- Behandlung
Impfen gegen Grippe in Apotheken
4 Minuten
Wie sieht es mit dem Impfschutz gegen Grippe aus? Im März 2020 verabschiedete der Bundestag das „Masernschutzgesetz“. Darin geht es nicht nur um Masern, sondern es wurde unter anderem festgelegt, Apotheken im Rahmen von Modellprojekten Grippe-Schutzimpfungen zu erlauben.
Angesichts der Corona-Pandemie rückt die Grippe in der Aufmerksamkeit der Presse etwas in den Hintergrund. Ärzte und Gesundheitspolitiker haben aber gerade jetzt das Ziel, wenigstens die Grippe durch Impfungen so stark wie möglich zurückzudrängen. Die Zahl der Grippe- und COVID-19-Erkrankten soll das Gesundheitssystem nicht überfordern.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hebt hervor, dass höhere Impfquoten vor allem bei Risikogruppen – also chronisch Kranken, Senioren und Schwangeren – das Gesundheitssystem möglichst gut entlasten könnten. Dies ist im vergangenen Jahr sehr gut gelungen. Zum einen konnte die Impfquote erhöht werden, zum anderen haben die Abstandsregeln der Pandemie auch zu einer deutlichen Reduktion der Zahl der an Grippe Erkrankten geführt.
Grippe tritt plötzlich auf
Im Gegensatz zur Erkältung beginnt die Grippe sehr plötzlich. Die Patienten entwickeln innerhalb weniger Stunden hohes Fieber, Husten oder starke Halsschmerzen sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Sie sind sehr geschwächt und schlafen viel. Auftreten können ebenfalls, wenn auch selten, Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall. Die übliche Krankheitsdauer liegt bei fünf bis sieben Tagen. Sie kann jedoch auch deutlich länger sein, abhängig von der individuellen Konstitution sowie von Komplikationen und Risikofaktoren. Auch Einweisungen in ein Krankenhaus sind möglich.
Unterschiede zwischen Grippe und Erkältung |
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| Symptom | Grippe | Erkältung |
| Fieber | +++ | − |
| Husten | +++ | ++ |
| Kurzatmigkeit | − | − |
| Schnupfen | + | +++ |
| Niesen | – | +++ |
| Halsschmerzen | + | +++ |
| Gliederschmerzen | +++ | +++ |
| Kopfschmerzen | +++ | |
| Entkräftung | +++ | + |
| Durchfall | + | – |
| Auftreten | rasch | langsam |
| Quelle: www.data4life.care/de | Symptome −/+/++/+++: nicht bis stark | ||
Impfung am besten im Herbst
Die beste Zeit für die Impfung ist der frühe Herbst, zum Beispiel September oder Oktober. Ein späterer Termin kann jedoch auch sinnvoll sein. Nach der Impfung dauert es etwa zwei bis vier Wochen, bis sich Antikörper gebildet haben und das Immunsystem einen ausreichenden Schutz aufgebaut hat. Dieser hält etwa sechs bis zwölf Monate an und muss bei der „echten Grippe“ (Influenza) jährlich aufgefrischt werden. Jedes Jahr gibt es einen neuen Grippe-Impfstoff, der auf die aktuell zirkulierenden Virus-Varianten abgestimmt ist. Besteht zum geplanten Impfzeitpunkt eine akute behandlungsbedürftige Erkrankung mit Fieber über 38,5 Grad Celsius, sollte später geimpft werden.
Empfohlen für spezielle Gruppen
Die Influenza-Impfstoffe werden entweder tief ins Unterhautfettgewebe oder in den Muskel des Oberarms gespritzt, abhängig von der Zulassung. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten für Personen, für die die STIKO die Impfung empfiehlt. Dies gilt zum Beispiel für Menschen über 65 Jahren, chronisch Erkrankte wie Menschen mit Diabetes, außerdem für Schwangere. Insgesamt werden die Impfungen sehr gut vertragen. Müdigkeit, Kopfschmerzen und leichtes Fieber sowie Schmerzen an der Einstichstelle sind mögliche Nebenwirkungen, die in der Regel nach wenigen Tagen abklingen.
Grippe-Impfung
Wer mehr über die Grippe-Impfung wissen möchte, findet im Internet wissenschaftliche Informationen bei folgenden Institutionen:
Wer sich gegen COVID und Grippe impfen lassen möchte, kann dies auch gleichzeitig von seinem Arzt machen lassen.
Ärzte impfen – und Apotheker
In Deutschland gehen Patienten in der Regel zum Hausarzt, wenn sie geimpft werden wollen. In anderen Ländern beteiligen sich auch Apotheker erfolgreich am Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Beispielsweise in der Schweiz oder in Großbritannien ist es schon seit Jahren möglich und üblich, sich in Apotheken impfen zu lassen.
In Nordrhein hat der Apothekerverband sehr rasch im letzten Jahr mit der AOK Nordrhein ein Modellprojekt zur Grippe-Impfung ins Leben gerufen. Patienten, die bei der AOK Nordrhein versichert sind, können in den teilnehmenden Apotheken einen Termin vereinbaren. Sie werden in einem kurzen Anamnesegespräch zum Nutzen und zu den Risiken der Impfung aufgeklärt, das aktuelle Befinden wird ebenfalls abgefragt. Die Impfung erfolgt im Beratungsraum der Apotheke, der die Anforderungen des Paul-Ehrlich-Instituts bezüglich Hygiene und Diskretion erfüllt.
Der Impfstoff wird von der Apotheke zur Verfügung gestellt und zusammen mit dem Honorar für die Impfung direkt mit der Krankenkasse abgerechnet. Patienten sollten am besten ihren Impfpass für die Dokumentation mit in die Apotheke bringen.
Qualität gesichert durch Schulung
Die teilnehmenden Apotheker und Apothekerinnen wurden vorab umfassend von Ärzten und Ärztinnen in der Theorie und der Praxis rund um das Impfen geschult. Ein Curriculum der Bundesapothekerkammer wurde mit dem Paul-Ehrlich-Institut abgestimmt, um alle wichtigen Aspekte in Bezug auf die Qualität zu berücksichtigen und die Qualität sicherzustellen. Impfen dürfen nur die geschulten approbierten Apotheker. Ziel ist nicht, dass die Grippe-Impfung aus den Arztpraxen verschwindet, sondern, dass Patientengruppen angesprochen werden, die sich sonst nicht beim Arzt impfen lassen würden.
Die Auswertung des Modellprojekts im letzten Jahr in Nordrhein hat ergeben, dass es für fast ein Drittel der dort in Apotheken Geimpften die erste Grippe-Impfung überhaupt war. 12 Prozent der Impflinge hätten sich definitiv nicht impfen lassen, wäre dies nicht in der Apotheke möglich gewesen. Weitere 13 Prozent antworteten mit „weiß nicht“. Die Befragung unter den Geimpften ergab, dass 90 Prozent sehr zufrieden mit der Grippe-Impfung in der Apotheke waren und sich 94 Prozent wieder in der Apotheke gegen Grippe impfen lassen würden.
Eine Patientin sagt dazu: „Letztes Jahr habe ich in der Zeitung gelesen, dass man sich auch in der Apotheke gegen Grippe impfen lassen kann. Meine Apotheke durfte leider nicht mitmachen, weil sie nicht in der Pilotregion lag. Das fand ich schade, weil es doch so einfach ist, sich eben in der Apotheke impfen zu lassen. Jetzt habe ich gehört, dass meine Apothekerin geschult ist und teilnehmen kann. Weil ich AOK-Patientin bin, kann ich einen Termin machen. Ein tolles Angebot, da ich wenig Zeit habe und nur selten zum Arzt gehe.“
Arztpraxen werden entlastet
Diabetiker als chronisch Kranke sollten sich auf jeden Fall gegen die Influenza impfen lassen. Da viele Diabetiker weitere Begleiterkrankungen haben, gehören sie zur Risikogruppe für schwere Verläufe. Mittlerweile gibt es in fast allen Bundesländern Modellregionen des Pilotpojekts. Als Krankenkasse ist hier die AOK federführend beteiligt, möglicherweise ziehen andere gesetzliche Krankenkassen mit Verträgen nach.
Die Apotheker und Apothekerinnen machen gern bei dieser neuen Dienstleistung mit und arbeiten mit den Arztpraxen zusammen. „Wir schicken Patienten mit komplexen Erkrankungen und Risikofaktoren auf jeden Fall zum Arzt. Unser Ziel ist, durch das Angebot in der Apotheke die Aufmerksamkeit auf das Thema Impfen zu erhöhen. Wenn das erreicht wird, ist doch viel gewonnen. Außerdem können wir die Ärzte ein wenig entlasten“, so eine Teilnehmerin des Apotheker-Modellprojekts.
Schwerpunkt „Apotheken können mehr“
- Impfen gegen Grippe in Apotheken
- Diabetes im Griff – die Apotheke unterstützt dabei
- eRezept – Fragen und Antworten
- Informationen zu Diabetes für viele Zielgruppen
von Dr. Katja Renner
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (12) Seite 16-18
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 4 Tagen, 22 Stunden
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 4 Tagen, 4 Stunden
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 3 Tagen, 23 Stunden
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 21 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 20 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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