- Behandlung
Engstelle behandeln – Schlaganfall vermeiden
3 Minuten
Die Verengung oder der Verschluss der vorderen Halsschlagader ist bei vielen Menschen Auslöser dafür, dass sie einen Schlaganfall erleiden. Wer Diabetes hat, hat ein besonderes Risiko. Hier erfahren Sie, was Sie tun können.
Jedes Jahr erleiden in Deutschland 200 000 Menschen einen Schlaganfall. Bei rund 30 000 dieser Patienten ist der Auslöser eine Verengung oder ein Verschluss der vorderen Halsschlagader (Carotis-Stenose). Diese Verengung entsteht durch Fettablagerungen an der Stelle, an der sich die Halsschlagader in einen inneren und einen äußeren Ast aufteilt.
Die Risikofaktoren für eine Gefäßeinengung sind Rauchen, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte. Häufig trifft es Menschen über 65 Jahre und Männer. Besonders gefährdet für einen Schlaganfall sind Patienten mit starken Verengungen (Stenosegrad über 70 Prozent) und Patienten, die bereits eine Durchblutungsstörung des Gehirns (Schlaganfall) durchgemacht haben.
Carotis-Stenosen können durch eine Ultraschalluntersuchung (Duplex-Sonographie) erkannt werden. Hierbei lässt sich das Ausmaß der Verengung (Stenosegrad) bestimmen und auch die Zusammensetzung des Materials, das für die Verengung verantwortlich ist (arteriosklerotisches Material). Weitere bildgebende Verfahren, die auf Röntgen- oder Magnetfelduntersuchungen beruhen, geben ebenfalls Auskunft über die Schwere der Erkrankung: CT-Angiographie, Kernspin-Angiographie, Katheter-Angiographie.
Konservative und operative Therapie
Für die Behandlung der Carotis-Stenose müssen zunächst alle Risikofaktoren behandelt werden: Das heißt für den Patienten Verzicht auf Zigaretten, Ernährungsumstellung und/oder die Einnahme von Medikamenten, damit Blutdruck und Cholesterinwerte sinken. Ebenfalls zum Einsatz kommen Medikamente, die das Verklumpen der Blutplättchen verhindern sollen, die Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalizylsäure (ASS) oder Clopidogrel.
Bei schweren Carotis-Stenosen ist die Operation eine wichtige Möglichkeit der Schlaganfallprävention. Durch Ausschälen der arteriosklerotischen Ablagerungen – Carotis-Desobliteration, Carotis-Thrombendarteriektomie (Carotis-TEA) – kann die Funktionsfähigkeit der erkrankten Arterie wiederhergestellt werden. Die Carotis-TEA wurde in mehreren Studien untersucht; die Analyse der Daten ergab, dass sie bei hochgradigen Stenosen (70 bis 99 Prozent) zu einer statistisch hochsignifikanten Reduktion des Schlaganfallrisikos führt.
Das Risiko, während der Operation einen Schlaganfall zu erleiden oder zu versterben, lag in den genannten Untersuchungen bei 2 bis 8 Prozent. Vor einer geplanten Operation muss daher sichergestellt sein, dass das Risiko der Operation geringer ist als das Risiko, innerhalb der nächsten Monate oder Jahre einen Schlaganfall zu erleiden. Die Komplikationsrate muss demnach bei Patienten, die bereits eine Hirndurchblutungsstörung erlitten haben (symptomatische Stenosen), unter 6 Prozent und bei klinisch beschwerdefreien Patienten (asymptomatische Stenosen) unter 3 Prozent liegen.
Nur so trägt die Carotis-TEA zur Schlaganfallprophylaxe bei. Prinzipiell sollte vor und nach der Operation eine neurologische Kontroll-Untersuchung erfolgen. Sonstige schwere Komplikationen wie Lungenentzündung oder Herzinfarkt werden bei der Carotis-TEA in max. 1 Prozent der Fälle beobachtet.
Stentgestützte Carotis-PTA: Alternative?
Seit einigen Jahren gibt es eine Alternative zur Operation der Carotis-Stenose: die Erweiterung der Arterie mit einem Ballonkatheter und einer Gefäßstütze aus feinstem Draht, einem Stent. Die Mediziner sprechen von der stentgestützten perkutanen transluminalen Angioplastie (PTA). Diese Kathetertechnik ist am Herzen längst Routine: Über die Leistenarterie führt der Arzt dem Patienten unter örtlicher Betäubung einen Ballonkatheter in das verengte Gefäß ein und dehnt es. Eine Gefäßstütze hält dann das Gefäß durchlässig.
In den Studien liegt bei dieser neuen Methode die Rate an Komplikationen wie Schlaganfall und Tod zwischen 3 und 7,4 Prozent. Mögliche Vorteile der stentgestützten PTA (Carotis-Stent) gegenüber der Carotis-TEA liegen in der geringeren Zugangsverletzung (Einstich in der Leiste), der Therapiemöglichkeit in örtlicher Betäubung und der schnellen Mobilisation und Entlassung des Patienten. Die PTA erfordert lediglich eine örtliche Betäubung in der Leiste und den Einstich in die Leistenarterie. Die Dauer der Behandlung liegt deutlich unter einer Stunde.
Fortschritte durch Schutzsysteme
Wichtig ist dennoch die Frage, welche für den einzelnen Patienten die beste Behandlungsmethode ist? Derzeit geben die vorliegenden aussagekräftigen Studien noch keine generelle Antwort. Aber immer mehr Kriterien lassen die PTA als die Methode der Zukunft erscheinen. Denn seit die PTA mit Stentimplantation erfolgt, sind die Ergebnisse besser geworden. Die Komplikationsrate sinkt und die Offenheitsrate steigt an.
Dennoch besteht weiterhin die Gefahr eines Verschlusses eines Gehirngefäßes (zerebrale Embolie) – der häufigsten Komplikation der PTA. Zur Vermeidung wurden in den letzten Jahren Schutzsysteme entwickelt. Hierdurch wird verhindert, dass Blutgerinnsel oder anderes Material, das sich während der Aufdehnung lösen kann, in ein Gehirngefäß fließt.
- Typ-2-Diabetes und das kranke Herz
- Engstelle behandeln – Schlaganfall vermeiden
- Wenn das Gehen Schmerz bereitet
von Dr. med. Klaus-Peter Mellwig
Leitung Lipidapherese-Tagesklinik und Lipidambulanz,
Leitung Sportkardiologie,
Leitung Kardiologische Intensivstation ,
Herz- und Diabeteszentrum NRW,
Universitätsklinik der Ruhruniversität Bochum,
Georgstraße 11, 32545 Bad Oeynhausen
E-Mail: kpmellwig@hdz-nrw.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (2) Seite 20-21
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike