass ich hauptsächlich nur noch morgens meinen Nüchtern-Blutzuckerwert checkte. Und damit fahre ich ehrlich gesagt ganz gut! Klar, manchmal messe ich auch vor oder nach dem Essen. Doch dann ist es viel mehr für mich eine „Stichprobe“, um zu schauen, ob ich vielleicht nochmal eine Runde spazieren muss, wenn ich bspw. zu viele Kohlenhydrate gegessen habe.

Müsste ich heute eine Empfehlung für Neu-Diagnostizierte aussprechen, würde ich wahrscheinlich denselben Weg vorschlagen. Sprich, am Anfang erstmal keine eigenständigen Blutzucker-Messungen vorzunehmen und lieber den Fokus auf Sport und Ernährung zu richten. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass kein Insulinpflicht besteht. Meines Erachtens ist der Anfang nach einer Diabetes-Diagnose schwer genug. Und das Erfahrene zu verkraften, benötigt Zeit. Es gibt so vieles zu lernen und zu beachten, so dass man sich leicht überfordert fühlt. Und wahrscheinlich ebenso verunsichert und vielleicht auch ängstlich.

Gerade am Anfang würde ich behaupten, dass man sich mit dem Messen wortwörtlich nur verrückt machen und unnötig Druck aufbauen würde. Denn um den Blutzucker und seine neue „unkontrollierte Situation“ zu „kontrollieren“, würde man wahrscheinlich mehr Messungen als üblich vornehmen, sich über die höheren Werte vielleicht auch ärgern oder gar daran verzweifeln, was wiederum zu höheren Blutzucker-Werten durch einen erhöhten Kortisol-Anstieg aufgrund von Stress führen würde. Doch keine Sorge – mit der Umstellung der Ernährung, mehr Bewegung im Alltag sowie der regelmäßigen Einnahme Deiner Medikation wirst Du auch ohne Selbstkontrolle durch Blutzucker-Messungen positive Erfolge erzielen. Nimm Dir da selber den Druck raus und vertraue auf Dich und Deinen Körper! ☺

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Sobald Du Dich mit Deiner „neuen Situation” komfortabel fühlst, spricht auch absolut nichts dagegen, den nächsten Schritt in Richtung Selbstkontrolle zu gehen. Aber denk immer dran – wir reden hier von SELBST und KONTROLLE. Ein stückweit ist es immer mit Druck verbunden, den man sich selber macht, wenn man sein Ziel kennt.

Quartalsuntersuchungen beim Diabetologen oder Hausarzt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil Deines Diabetes-Managements im Rahmen der „Kontrolle“ sollten die Quartalstermine bei Deinem Diabetologen oder Hausarzt sein. Mit Deinen selbst ermittelten Blutzucker-Werten lässt sich gut der kurzfristige Status Quo ermitteln. Doch was für Ärzte wirklich zählt und eine Art „Erfolgsmesser“ in der Behandlung bzw. der ausschlaggebende Punkt im Falle einer Diagnose ist, ist der HbA1c-Wert. Dieser wird auch Langzeit-Blutzuckerwert genannt. Der Wert spiegelt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der vergangenen 3 Monate wieder und dient als Richtwert, wie gut Du eingestellt bist.

So in etwa sieht die Einstufung aus:

  • < 6 % = sehr gut eingestellt
  • 7 – 8 % = gut bis ausreichend eingestellt
  • > 8 % = schlecht eingestellt
Der Gesundheitspass Diabetes. Foto: privat.

Die Termine beim Diabetologen oder beim Hausarzt sind immer wichtig. Doch wenn Du selber nicht misst, dann erst recht! Wie bereits oben geschrieben, wird hier anhand Deines HbA1c-Wertes ermittelt, wie gut Deine Behandlung und die getätigten Maßnahmen in den letzten 3 Monaten angeschlagen sind.

Bei Optimierungsbedarf können dann in Absprache mit Deinem Arzt weitere Maßnahmen festgelegt werden. Deine Ergebnisse werden in der Regel in einem „Gesundheitspass“ festgehalten, welchen Du ausgehändigt bekommst und für den Notfall mit Dir führen solltest.

Jährliche Vorsorge-Termine

Da Diabetes eine Menge Folgeerkrankungen mit sich ziehen kann, ist es wichtig, die jeweiligen jährlichen Vorsorgetermine wahrzunehmen, um entsprechend vorbeugen zu können. Dazu gehören u. a. ein Besuch beim Augen-, Haut- oder Zahnarzt. Lass Dich hier von Deinem Diabetologen oder Hausarzt beraten, welche Vorsorge-Untersuchungen für Dich wichtig sind.

Caros Kolumne

Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt

Caros Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“

Hallo, mein Name ist Caro! Ich wurde als 27-Jährige mit einem Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Erfahrt in meiner Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“ alles über meine außergewöhnliche Reise als junge Frau mit Diabetes. Viel Spaß beim Lesen!

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  • loredana postete ein Update vor 1 Tag, 4 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 2 Tagen, 2 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

  • Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
    Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
    Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
    Viele Grüße

    • Hallo Stefanie, schön ,dass du da bist. Wir treffen uns zum virtuellen Austausch nächste Woche Donnerstag. Vielleicht hast du ja Zeit und kannst dich einwählen 🙂 Ich freue mich, wenn wir uns dort sehen. Liebe Grüße Lena

      Virtuelles Diabetes-Anker Community-MeetUp im Dezember

    • Hallo Stefanie! Ich weiß noch wie es nach meiner Diagnose war – es dauert bis da von Leichtigkeit die Rede sein kann. Und das Umfeld tut sich oft sehr schwer das alles zu verstehen. Es wird besser aber es braucht Zeit. Alles Gute

    • @lena-schmidt: Hallo Lena, ich habe angemeldet und steht auch fest im Kalender.

    • @moira: Danke dir, ja es ist nicht ganz leicht damit klarzukommen und du hast recht, das Umfeld stellt mir Unmengen an Fragen, aber die kann ich aktuell selbst nicht beantworten, weil ich selbst genügend habe und andere Prios. Am schlimmsten empfinde ich die gutgemeinten “Ratschläge”.

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