- Behandlung
Frauen und Männer brauchen unterschiedliche Therapien
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Frauen mit Typ-2-Diabetes erleiden häufiger als Männer mit Typ-2-Diabetes einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall, Männern droht im Erkrankungsverlauf hingegen deutlich öfter eine Amputation. Auf diese Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurde bei einer Pressekonferenz des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) hingewiesen. Die Ursachen dieser ungleichmäßigen Verteilung sind jedoch sehr verschieden.
Frauen erkranken weltweit seltener und später an Typ-2-Diabetes als Männer, was auf ihren im Durchschnitt gesünderen Lebenswandel zurückgeführt wird. Neben der genetischen Veranlagung spielen Übergewicht und Bewegungsmangel eine wesentliche Rolle beim Entstehen der Erkrankung. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass Frauen mit Diabetes ein etwa 30 Prozent höheres Risiko haben, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, wie Dr. Hildegard Seidl, Fachreferentin für Gendermedizin an der München Klinik, bei einer Pressekonferenz des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) berichtete.
Das Risiko für diese typischen „Männerkrankheiten“ wird bei Patientinnen offenbar häufig unterschätzt. Sie erhalten deshalb seltener Medikamente zur Vorbeugung. Ihre Beschwerden werden mitunter zudem medizinisch nicht richtig eingeordnet, erklärte Seidl. Dies liegt auch daran, dass die Symptome im Frühstadium bei Frauen oft diffuser sind.
Gesundheit für viele Männer immer noch ein „Frauenthema“
Männer hingegen neigen dazu, seltener und später zum Arzt zu gehen, weshalb es im Falle einer Diabetes-Erkrankung häufiger zu Amputationen von Gliedmaßen kommt, die durch eine frühere Behandlung womöglich zu vermeiden gewesen wären. Problematisch sind in diesem Zusammenhang die Sprache und die Präsentation von Präventionsangeboten, erklärte Thomas Altgeld, Vorsitzender des Bundesforums Männer, Netzwerk Jungen- und Männergesundheit.
Die Werbung für Kurse zur Vorbeugung sei meist auf Frauen als Zielgruppe ausgelegt. Vor allem ältere Männer lassen sich nicht gerne helfen, weil sie dies als Schwäche empfinden. Sie nehmen deutlich seltener an Yoga- oder auch Kochkursen teil, die unter anderem dazu dienen sollen, Krankheiten zu verhindern. Sie müssten eher mit Themen wie „Fit im Job“ oder „Stressresilienz optimieren“ angesprochen werden, erläuterte Altgeld. Gesundheit sei für viele Männer immer noch ein „Frauenthema“. In ihrem sozialen Umfeld werde ein ungesunder Lebenswandel mitunter sogar als „besonders männlich“ und attraktiv im Sinne ihrer Geschlechterrolle bewertet. Dass Männer eine kürzere Lebenserwartung haben als Frauen, sei biologisch nicht zu erklären, so die Experten. Ursache sei das „soziale Geschlecht“.
Auch die Medikamentenforschung muss Unterschiede zwischen Frauen und Männern berücksichtigen
Dass Frauen und Männer unterschiedlich behandelt werden müssen, spielt im Übrigen bereits in der Medikamentenforschung eine Rolle, erklärte Annette Höhne, Medical Director Scientific Engagement and Implementation Science Novartis Pharma. Wirkstoffe und Dosis können sich – abhängig vom Geschlecht – unterscheiden. In Zulassungsstudien werde schon bei der Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer darauf geachtet, dass die Geschlechterverteilung die jeweilige Erkrankungshäufigkeit in der Gesellschaft widerspiegelt. Dies ist jedoch auch ein Grund, warum es bei einigen Leiden noch zu wenig geschlechterspezifische Forschung gibt.
Neben den bereits erwähnten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen mehr Studien mit Frauen nötig wären, gilt dies beispielsweise auch für Depressionen und für Brustkrebs bei Männern. Bei diesen Erkrankungen würden Symptome oftmals von den Betroffenen selbst nicht ernst genommen oder verdrängt, was dramatische Folgen haben kann. Das Thema Gendermedizin gewinnt aus diesen Gründen weiter an Bedeutung. Die Experten hoffen, dass künftig in Forschung und Therapie noch stärker auf geschlechtsspezifische Unterschiede geachtet wird.
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 6 Tagen, 7 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike