- Behandlung
„Hohe Werte für Ältere sind überholt“
3 Minuten
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) weist darauf hin, dass die Inkaufnahme hoher Blutzuckerwerte in der Therapie bei älteren Patienten mit Herzkreislauferkrankung überholt sind und verweist dabei auf aktuelle Studien.
Die Annahme, dass bei älteren Patienten mit Typ-2-Diabetes und Herzkreislauferkrankungen nicht so strenge Blutzuckerwerte bei der Therapie eingehalten werden müssen, ist überholt. Dies betont die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) e.V. mit Blick auf aktuelle unabhängige, internationale Studien.
Demnach können diese Patienten durch die Kombination des bewährten Standardmedikaments Metformin mit dem SGLT-2-Hemmer Empagliflozin oder GLP-1 Rezeptoragonisten ohne erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Unterzuckerung und Gewichtszunahme einen angemessenen Blutzuckerspiegel erzielen. Die DDG empfiehlt in ihren Leitlinien einen HbA1c-Zielwert von 6,5 bis 7,5 Prozent.
Studienlage legt Blutzuckersenkung auch für Ältere nahe
„Leider herrscht in der gängigen Praxis häufig noch die Annahme, eine starke Blutzuckersenkung sei bei älteren Patienten ohne Nutzen und erhöhe vielmehr das Risiko für Nebenwirkungen“, betont Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Mediensprecher und Past-Präsident der DDG. Behandlungskonzepte mit hohen Blutzuckerwerten und niedrigem therapeutischen Aufwand seien angesichts der aktuellen Studienlage aus Sicht der DDG nicht mehr vertretbar.
Aktuell ist auf dem amerikanischen „American Diabetes Association‘s 77th Scientific Sessions“ eine Studie für ein weiteres Diabetesmedikament der sogenannten Gliflozine vorgestellt worden: Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und einem bestehenden Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zeigte es gegenüber der herkömmlichen Behandlung eine deutliche Verringerung von kardiovaskulären Erkrankungen.
Laut der aktuell im New England Journal of Medicine erschienenen Studie senken Gliflozine – auch SGLT-2 Hemmer genannt – den Blutzucker, indem sie die Nieren veranlassen, überschüssige Glukose mit dem Harn auszuscheiden. Das führt zu einer leichten Blutdrucksenkung sowie einem Gewichtsverlust. Parallel wurde eine weitere große internationale Registerstudie mit amerikanischen und europäischen Daten veröffentlicht, die bei diesen Patientengruppen unter Behandlung von Gliflozinen ebenfalls auf eine signifikante Verringerung des Risikos für Herzkreislauferkrankungen hinweist.
Diese aktuellen wissenschaftlichen Forschungen bestätigen somit Erkenntnisse der EMPA-REG Outcome Studie zu Empagliflozin – einem Wirkstoff, dem nun auch der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in der jüngsten Neuauflage des Disease-Management-Programms (DMP) für bestimmte Patientengruppen mit Diabetes Typ 2 und Herzkreislauferkrankungen einen „beträchtlichen Zusatznutzen“ bescheinigt hat. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der EMPA-REG Outcome Studie wurden somit anerkannt.
Zusatznutzen für Empagliflozin
Die Studie, an der 7000 Männer und Frauen mit Diabetes und einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen teilnahmen, hatte in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt. Es zeigte sich, dass der Wirkstoff Empagliflozin das Auftreten des plötzlichen Herztods sowie die Entwicklung und Verschlechterung der Herzinsuffizienz bei Menschen mit bestehender Erkrankung des Herzkreislaufsystems drastisch senkt. Der Gesetzgeber hat erstmals dieser Substanz aus der Klasse sogenannter SGLT-2 Hemmer einen Zusatznutzen bescheinigt.
Normgerechte Blutzuckerwerte ohne Nebenwirkungen erreichen
Diese Substanzklasse senkt nicht nur den Blutzucker, sondern auch das Risiko einer gefährlichen Unterzuckerung und Gewichtszunahme. Normgerechte Blutzuckerwerte lassen sich im Rahmen eines individuell auf den Patienten abgestimmten Therapiekonzeptes demzufolge auch bei älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes ohne Nebenwirkungen erzielen, so die DDG. „Für die betroffenen Patienten ist das auch im höheren Lebensalter ein großer Lebensgewinn“, sagt Gallwitz.
Vorteile moderner Medikamente
Auch für die Medikamentenklasse der sogenannten GLP-1 Rezeptoragonisten, die als tägliche oder wöchentliche Injektion bei Diabetes Typ 2 gegeben werden, belegen Studienergebnisse eine Reduzierung des Herzinfarkt-Risikos. Nebenwirkungen der Gliflozine wie Pilzinfektionen im Genitalbereich, die zu Beginn der Behandlung auftreten können, sowie eine Übersäuerung des Blutes sind in der Regel gut zu therapieren.
Das gilt auch für Übelkeit und Völlegefühl – eine Nebenwirkung der GLP-1 Rezeptoragonisten. Im Vergleich zu früheren Medikamenten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko und den Gefahren von Unterzuckerung und Gewichtszunahme überwiegen nach Einschätzung der DDG hier eindeutig die Vorteile.
„In Kombination mit dem bewährten Standardmedikament Metformin lassen sich mit diesen Medikamenten durchaus Blutzuckerwerte innerhalb des normgerechten Zielkorridors erreichen ohne erhöhte Hypoglykämiegefahr und typische Folgekomplikationen vermeiden“, verweist Gallwitz auf den erheblichen Therapienutzen. Immerhin sei der größte Kostenfaktor bei der Behandlung des Diabetes nicht die Erkrankung selbst, sondern die hohe Gesamtsumme durch die typischen Folgekomplikationen.
Behandlung älterer Patienten auf moderne Füße stellen
„In Deutschland werden bei der Behandlung älterer Patienten mit Typ-2-Diabetes leider noch zu häufig auf Grundlage längst überholter Erkenntnisse Therapieziele mit Blutzuckerwerten propagiert, die nicht akzeptabel und für die Patienten ein völlig falsches Signal sind“, so Gallwitz. Angesichts der aktuellen wissenschaftlichen Studienergebnisse sei es aus Sicht der DDG sehr zu begrüßen, dass die internationale Diskussion über eine entsprechende Überarbeitung der Behandlungsleitlinien nun begonnen habe.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig