Diabetes-Problemen im Alter vorbeugen

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Diabetes-Problemen im Alter vorbeugen

Wenn Menschen älter werden, können körperliche und geistige Fähigkeiten nachlassen. Liegt ein Diabetes mellitus vor, sind zusätzlich Dinge zu beachten, weil Kontrolle und Therapie weiterhin zuverlässig durchgeführt werden müssen. Um lange möglichst viele Fähigkeiten zu erhalten und so sein Leben auch in höherem Alter in guter Lebensqualität führen zu können, sind bestimmte Vorsorgemaßnahmen empfehlenswert. Angebote zur Unterstützung können ebenfalls helfen.

Die meisten Menschen möchten ihren Lebensabend möglichst zu Hause – in den eigenen vier Wänden – verbringen und dabei selbstständig bleiben, so lange es geht. Deshalb ist empfehlenswert, sich rechtzeitig damit auseinanderzusetzen. Wenn es einem (noch) gut geht, fällt es leichter, sich mit dem Thema Lebensabend auseinanderzusetzen. So kann man selbst für sich die besten Optionen auswählen und gibt diese Verantwortung nicht an andere, möglicherweise sogar fremde Personen, weiter. Um möglichst lange selbstständig bleiben zu können, ist es wichtig, eigene Fähigkeiten und Möglichkeiten zu nutzen und eventuell auszubauen.

Essen und Trinken ans Alter anpassen

„Durst ist schlimmer als Heimweh!“ Das stimmt, denn Durst entsteht erst, wenn man bereits einen Wassermangel hat. Deshalb sollte man nicht warten, bis Durst auftritt. Besser ist, selbst auf eine ausreichende Menge an Flüssigkeit zu achten – am besten ist es, 6-mal am Tag 200 Milliliter zu trinken. Ein Trinkplan hilft, dieses auch durchzuführen. Bei Hitzewellen kommt es besonders auf die passende Trinkmenge an: Für jedes Grad über 25 Grad Celsius sollte es ein Glas mehr sein. An einem heißen Sommertag kann das doppelt so viel wie an nicht so warmen Tagen sein.

Auch eine Harn-Inkontinenz sollte nicht vom Trinken abhalten. Wenig zu trinken, ist hier keine Lösung, sondern kann die Nieren schädigen, Schwindel verursachen und zu Gedächtnisproblemen führen. Entsprechende Hilfe können Urologen oder Gynäkologen bieten.

Mangelernährung verhindern

Das Essverhalten und die Bedürfnisse ändern sich im Alter. Das kann problematisch werden, wenn Nährstoffe, wie Eiweiß, nicht mehr ausreichend gegessen und auch vom Körper schlechter aufgenommen werden. Eine Mangelernährung kann sehr schnell zum Verlust der Selbstständigkeit führen, da dadurch viele körperliche und geistige Fähigkeiten eingeschränkt werden, die Infektanfälligkeit steigen und die Wundheilung schwieriger werden können.

Eine warme, ausgewogene Mahlzeit am Tag leistet einen wertvollen Beitrag, um die Selbstständigkeit zu erhalten. Schafft man das nicht mehr selbst, bieten verschiedene Unternehmen an, Essen mit exakten Kohlenhydrat­angaben ins Haus zu liefern. Auch Pflegeheime bieten an, ihre Cafeteria für Mittagsgäste zu öffnen. Nutzen Sie bei Bedarf die Chance einer Ernährungsberatung, die von der Krankenkasse anerkannt und abgerechnet wird, um gut gerüstet in die Zukunft zu gelangen!

Schutz durch ­Hausnotruf

Ein Sturz im häuslichen Umfeld und eine damit verbundene Bewegungseinschränkung kann bei Dia­be­tes zu akuten Stoffwechselentgleisungen führen. Möglicherweise ist es durch den Sturz nicht mehr möglich, eine Unterzuckerung zu behandeln, weil alle Lebensmittel außer Reichweite sind, oder eine notwendige Injektion des Basal­insulins fällt aus, weil man an den Pen nicht herankommt.

Schnelle, professionelle Hilfe bieten Hausnotrufsysteme. Damit kann z. B. über ein Notrufarmband per Knopfdruck ein Alarm abgegeben werden. So wird eine vorab bestimmte Person informiert oder Mitarbeiter des Notrufanbieters bzw. der Rettungsdienst kommen zu Hilfe. Viele haben außer dem Notruf noch Zusatzleistungen im Angebot: Hinterlegen von Hausschlüsseln, mobiler Notruf, Mir-geht-es-gut-Taste, Demenz-Ortung und Fall­detektoren.

Liegt ein Pflegegrad vor, werden die Kosten für die Basisversorgung von den Pflegekassen übernommen, wenn man außerdem allein oder überwiegend allein lebt oder wenn die Person in der Hausgemeinschaft nicht in der Lage ist, Hilfe zu holen, oder eine Notsituation eintritt.

