Bundeseinheitlicher Medikationsplan: Ein Plan für alle

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Bundeseinheitlicher Medikationsplan: Ein Plan für alle

Der neue Medikationsplan ist gedacht für Menschen, die mindestens 3 Medikamente nehmen. Er soll alle eingesetzten Medikamente auflisten sowie wichtige Informationen darüber transparent machen, z. B. ob sich bestimmte Wirkstoffe nicht miteinander vertragen. Die erste Version füllt derzeit der Arzt aus, per Scan wird diese immer wieder aktualisiert – in Praxis, Klinik oder Apotheke. Datenhoheit hat der Betroffene selbst.

Seit dem 1. Oktober 2016 haben Patienten, die gesetzlich krankenversichert sind, einen Anspruch auf einen Medikationsplan. Dafür müssen mindestens drei Medikamente regelmäßig vom Arzt verordnet werden. Dieser Medikationsplan listet die gesamten Medikamente auf und soll eine Hilfestellung für den Patienten sein. Auch die in der Apotheke selbst gekauften Medikamente sollten im Plan aufgeführt sein.

Zu jedem Medikament sind Informationen zum Wirkstoff, zur Stärke und zur Darreichungsform enthalten. Als Erinnerung steht außerdem, wie oft das Medikament angewendet werden soll. Weiter gibt es Hinweise, was bei der Anwendung beachtet werden muss. In der letzten Spalte ist aufgeführt, gegen welche Erkrankung oder Beschwerden das Medikament angewendet wird.

Allein der Patient entscheidet über die Datenweitergabe

Patienten, die bereits einen Medikationsplan nach diesem Muster nutzen, beschreiben, dass sie sich dadurch sicherer im Umgang mit ihren Medikamenten fühlen. Wichtig ist jedoch, dass der Medikationsplan stets aktuell und vollständig ist.

Der bundeseinheitliche Medikationsplan enthält einen “2D-Barcode”: Dieser ermöglicht es den Ärzten und Apothekern, durch das Scannen des Codes den Medikationsplan mit dem Computer zu aktualisieren. Der Zugriff auf die Daten ist nur über den Papierausdruck möglich. Das heißt, dass der Patient seine Daten selbst in der Hand hält und entscheiden kann, wem er diese zur Verfügung stellt. Der Medikationsplan gibt den Patienten und auch Ärzten und Apothekern einen vollständigen Überblick über die Medikation und hilft zum Beispiel, Medikamente zu erkennen, die sich nicht miteinander vertragen.

Arzt erstellt, Apotheker aktualisiert

Das Erstellen des Medikationsplans erfolgt zurzeit durch den Arzt, der auch die erste Version an den Patienten ausgibt. Es ist sinnvoll, den Medikationsplan von seinem Apotheker aktualisieren zu lassen, damit die Namen der in der Apotheke abgegebenen Präparate angepasst werden. Auch selbsterworbene Medikamente sollte der Apotheker zusammen mit dem Patienten ergänzen.

Der Medikationsplan sollte zu allen (Fach-)Arzt- und Apothekenbesuchen mitgenommen und vorgelegt werden. Dort können neue Medikamente auf die Therapie abgestimmt und auch notwendige Änderungen am Plan vorgenommen werden.

Wichtig ist, dass der Medikationsplan den Patienten nicht ohne Beratung in die Hand gegeben wird: Auf den ersten Blick kann der neue Plan unübersichtlich wirken, deshalb sollte man sich Zeit nehmen, um sich mit dem Dokument vertraut zu machen. Gerade der erste Plan sollte ausführlich besprochen und erläutert werden.

Besonderheit Diabetiker

Viele Medikamente werden in Form von Tabletten verabreicht, die mit einem Glas Wasser einmal oder mehrmals am Tag geschluckt werden. Besonders Diabetiker werden jedoch häufig mit Medikamenten bzw. Darreichungsformen (z. B. Pens) behandelt, die eine komplexere Anwendung haben. Hier ist wichtig, dass der Medikationsplan in keiner Weise die Beratung ersetzen kann, wie z. B. der Pen anzuwenden ist. Vielmehr kann und soll der Plan nur die einzunehmenden bzw. anzuwendenden Medikamente auflisten und an Besonderheiten erinnern.

Abweichende Dosierungsvorschriften gerade bei Insulintherapie

Der bundeseinheitliche Medikationsplan sieht vier Einnahmezeitpunkte pro Tag vor: morgens, mittags, abends, zur Nacht (siehe Tabelle unten).Besonders Diabetiker mit Insulintherapie weichen meist von diesen Zeitpunkten ab. Bei abweichenden Dosierungsvorschriften kann die Dosierung auch als Freitext angegeben werden (z. B. 1 x sonntagabends).

Viele Menschen mit Diabetes spritzen ihr Insulin nach komplizierteren Schemata; dieses kann dann eventuell nicht mehr sinnvoll im kleinen Feld des Medikationsplans dargestellt werden. Hierfür sollte ein zusätzlicher Insulinplan ausgehändigt werden. Damit der eigentliche Medikationsplan vollständig ist, sollte das Insulin trotzdem im Medikationsplan aufgelistet werden – mit dem Hinweis auf den extra Insulinplan.

Schwerpunkt Medikationsmanagement

von Dr. Lea Botermann
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.,
Geschäftsbereich Arzneimittel,
Unter den Linden 19 – 23, 10117 Berlin

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (7) Seite 19-20

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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