- Behandlung
ICR und ISF: Was steckt dahinter?
4 Minuten

Die Behandlung des Typ 1 Diabetes im Kindes -und Jugendalter erfolgt mit Insulin. Die notwendige Insulindosis variiert von Kind zu Kind und verändert sich über die Zeit. Folgende Faktoren beeinflussen sie:
Die "richtige" Insulinmenge und -dosierung, ist diejenige, mit der das Kind die Zielwerte (70-180mg/l bzw. 3,9-10mmol/L) , eine Zeit im Zielbereich von >70% sowie einen HbA1c <7% erreicht und dabei eine gute Gewichts-und Längenentwicklung zeigt.
Bei der Erstellung eines Insulinplanes sollte man sich zunächst über die
In der Remissionsphase (Erholungsphase) des Diabetes mellitus liegt die Tagesgesamtmenge oft unter 0,5 Einheiten Insulin pro Kilogramm (kg) Körpergewicht während vorpubertäre Kinder nach der Remissionphase 0,7-1 Einheit Insulin pro kg Körpergewicht benötigen. In der Pubertät steigt der Insulinbedarf durch die hormonelle Umstellung an, die täglich notwendige Menge kann 1-2 Einheiten pro kg Körpergewicht betragen. Anschließend sinkt der Insulinbedarf wieder ab und pendelt sich bei jungen Erwachsenen zwischen 0,7-1 Einheit pro kg Körpergewicht ein (siehe Tabelle 1). Von der Tagesgesamtmenge ausgehend unterteilt man den Insulinbedarf des Kindes oder Jugendlichen in einerseits das
Basalinsulin
Das Basalinsulin ist das Insulin, das der Körper auch ohne Zufuhr von Nahrung benötigt, um die von der Leber produzierte Glukose abzudecken. Der Anteil des Basalinsulins beträgt dabei in der Regel ca. 30-40% der Tagesgesamtmenge. Es wird in Form eines langwirkenden Insulins verabreicht oder in der Insulinpumpe als Basalrate mit einem kurzwirksamen Insulin einprogrammiert. Je nach Wirkdauer des Insulin wird es ein -oder zweimal pro Tag gespritzt, selten auch dreimal. In der Insulinpumpe wird die Basalrate kontinuierlich im Hintergrund abgegeben.
Mahlzeiteninsulin
Die Menge des zu verabreichenden Mahlzeiteninsulins ist, wie der Name es schon verrät, abhängig vom Kohlenhydratanteil der Mahlzeiten. Zur Berechnung wird das Insulin –Kohlenhydratverhältnis (ICR) benötigt.
ICR
Das Insulin-Kohlenhydratverhältnis ist die Menge an Kohlenhydraten (=KH) , die durch 1 Einheit Insulin abgedeckt wird. Beträgt die ICR z.B. 8, bedeutet das, dass 8 Gramm Kohlenhydrate von einer Einheit Insulin abgedeckt werden. Für 8 Gramm KH muss also eine Einheit Insulin gespritzt werden. Um zu errechnen, wie viel Insulin für eine Mahlzeit gespritzt werden soll, muss in diesem Beispiel die KH-Menge der Mahlzeit durch 8 geteilt werden. Wenn also 20 Gramm KH gegessen werden, muss die Gabe von (20:8) 2,5 Einheiten Insulin erfolgen.
Tageszeitenabhängige Insulinwirkung
Die Insulinwirkung ist in den frühen Morgenstunden und am Nachmittag deutlich niedriger als um die Mittagszeit und in der Nacht. Diese kommt durch den Einfluss weiterer, vom Körper freigesetzter Hormone zustande. Wachstums-, Stress- und Pubertätshormone werden z.B. in den frühen Morgenstunden freigesetzt und führen zu einer geringeren Insulinwirkung. In der Nacht hingegen ist die Insulinwirkung sehr stark, so dass deutlich weniger Insulin notwendig wird.
Auf die ICR übertragen bedeutet dies: Morgens wird für die gleiche Menge Kohlenhydrate mehr Insulin benötigt als mittags und abends, die ICR ist morgens also niedriger. Das Insulin-Kohlenhydrat-Verhältnis wird in Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzt:innen errechnet. Ob es korrekt ist, kann man ganz leicht zu Hause mit einem kleinen Test überprüfen: Vor dieser Mahlzeit sollte sich der Glukosewert im Zielbereich (70-180mg/l bzw. 3,9-10mmol/L) befinden. Es wird eine Mahlzeit mit exakt bekannter Kohlenhydratmenge gegessen. Liegt der Glukosewert zwei bis maximal drei Stunden nachder Mahlzeit nicht mehr als 20-30mg/dl (1,1 bis 1,7mmol/L) über dem Ausgangswert, ist die ICR korrekt.
Liegt der Glukosewert deutlich über dem Ausgangswert, muss die ICR angepasst werden: das Kind braucht für diese Menge an Kohlenhydraten mehr Insulin, der ICR -Wert muss also verkleinert werden.
Liegt der Glukosewert 2-3 Stunden nach der Mahlzeit deutlich niedriger als der Ausgangswert, muss der -ICR-Wert erhöht werden, da zu viel Insulin verabreicht wurde.
ISF
Um die Insulindosis korrekt berechnen zu können, benötigt man neben der ICR auch den ISF, also den Insulinsensitivitätsfaktor, auch Korrekturfaktor genannt. Dieser wird ebenfalls gemeinsam mit dem Diabetesteam festgelegt. Der ISF beschreibt, um wieviel mg/dl oder mmol/L eine Einheit Insulin den Blutzucker zu senken vermag. Er spielt damit eine wichtige Rolle bei der Korrektur zu hoher Glukosewerte. Ist der Glukosewert vor einer Mahlzeit bei z.B.: 250mg/dl, reicht es nicht aus, nur das für die Mahlzeit notwendige Insulin zu verabreichen. Es ist eine zusätzliche Menge an Insulin notwendig, um den Blutzucker in den Zielbereich zu senken. Auch beim ISF ist die zirkadiane Rhythmik zu beachten. Auch diese Faktoren sind in der Regel morgens niedriger als mittags und abends, da morgens das Insulin nicht so gut wirkt wie mittags. Während bei der Insulinspritzentherapie die ICR und der ISF täglich bei der Berechnung der Insulinmenge durch die Kinder oder die Eltern Beachtung finden (Apps können hierbei unterstützen!), spielen sie für die Anwender:innen einer Pumpentherapie oder eines AID-Systems nur bei der Programmierung der Pumpe eine Rolle. Die Pumpe kann mit diesen Werten den abzugebenden Mahlzeitenbolus und die Korrekturboli berechnen, wenn Glukosewert und Kohlenhydrate eingegeben werden. Einige AID-Systeme benötigen nur noch die ICR und berechnen den ISF auf der Grundlage hinterlegter Algorithmen selbst.
Ausfall des Automodus
Für einen eventuellen Ausfall des Automodus ist es jedoch unbedingt notwendig, dass die in der Pumpe hinterlegten Faktoren für ICR und ISF auf dem aktuellen Stand sind. Man sollte sie also in regelmäßigen Abständen zu Hause testen oder mit dem Diabetelogen/der Diabetologin in der Sprechstunde besprechen und, wenn notwendig, anpassen.
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tako111 postete ein Update vor 2 Tagen, 22 Stunden
Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 3 Tagen, 1 Stunde
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 2 Tagen, 10 Stunden
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 4 Tagen, 6 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 3 Tagen, 9 Stunden
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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