Notfall­dose im Kühlschrank

In einer Notfallsituation ist es nicht immer möglich, den Ersthelfern Auskunft über die regelmäßig eingenommenen Medikamente, vorliegende Erkrankungen und Allergien usw. zu geben. Dafür gibt es die „grüne Notfalldose“: Darin befindet sich für jede Person im Haushalt ein Notfall-Infoblatt. Die Dose wird im Kühlschrank deponiert und kann so leicht gefunden werden. Aufkleber auf dem Kühlschrank und z. B. an der Innenseite der Haustür geben den Helfern den Hinweis, dass eine solche Dose vorhanden ist.

Wenn das Gedächtnis nachlässt

„Oje, das habe ich vergessen …“: Diesen Satz kennt wohl jede bzw. jeder von uns! Aber im Alter bekommen diese Worte mehr Bedeutung. Vielen Menschen ist es unangenehm, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht mehr so gut funktioniert. Der erste Reflex ist, diese Unzulänglichkeit zu verbergen und zu verdrängen. Aber im Kopf rotieren Fragen und Ängste: Wird das schlimmer? Werde ich dement? Kann ich noch allein bleiben? Wie soll ich meinen Alltag weiter bewältigen?

Es hilft, Angehörige oder einen Arzt ins Vertrauen zu ziehen, denn es gibt viele Möglichkeiten, die Gedächtnisleistung zu prüfen. Und so, wie viele Menschen jährlich Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt, Zahnarzt, Augenarzt, Ohrenarzt wahrnehmen, kann der Hausarzt auch Alltagskompetenzen und das Erinnerungsvermögen prüfen. Dabei gilt: Je früher man auch hier mit der Vorsorge beginnt, umso leichter ist es, Veränderungen zu bemerken und dann auch zu behandeln.

Alle Sinnesorgane im Blick haben

Unser Gehirn ist ein komplexes ­Organ und auf die Zusammenarbeit aller Sinnesorgane und einen stabilen Flüssigkeitshaushalt angewiesen. Im Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers ab, Defizite oder Veränderungen selbstständig auszugleichen, sodass man dem Körper im Alter mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Häufig sind einfache Maßnahmen ausreichend, um einen Mangel auszugleichen und wieder Wohlbefinden zu erreichen.

Dazu gehören z. B., genügend zu trinken, sich zu bewegen und gesund zu essen. Auch gutes Hören und Sehen sind sehr wichtig, um aktiv am sozialen Leben teilzunehmen und dem Gehirn täglich die notwendigen Reize und Informationen zu liefern. Der regelmäßige Check bei Fachärzten ist also ein wichtiger Schritt für eine gute Hirnfunktion.

Frühe Diagnose – frühe Therapie

Liegt kein organisches Problem vor, sondern eine Demenzerkrankung, gibt es Spezialisten in Gedächtnisambulanzen, die weiterhelfen. Auch hier gilt: Je früher eine Diagnostik eingeleitet wird, desto rascher und gezielter kann eine Therapie beginnen. Mit speziellen Übungen und evtl. Medikamenten kann das Fortschreiten der Krankheit hinausgezögert werden. So gewinnt man Zeit, um sich Hilfe und Unterstützung zu suchen.

Viele Gemeinden haben Generationen­büros eingerichtet, die über Hilfeleistungen in der näheren Umgebung informieren können, z. B. Nachbarschaftshilfe, Demenzcafes und Tagespflege. Zahlreiche Pflegedienste haben sich fortgebildet und können Betroffene und Angehörige im Alltag beraten und unterstützen.

Dies hat auch für die Dia­be­tes­the­rapie große Bedeutung. Insbesondere, wenn eine Insulintherapie durchgeführt wird, ist diese häufig komplex und auf die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt. Daher kann sie oft nicht spontan von Angehörigen oder Außenstehenden übernommen werden. Regelmäßige Termine mit dem Facharzt oder der Diabetesberaterin können hier unterstützen. Sie können bei technischen Problemen Alternativen aufzeigen. Auch bei Therapieumstellungen mit dem Ziel, die Therapie zu vereinfachen, sind sie wichtige Ansprechpartner.

Auch Technik kann unterstützen

Die Technik schreitet immer weiter voran. Bei Menschen mit Diabetes, die einen Glukosesensor tragen, ist es heute bei vielen Systemen möglich, die Werte per App an Angehörige oder Pflegedienste weiterzuleiten. Das kann den Betroffenen Sicherheit geben, dass jemand sie bei ihrer Therapie unterstützt. Um die betreuenden Personen im Umgang mit Glukosesensoren zu schulen, gibt es Informationsmaterial und Schulungsvideos. Auch über die Unternehmen kann eine Schulung erfolgen. Es ist wichtig, offen über Probleme bei der Therapiedurchführung zu sprechen, damit gemeinsam eine Lösung gefunden werden kann.


von Babette Ebert, Ulrike Seltenreich und Amankaja Siegel

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (11) Seite 18-20

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